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Ist eine Ferkel­fütterung mit 100 % Biokomponenten möglich?

Die Einführung einer 100 % Biofütterung wird seit langem diskutiert. Ein Fütterungsversuch mit Ferkeln auf Praxisbetrieben zeigt, dass eine 100 % Biofütterung möglich ist und dass deren Einführung durch eine längere Säugezeit erleichtert wird.

In der biologischen Ferkelfütterung ist es eine Herausforderung, den hohen Ernährungsanforderungen der Tiere gerecht zu werden. Konventionelles Kartoffelprotein, dessen Verwendung zur Optimierung von Schweinerationen derzeit noch erlaubt ist, hat ein vorteilhaftes Aminosäurenprofil und erhöht damit die Stickstoffverwertung. Für eine 100 % Biofütterung muss diese Komponente durch andere qualitativ hochwertige Proteinkomponenten ersetzt werden, wie z.B. Milchpulver oder einen höheren Sojakuchengehalt. Eine weitere Option, die derzeit in den Bio-Standards nicht erlaubt ist, könnte der Zusatz von Aminosäurepräparaten sein.

Ein on-farm-Fütterungsversuch sollte zeigen, ob eine 100 % Biofütterung bei Ferkeln möglich ist, ohne dass es zu Einbussen hinsichtlich Leistung und Tiergesundheit kommt. Auf vier Praxisbetrieben wurden hierfür verschiedene 100 % Bio-Ferkelfutter getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass eine 100 % Biofütterung bei Ferkeln grundsätzlich möglich ist. Die Wachstumsleistungen der Kontroll- und Versuchsgruppen unterschieden sich nicht. Teilweise trat (Absetz-)Durchfall auf, welcher auf einem der Betriebe in den 100 % Bio-Futtergruppen länger anhielt. Der Sojakuchengehalt war in allen 100 % Biorationen erheblich höher. Da Soja Allergene enthält, auf welche Ferkel sensibel reagieren können, kann ein erhöhter Sojakuchengehalt eine mögliche Ursache für das Durchfallvorkommen sein. Auch leichte Defizite hinsichtlich der schwefelhaltigen Aminosäuren und Threonin sowie ein teilweise höherer Calciumgehalt im Versuchsfutter könnten zum Auftreten von Durchfall beigetragen haben. Da (Absetz-)Durchfall jedoch ein multifaktorielles Problem ist und dieser auch nicht auf allen Betrieben auftrat, konnten wir keinen direkten Zusammenhang zwischen 100 % Biofütterung und Durchfall ermitteln. Neben der anteiligen Erhöhung von Sojakuchen, den der Verzicht auf Kartoffeleiweiss nach sich zieht, wäre der Einsatz anderer Futterkomponenten erstrebenswert. Darüber hinaus ist eine Verlängerung der Säugezeit eine sinnvolle Strategie zur Umsetzung einer 100 % Biofütterung. Diese senkt den Anspruch an die Proteinqualität eines Ferkelfutters und fördert eine vielfältigere Futterzusammensetzung im Sinne des Tierwohls. Abschliessend gibt es nicht die eine Universallösung auf dem Weg zur 100 % Biofütterung. Vielmehr geht es darum, individuelle, auf den Betrieb angepasste Lösungen zu finden.

Das Projekt Bioschwein 100.0 – Fütterung von Bioschweinen unter Berücksichtigung der Fettqualitätsanforderungen und einer 100 %-Biofütterung – untersucht die Problematik der
100 %-Biofütterung von Schweinen im Hinblick auf Ferkelaufzucht, Nährstoffeffizienz in der Mast sowie Schlachtkörper- und Produktqualität. Für die Fütterung und Produktverarbeitung werden Lösungen erarbeitet. Projektpartner sind FiBL, HAFL, Suisag und Agroscope. Das Projekt wird vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und Bio Suisse finanziert.

Fazit

  • Ferkel mit 100 % Biofutter zu versorgen, ist ohne Leistungs- oder gesundheitliche Einbussen möglich.
  • Ein zu hoher Gehalt an Sojakuchen von über zwölf Prozent sollte vermieden werden. Dieser kann das Durchfallrisiko erhöhen.
  • Milchpulver ist eine hochqualitative Eiweissquelle, die zur Aufwertung eines Ferkelfutters eingesetzt werden kann. Dieser Zusatz erhöht jedoch den Futterpreis und steht in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung.
  • Bei wiederkehrendem Absetzdurchfall könnte der Einsatz von Milchpulver dennoch hilfreich sein, da es durch seine hohe Proteinqualität dem Ferkelfutter zugutekommt.
  • Eine verlängerte Säugezeit ist eine geeignete Strategie zur Umsetzung einer 100 % Biofütterung. Dadurch kann ein Leistungseinbruch nach dem Absetzen umgangen werden und Ferkel gedeihen besser.
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