ETH Zürich, Institut für Agrarwissenschaften, 8092 Zürich

Hybridgetreide hat Zukunft

Fehlende Lizenzeinnahmen verlangsamen die Züchtung von traditionellen Selbstbefruchtersorten bei Weizen und Gerste, damit vermindern sich die Aussichten für einen raschen Fortschritt. Seit einigen Jahrzehnten verändern sich aber die Sortentypen in Europa. Bei den Fremdbefruchtern Mais, Raps und Roggen sind erfolgreiche genetischbasierte Hybridsysteme geschaffen worden, die zu preiswertem Hybridsaatgut geführt haben. Ein entsprechendes System besteht nun auch für Gerste, bei Weizen fehlt es noch. Für Hybriden werden in der Regel zwei homozygote Linien verkreuzt, deren Erschaffung sieben Inzuchtgenerationen benötigt. Bei vielen Getreidearten kann dieser Prozess biotechnologisch auf einen Schritt abgekürzt werden, indem haploide Keimzellen zu Pflanzen mit verdoppelten Erbgut, Doppelhaploiden (DH) regeneriert werden, die genetisch identisch mit Inzuchtlinien sind. Biologisch gesehen sind Sorten der Selbstbefruchterarten Gerste und Weizen ertragsoptimierte Inzuchtlinien, daher darf man im Vergleich zu den Elternlinien nur kleinere Heterosisleistungen erwarten. Dennoch ist der Wiedereinstieg grosser Firmen in die Weizen- und Gerstenzüchtung zu beobachten. Warum? Selbst auf der politischen Ebene der G20 ist mittlerweile angekommen, dass Weizen, die Weltkulturart Nummer 1 für unsere Ernährung, einen sogenannten Waisenstatus eingenommen hat. Ein Weckruf in Zusammenarbeit mit Grossfirmen ist erfolgt. Diesen wird es genügen, wenn Landwirtinnen und Landwirte durch erhöhte Ertragssicherheit und soliden finanziellen Mehrertrag vom Saatgutwechsel überzeugt werden und damit langfristige Investitionen in die Züchtung wieder möglich werden. Für eher kleine Zuchtprogramme stellt sich mittelfristig die Frage, wann und wie die Anpassung an diese Entwicklung eingeleitet werden kann.

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