BFH-HAFL

Nutztiere verwerten Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie

Die Nutztierhaltung steht wegen der Konkurrenz zwischen Futter- und Lebensmittelproduktion zum Teil in der Kritik. Nutztiere erfüllen jedoch eine wichtige Funktion, indem sie pflanzliche Nebenprodukte verwerten und so Nährstoffkreisläufe schliessen.

Die Bedeutung der Tiere zur Verwertung pflanzlicher Nebenprodukte aus der Lebensmittelgewinnung ist zwar prinzipiell bekannt, jedoch wurden die tatsächlich verwerteten Mengen pro Tierkategorie bisher nie im Detail quantifiziert. Insbesondere stellt sich die Frage, welche Tierarten wesentlich zur Verwertung der wichtigsten Nebenprodukte beitragen. In dieser Studie wurde der Beitrag der verschiedenen Tierarten an die Verwertung der Nebenprodukte untersucht. Dazu wurde anhand der im Inland verarbeiteten Rohwaren sowie der jeweiligen Lebensmittelausbeute der Anfall an Nebenprodukten und, basierend auf den Tierbeständen, der (Misch-)Futterverzehr der Tiere ermittelt. Abschliessend dienten die Eigenschaften der Nebenprodukte dazu, deren maximal möglicher Anteil im Mischfutter festzulegen.

Herkunft der Nebenprodukte

Pro Tonne verarbeitetem Brotweizen fallen in der Mehlmühle durchschnittlich rund 200 kg Mühlennebenprodukte an. Bei rund 650 000 t Brotgetreide, die jährlich in der Schweiz für die menschliche Ernährung verarbeitet werden, entstehen alleine aus der Mehlmüllerei über 140 000 t Nebenprodukte. Ebenso bleiben bei der Gewinnung von Speiseölen, beim Pressen von Süssmost, in Brauereien sowie in der Zuckergewinnung Rückstände übrig. In der menschlichen Ernährung finden diese nur in sehr geringem Masse Verwendung. Indem diese Produkte an Nutztiere verfüttert werden, können sie jedoch weiter für die Produktion von Lebensmitteln nutzbar gemacht werden. Dabei spielt der Einsatz im Mischfutter eine wesentliche Rolle.

Schweine und Geflügel als wichtige Verwerter

Schweizweit fallen pro Jahr insgesamt rund 365 000 t pflanzliche Nebenprodukte bei der Verarbeitung von Urprodukten in der Lebensmittelindustrie an. Mengenmässig sind die Nebenprodukte der Mehlmüllerei am wichtigsten (siehe Grafik). Die jährlich verfütterte Mischfuttermenge beläuft sich auf 629 000 t Schweine- und 367 000 t Geflügelfutter. Unter Berücksichtigung der Höchstanteile an Nebenprodukten im Mischfutter können bei diesen beiden Tierkategorien 196 000 t Nebenprodukte verwertet werden, 138 000 t davon im Schweine- und 58 000 t im Geflügelfutter.

Anfall von pflanzlichen Nebenprodukten in der Schweiz und deren Verwertungsmöglichkeiten im Schweine-, Geflügel- und Rindviehfutter.

Verwertung auch beim Rindvieh notwendig

Insbesondere bei den Mühlennebenprodukten wird jedoch deutlich, dass die anfallenden Nebenprodukte nicht vollständig über Schweine- und Geflügelfutter verwertet werden können. Knapp die Hälfte aller Nebenprodukte, nämlich rund 170 000 t, müssen über die Rindviehfütterung verwertet werden. Nach üblicher Definition handelt es sich bei diesen Produkten aufgrund des Nährstoffgehaltes um Kraftfuttermittel. Ein gewisser Kraftfuttereinsatz beim Rindvieh ist also aus Sicht einer sinnvollen Verwertung der Nebenprodukte notwendig. Bei 570 000 Schweizer Milchkühen als wichtigste «Konsumentinnen» im Rindviehbereich ist somit ein minimaler Verzehr von 300 kg Nebenprodukten pro Kuh erforderlich.

Fazit

  • Jährlich fallen in der Schweizer Lebensmittelverarbeitung rund 365 000 t pflanzliche Nebenprodukte an, welche über die Nutztierfütterung verwertet werden.
  • Über Geflügel- und Schweinefutter kann rund die Hälfte der Nebenprodukte verwertet werden. Die andere Hälfte gelangt in die Rindviehfütterung, weshalb ein minimaler Kraftfutterverzehr beim Rindvieh notwendig und sinnvoll ist.
  • Über alle Tierarten gesehen, bestehen Schweizer Mischfutter im Durchschnitt zu 20 Prozent aus Nebenprodukten aus der inländischen Lebensmittelgewinnung. Mischfutter leistet damit einen wesentlichen Beitrag, um die Nährstoffkreisläufe zu schliessen.
  • Falls die Tierbestände in der Schweiz deutlich zurückgehen, könnte eine vollständige Verwertung der anfallenden Nebenprodukte in der Tierernährung nicht mehr sichergestellt werden.
Zum kompletten Archiv