Agroscope, Universität Bonn, University of Leeds

Was frisst die einzelne Kuh auf der Weide?

Die Futterauswahl auf der Weide kostet den Kühen Zeit und Kraft. Mit dem Ziel einer optimierten Weidefütterung sowie einer effizienten Ressourcennutzung wurde die Futterauswahl von schweizerischen und neuseeländischen Holsteinkühen verglichen.

Bei weidebasierten Fütterungssystemen ist die Futteraufnahme der Kühe begrenzt. Dies limitiert in der Folge auch die Leistung der Milchkühe. Tatsächlich benötigen weidende Milchkühe deutlich mehr Zeit für die Futteraufnahme und fressen weniger Futter als im Stall gefütterte Kühe bei gleicher Grasqualität. Gleichzeitig wenden Kühe zusätzliche Energie für den Weidegang auf. Diese Energie fehlt ihnen – im Vergleich zur Stallfütterung – für die Milchproduktion oder für den Aufbau von Körpersubstanz.

Angebot und Nachfrage – Futterpräferenz und Futterauslese

Die individuelle Vorliebe beziehungsweise die Auswahl gewisser Futterpflanzen durch weidende Milchkühe könnte zur Steigerung der Futteraufnahme genutzt werden. Durch ein geeignetes Angebot an bevorzugten Futterpflanzen können die Produktivität, die effiziente Nähstoffumsetzung und das Wohlbefinden der weidenden Milchkühe verbessert werden, indem die Kühe bei einem optimalen Angebot weniger Zeit zur Futtersuche und -auslese aufwenden müssen. Durch diese Produktivitätssteigerung könnten auch die Emissionen reduziert werden.

Schweizerische und neuseeländische Holsteinkühe

Agroscope führte einen Weideversuch mit schweizerischen und neuseeländischen Holsteinkühen bezüglich der Futterauswahl auf der Weide durch. Die Ration der 32 Milchkühe bestand zu 100 % aus Weidegras, da im Stall kein Dürrfutter oder Kraftfutter verfüttert wurde.

Nachweis der Futterauswahl und Schätzung der Futteraufnahme

Zur Schätzung der aufgenommenen Futtermenge wurden Alkane im Weidegras und im Kot der Kühe als Marker benutzt.

Für den Nachweis der individuellen Futterauswahl wurden die für die einzelnen Pflanzen charakteristischen Stoffe (Alkane, langkettige Alkohole und langkettige Fettsäuren) verwendet. Als Zusatzinformationen dienten Angaben zur Milchmenge, zu den Milchinhaltsstoffen, zum Fress- und Wiederkauverhalten sowie die mit Pedometern aufgenommene Aktivität.

Hauptergebnisse

  • Die verwendete Methode zur Bestimmung der individuellen Futterauswahl von weidenden Milchkühen ergibt brauchbare Resultate.
  • Mit den Markergehalten (Alkane, langkettige Alkohole und langkettige Fettsäuren) lassen sich die einzelnen Pflanzen bzw. Pflanzengruppen unterscheiden.
  • Die beste Markerkombination konnte mit dem gewählten Versuchsansatz nicht auserkoren werden.
  • Innerhalb der neuseeländischen und schweizerischen Holsteinkühe bestehen grosse Unterschiede bezüglich Futterauswahl, aber zwischen den zwei Kuhtypen wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt.

Fazit

  • Der gewählte Ansatz zur Bestimmung der Futterauswahl weidender Milchkühe – Nachweis der charakteristischen Stoffe in den gefressenen Futterpflanzen und im Kot – scheint sich zu bewähren.
  • Die beste Markerkombination (Alkane, langkettige Alkohole und/oder langkettige Fettsäuren) zur Bestimmung der individuellen Futterauswahl konnte nicht auserkoren werden.
  • Innerhalb der Gruppe der neuseeländischen bzw. schweizerischen Holsteinkühe bestehen grosse Unterschiede bezüglich Futterauswahl auf der Weide, aber zwischen den zwei Kuhtypen wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt.
  • Der vorgestellte Ansatz ermöglicht die Pflanzenbestände auf Weiden den Bedürfnissen der individuellen Milchkühe besser anzupassen.
  • Wie die individuelle Futterauswahl der Kühe in Verbindung zur Nährstoffverwertung steht, gilt es noch zu untersuchen.

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