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Kampf gegen Antibiotikaresistenzen: Eine Pflanze reduziert Durchfall bei Ferkeln

Im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen muss auch in der Tierproduktion nach Alternativen zu Antibiotika gesucht werden. Die Futterpflanze Esparsette hilft, Durchfall bei Ferkeln nach dem Absetzen ohne Antibiotika-Behandlung zu vermeiden.

Durchfall bei Ferkeln ist in der Schweinezucht weltweit ein Problem. Er tritt nach dem Absetzen auf – ein einschneidendes und traumatisches Ereignis im Leben eines Ferkels. Getrennt von der Mutter und ohne mütterliche Antikörper muss es sich mit einer neuen Nahrung, einer neuen Darmflora und manchmal mit Krankheitserregern zurechtfinden, die sein Verdauungssystem auf eine harte Probe stellen. Ausserdem befindet es sich in einer neuen Umgebung mit neuen Artgenossen. Diese Umstände schwächen das Tier und es entwickelt oft Durchfall, meist in den ersten zehn Tagen nach dem Absetzen. Der Ursprung dieses Durchfalls ist nicht immer infektiöser Art, aber am häufigsten sind die auslösenden Bakterien enterotoxische Escherichia coli (ETEC). Absetzdurchfall verursacht wirtschaftliche Einbussen, einerseits durch die Kosten für veterinärmedizinische Massnahmen und andererseits durch die Mortalität der Ferkel.

Kampf gegen Antibiotikaresistenzen

In den meisten Fällen wird Absetzdurchfall mit Antibiotika behandelt. Diese vordergründig einfachste Strategie ist aber nur eine kurzfristige Lösung. Antibiotika-resistente Bakterien sind eine Gefahr für die menschliche Gesundheit, deshalb ist es wichtig, dass insbesondere in der Tierproduktion nach Alternativen zu Antibiotika-Behandlungen gesucht wird. Das Auftreten von Absetzdurchfall lässt sich auch mit einer optimierten Ernährung der Ferkel beschränken. Wie von Girard et al. (2018) gezeigt wurde, kann mit Kastanien-Tanninen die Schwere des Durchfalls reduziert und auf eine Behandlung mit Antibiotika verzichtet werden. Die Esparsette (Onobrychis viciifoli) ist ebenfalls ein tanninreiches Futtermittel. Ausserdem lässt sich diese Pflanze in der Schweiz leicht anbauen.

Um die Wirkungen der Esparsette auf Absetzdurchfall zu untersuchen, führten die Forschenden von Agroscope eine Studie mit zwanzig Ferkeln durch. Die Ferkel wurden in zwei Gruppen zu je zehn Tieren aufgeteilt. Die erste Gruppe erhielt eine Standard-Futterration gemäss den Schweizer Fütterungsempfehlungen, die zweite eine Ration mit 12,6 % Esparsette. Vier Tage nach dem Absetzen wurden die Ferkel oral mit einem ETEC-Stamm infiziert. Die Esparsette bewirkte bei den Ferkeln eine signifikante Reduktion der Schwere und Dauer des Durchfalls, ohne dass mit Antibiotika behandelt wurde.

Literatur

Girard M., Thanner S., Pradervand N., Hu D., Ollagnier C. & Bee G., 2018. Hydrolysable chestnut tannins for reduction of postweaning diarrhea: Efficacy on an experimental ETEC F4 model. PLOS ONE 13 (5), e0197878.

Fazit

  • Tannine sind für ihre antioxidativen und antibakteriellen Eigenschaften bekannt.
  • Die (tanninreiche) Esparsette hat bei einem Anteil von 12,6 % an der Futterration der Ferkel eine deutliche Wirkung auf Absetzdurchfall, der durch eine ETEC-Infektion ausgelöst wird.
  • Die Esparsette sollte als wirksamer, biologisch aktiver Bestandteil bei der Formulierung eines Futtermittels zur Reduktion von Absetzdurchfall berücksichtigt werden.
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