Wie geht es weiter mit der Weizenzüchtung?
In der Schweiz hat die staatliche Züchtung von krankheitsresistentem Qualitätsweizen eine lange Tradition, der Spielraum für deutliche Steigerungen des Ertragspotenzials ist jedoch noch nicht ausgereizt. Anders sieht es in der EU aus, wo die Züchtung fast ausschliesslich privat organisiert ist: dort wurde vor 100 Jahren zunächst der Ertrag einseitig gesteigert, bevor man sich später auf Qualität rückbesann. Auch bei Massenweizensorten stockt der Ertragsfortschritt mit gerade einmal 1 % pro Jahr, für die globale Ernährungssicherheit müssten es jedoch 2,5 % sein. Um dies zu erreichen, müsste man sehr viel mehr investieren. Aber dem steht der schwache Rückfluss von Lizenzeinnahmen entgegen. In manchen Ländern hat der Nachbauweizen einen Anteil von 50 % erreicht. Imposante Ertragssprünge sind in dieser Situation nicht zu erwarten, zumal der Ernteindex − der Anteil der Korn- an der Gesamtsprossmasse − heute mit über 50 % vermutlich am Optimum angekommen ist und seine Rolle als Motor des Fortschritts eingebüsst hat. Aber der Einsatz molekularer Werkzeuge präzisiert und beschleunigt die Züchtung −Methoden, die man auch oft unter dem Begriff «smart-breeding» zusammenfasst. Hier stehen wir beim hexaploiden Weizen erst am Anfang. Eine Verdoppelung der Fotosyntheseeffizienz ist angedacht, erfordert aber eine Neukonstruktion der drei Milliarden Jahre alten Fotosynthese, und lässt sich nicht in den nächsten Jahrzehnten verwirklichen. Somit wird der intelligente Einsatz ALLER Hilfsmittel nötig sein, um auf den Klimawandel mit begleitenden Maßnahmen zu reagieren, damit sich neue Sorten an das rasante Wechselspielen von Nässe und Trockenheit sowie Kälte und Hitze anpassen können. Gleiches gilt für die Anpassung an immer neue Schädlinge und Krankheiten in einer globalisierten Welt.
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