BFH-HAFL, MUUTU AG

Pferdegesundheit: Staub- und Ammoniakemissionen von acht verschiedenen Einstreumaterialien

In Pferdehaltungen kommt der Staub- und Ammoniakfreisetzung in Bezug auf die Atemwegsgesundheit eine hohe Bedeutung zu. In einem standardisierten Verfahren wurden acht verschiedene Einstreumaterialien auf diese Emissionen überprüft.

Auf dem Markt ist eine Vielzahl von verschiedenen Einstreumaterialien für Pferdehaltungen zu finden. Je nach Material werden unterschiedliche Eigenschaften der Einstreu hervorgehoben, wozu beispielsweise Staubfreiheit, Geruchslosigkeit, Verhinderung von Schimmelbildung, Ammoniakbindefähigkeit, Kompostierbarkeit, hohe Hygiene, Saugfähigkeit und Haltbarkeit zählen. Gesundheit und Wohlbefinden der Pferde spielen bei der Einstreuwahl eine zentrale Rolle.

Insbesondere der Atmungstrakt des Pferdes ist sehr empfindlich gegen Partikel und schädliche Gas in der Luft, aber auch der Atemwegsgesundheit der Stallmitarbeitenden muss Beachtung geschenkt werden.

Experimentelle Messung von Staub- und Ammoniakemissionen

In der Studie wurden acht verschiedene Einstreumaterialien (Weizenstroh, Holzgranulat, Papierschnitzel, Komposteinstreu (Bio-Waldboden®), Strohpellets, Eukalyptus-Hanfeinstreu, Leinen-Hanfeinstreu und Chinaschilf) unter standardisierten Bedingungen auf ihre Eigenschaften bezüglich Staubbildung und Ammoniakbindefähigkeit getestet, um äussere Einflüsse wie Stallklima und Aktivität der Pferde auszuschliessen. Zur Staubmessung wurden die Einstreumaterialien in eine rotierende Plastikkiste gebracht, wodurch ein extremer Einstreuprozess und damit verbundene Staubfreisetzung in der Pferdebox simuliert werden sollte. Für die Messung der Ammoniakemissionen wurden in Schalen mit 400 g Einstreu über sieben Tage definierte Mengen an Kot und Harn zugefügt. Die Komposteinstreu wurde zusätzlich mit den Einstreumengen von 200 g und 1500 g auf die resultierenden Ammoniakemissionen überprüft.

Abb. 1: Plastik-Drehkisten zur standardisierten Staubmessung. (Foto: Jan Kocher, HAFL)

Hauptergebnisse

  • Hanf-Eukalyptuseinstreu verursachte die höchsten Feinstaubemissionen, gefolgt von Leinen-Hanfeinstreu und Holzgranulat.
  • Demgegenüber lagen die Feinstaubemissionen von Komposteinstreu verglichen mit den anderen Einstreuarten sehr tief.
  • Auch 20 Minuten nach dem Aufwirbeln in den Plastikboxen senkten sich die Feinstaubkonzentrationen bei allen Einstreuarten mit Ausnahme von Komposteinstreu nicht unter die empfohlenen Grenzwerte.
  • Die Ammoniak-Emissionen (NH3) der Einstreumaterialien unterschieden sich an den verschiedenen Messtagen wenig, stiegen aber nach fünf Tagen alle weit über den empfohlenen Wert von 10 ppm an.
  • Bei der Komposteinstreu konnten die Ammoniakemissionen durch die Verwendung einer höheren Einstreudicke mit 1500 g Material bedeutend gesenkt werden.
  • Die gemessenen Staubkonzentrationen geben jedoch keinen Rückschluss auf die Zusammensetzung der Partikel, wobei der organische Staubanteil wie Schimmelpilze und Milben als entscheidend für die Lungengesundheit der Pferde angesehen wird.
Abb. 2: Mittlere Staubkonzentration PM 2.5 der acht verschiedenen Einstreumaterialien von 0 bis 20 Minuten nach dem Drehvorgang in den Plastikkisten.

Fazit

  • Durch die Einstreuwahl allein können weder kritische Staub- noch Ammoniakemissionen ausgeschlossen werden, so dass ein angepasstes Einstreu- und Stallmanagement entscheidend sein kann.
  • Zum Teil sank die Feinstaubkonzentration auch 20 Minuten nach dem Aufwirbeln nicht wieder unter die empfohlenen Grenzwerte, was in der Praxis insbesondere nach dem Einstreu- und Wischvorgang im Stall beachtet werden sollte.
  • Die Einstreudicke scheint insbesondere bei der Komposteinstreu ein entscheidender Faktor für die Minimierung von Ammoniakemissionen zu sein.
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