Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, CH-8046 Zürich

Graslandbewirtschaftung im Herbst und Ertrag im Frühling

Auf zwei Kunstwiesen im schweizerischen Mittelland wurde während drei Jahren die Auswirkung dreier unterschiedlicher letzter Nutzungstermine im Herbst auf den Grasbestand im darauf folgenden Frühling untersucht: Anfang Oktober, Ende Oktober und Ende November. Speziell interessierte die Frage, wie viel Pflanzenmasse beim Einwintern stehen muss, damit im Frühling ein kräftiger Wiederaustrieb gewährleistet bleibt. Die Auswirkungen des Zeitpunkts der letzten Nutzung auf den Ertrag im darauf folgenden Frühjahr waren hoch signifikant. Pro Kilogramm Gras, das zwischen Anfang Oktober und Ende November noch genutzt wurde, mussten im Frühling Ertragseinbussen von 0,34 kg Trockensubstanz TS im März bis 0,45 kg TS Anfang April verzeichnet werden. Dieser Verlust stieg im Mai auf 2,64 kg TS, falls die vor dem Winter verbleibende Grasmenge weniger als 300 bis 500 kg TS/ha betrug. Die mittels Grashöhe (Herbometer) ermittelten Ergebnisse zeigten denselben Zusammenhang. Die Grashöhe kann als einfache Messung zur Schätzung des Ertrags verwendet werden. Für die untersuchten Nutzungsarten «Schnitt» und «Weide» konnten keine unterschiedlichen Auswirkungen auf den Ertrag im Frühling festgestellt werden. Die Herbstnutzung von Wiesen und Weiden kann empfohlen werden, wenn die Bedingungen es zulassen und sichergestellt wird, dass vor dem Einwintern eine minimale Grashöhe von 5 bis 6 cm (Herbometer) respektive 8 bis 10 cm (Doppelmeter) vorhanden ist. Bei einer Nutzung unter diese Werte sind im Frühling grössere Ertragseinbussen zu erwarten.

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