Agroscope RAC Changins, Eidg. Forschungsanstalt für Pflanzenbau, 1260 Nyon

Unkräuter bilden Resistenzen

Eine mühsame und undankbare Arbeit – das Jäten von Unkraut auf kultiviertem Land – wurde durch die Einführung von Herbiziden in den letzten Jahrzehnten enorm erleichtert. Und doch, der allgemeine Gebrauch dieser Produkte verursacht Probleme, die es heute zu beachten gilt. Es lassen sich grundsätzlich drei Hauptnachteile, verursacht durch den Einsatz von Herbiziden in grossem Stil, hervorheben: Verarmung der Flora auf Kulturland, Beeinträchtigung der Boden- und Fliessgewässer sowie die Entwicklung von resistenten Biotypen. Bezüglich herbizidresistenter Unkräuter ist einer der wichtigsten Faktoren, die Entwicklung von Resistenz zu begrenzen und die Resistenz nach ihrem Auftreten in Griff zu bekommen, die grosse Auswahl an Wirkstoffen, die dem Landwirt zur Verfügung steht. In diesem Zusammenhang stellt die Neubeurteilung, die aktuell auf europäischer Ebene die Bewilligung aller Pflanzenschutzmittel betrifft, ein grosses Risiko dar, diese breite Palette von Wirkstoffen empfindlich zu schmälern und damit die Handhabung von Resistenzproblemen deutlich zu verschärfen. Dies ist der Grund, weshalb es uns wichtig scheint, eine Bilanz der aktuellen Situation betreffend herbizidresistenter Unkräuter in der Schweiz zu ziehen (siehe Artikel auf Seite …)Schauen wir auf die Situation in anderen europäischen Ländern, sind die Probleme mit durch herbizidresistenten Unkräutern in der Schweiz vergleichsweise klein. Zugegeben, wir kennen eine ganze Anzahl triazinresistenter Unkräuter; auch nehmen in letzter Zeit Ungräser zu, die mit Isoproturon nicht mehr zu bekämpfen sind. Bis heute haben wir in etwa 15 Fällen bei Populationen von Windhalm (Apera spica-venti) eine Resistenz gegen dieses wichtige Getreideherbizid nachgewiesen. Glücklicherweise haben die Landwirte diese Resistenzfälle noch richtig im Griff, was darauf hin deutet, dass unsere Situation eigentlich noch komfortabel ist.Es ist interessant, die Ursachen dieser beneidenswerten Situation in der schweizerischen Landwirtschaft zu analysieren. Unser Produktionssystem ist durch die relativ geringe Grösse der Parzellen charakterisiert und weist ausserdem vielseitige Fruchtfolgen auf. Zudem vermindern Zonen im Landwirtschaftsgebiet ohne jegliche Herbizidbehandlung – hervorgerufen nicht zuletzt durch die Flächen des ökologischen Ausgleichs – den Selektionsdruck auf die Unkräuter der behandelten Felder. Schliesslich steht den Landwirten wie erwähnt eine grosse Palette von Wirkstoffen zur Verfügung.Es wurde schon oft beschrieben, dass herbizidresistente Unkräuter hauptsächlich und vorrangig in einseitigen Fruchtfolgen und bei systematischem Gebrauch desselben Herbizides oder von Wirkstoffen mit derselben Wirkungsweise auftreten. Das neueste Beispiel ist die aktuelle Vervielfachung der Resistenz gegen Glyphosat in den Vereinigten Staaten nach der wiederholten und systematischen Anwendung dieses Herbizides in transgenen Kulturen, meist in Monokulturen von Soja. Es ist weniger die transgene Technik an sich, die in Frage gestellt werden muss – gerade auf empfindlichen, zum Pflügen ungünstigen Böden ist sie agronomisch sehr interessant und in der Unkrautbekämpfung sehr effektiv – sondern der systematische Einsatz eines Wirkstoffes ist unvernünftig. In der Unkrautbekämpfung bleibt wie in den anderen Sparten der Phytomedizin die Diversität der Fruchtfolge, den Bekämpfungsmethoden und den Wirkstoffen Eckpfeiler einer gesunden und nachhaltigen Produktion. Um diese maximal erhalten zu können, müssen wir weiterhin umsichtig bleiben.

Zum kompletten Archiv