Institut für Integrative Biologie, ETH Zürich, 8092 Zürich, Schweiz

Genetische Vielfalt in Wildpflanzen-Samenmischungen

Wildpflanzen-Samenmischungen werden häufig für die Ansaat von renaturierten Flächen genutzt, insbesondere um auf artenarmen Flächen die Artenvielfalt zu erhöhen. Allerdings sind die Konsequenzen solcher Samenmischungen für die genetische Vielfalt und die Fitness häufig nicht klar. Wir untersuchten die genetische Vielfalt von natürlich vorkommenden und angesäten Populationen der Kuckuckslichtnelke (Lychnis flos-cuculi) im Oberaargau im Schweizer Mittelland. In Experimenten im Feld, im Versuchsgarten und in der Klimakammer massen wir zudem die Effekte der genetischen Vielfalt, der Herkunft und der Umweltbedingungen auf das Wachstum und die Lebensfähigkeit der Pflanzen. Die genetische Vielfalt von natürlichen und angesäten Populationen unterschied sich kaum, aber die angesäten Populationen waren durch signifikant höhere Inzucht gekennzeichnet. Auch unterschieden sich die gesäten von den natürlichen Populationen deutlich in ihrer genetischen Zusammensetzung. Unsere Experimente zeigten, dass die angesäten Pflanzen sowie Pflanzen, die aus direkt bei den Samenproduzenten bezogenen Samen gezogen wurden, weniger häufig und tendenziell auch später blühten als Pflanzen der natürlichen Populationen. Ansonsten hatte die Herkunft oder die genetische Vielfalt kaum einen Einfluss auf die Fitness der Pflanzen. Daraus schliessen wir, dass die Ansaat mit Samenmischungen vor allem dann eine sinnvolle Massnahme darstellt, wenn die Produktion der Samen auf einer genügend breiten genetischen Basis erfolgt. Negative Fitness-Effekte sind dann kaum zu erwarten. Wenn immer möglich sollte aber natürliche Besiedlung aus der Umgebung bevorzugt werden.

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