Agroscope

Protected Site: sieben Jahre Freilandforschung mit gentechnisch veränderten Pflanzen

Ein gesichertes Feld am Agroscope-Standort Reckenholz ermöglicht Freilandforschung mit gentechnisch veränderten Pflanzen (GVP). Neben Forschungsresultaten liefert es Erkenntnisse zum möglichen Umgang mit GVP in der Landwirtschaft und bietet der Öffentlichkeit ein Schaufenster in diese Forschung.

Bereits Anfang der 1990er-Jahre führte Agroscope in Changins die ersten Feldversuche mit gentechnisch veränderten Kartoffeln durch. Doch in den folgenden Jahren wurde die Gentechnik in der Schweiz zunehmend kontrovers diskutiert. 2005 beschloss das Schweizer Stimmvolk ein fünfjähriges Moratorium für den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVP), das jedoch Freilandforschung ermöglicht. Das Moratorium wurde dreimal verlängert und dauert bis 2021. Eine weitere Verlängerung um vier Jahre ist derzeit in Vernehmlassung.

Vandalenakte machen aufwändige Sicherung nötig

Kurz nach Annahme des Moratoriums gab der Bundesrat 2005 ein nationales Forschungsprogramm zur Erforschung der Chancen und Risiken von GVP in Auftrag (NFP 59; www.nfp59.ch).Bereits 2008, im ersten Projektjahr, wurde ein Grossteil der Versuchsparzellen eines Feldversuchs mit GV-Weizen am Agroscope-Standort Reckenholz durch Vandalen beschädigt.

Eine zentrale Empfehlung des NFP 59 war, dass Feldversuche mit GVP für den Forschungsstandort Schweiz wichtig sind und die hohen Kosten für deren Schutz nicht mehr zu Lasten der Forschungsgelder gehen sollten. So wurde 2013 der Bau und Betrieb einer Protected Site am Agroscope-Standort Reckenholz (ZH) in die Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation aufgenommen. Seit März 2014 ist das umzäunte Feld in Betrieb.

Apfelbäume und Ackerkulturen erforscht

Die Protected Site ist etwa 3 ha gross. Zwischen 2017 und 2020 sind parallel jeweils vier Projekte gelaufen. Bei den meisten Versuchen ging bzw. geht es um die Erforschung der Krankheitsresistenz von Pflanzen (Abb. 1). Erforscht wurden neben Apfelbäumen die Ackerkulturen Winter- und Sommerweizen, Kartoffeln, Mais und Gerste.

Abb. 1 | Feldversuch mit GV-Kartoffeln auf der Protected Site. Rechts der Bildmitte die Sorte Atlantic mit zwei Resistenzgenen aus Wildkartoffeln, links dieselbe Sorte ohne Resistenzgene und mit starkem Befall von Krautfäule. (Foto: Agroscope, Brunner S.)

Herausforderungen bei Feldversuchen mit GVP

Agroscope betreibt die Protected Site, stellt die landwirtschaftliche Grundbetreuung sowie die Umsetzung der Biosicherheitsmassnahmen sicher und engagiert sich für die Kommunikation. Sie unterstützt die Forschenden bei der aufwändigen Erarbeitung eines Freisetzungsgesuchs. Das Genehmigungsverfahren beim Bundesamt für Umwelt dauert mindestens ein halbes Jahr. Gibt es Einsprachen, so verlängert sich dieses nochmals signifikant. Weitere Erschwernisse im Vergleich zu Feldversuchen ohne GVP sind die Auflagen, welche die Wahrscheinlichkeit minimieren, dass GVP ausserhalb des Versuchsfeldes gelangen.

Moratorium und neue Züchtungsmethoden

In den nächsten Jahren wird die Feldforschung mit GVP dadurch beeinflusst, ob und wie das 2021 auslaufende Anbaumoratorium verlängert wird. Wenngleich die Feldforschung bei einer Verlängerung weiterhin möglich bleibt, wäre die anwendungsorientierte Forschung aufgrund fehlender Perspektiven weniger interessant.

In der Pflanzenforschung und -züchtung sind heute die neuen Methoden der Genom-Editierung (z.B. CRISPR/Cas), bei welcher ausgewählte Abschnitte des Erbguts gezielt verändert werden können, nicht mehr wegzudenken. International werden aktuell mindestens 140 marktorientierte Nutzpflanzen mittels Genom-Editierung entwickelt. In der Schweiz sind aktuell sämtliche genom-editierten Organismen dem Gentechnik-Gesetz unterstellt, wobei aus wissenschaftlicher Sicht national und international eine Differenzierung gewünscht wird. Genom-editierte Pflanzen werden daher in naher Zukunft auch auf der Protected Site erforscht werden.

Fazit

  • Auf der Protected Site werden bzw. wurden seit 2014 sechs mehrjährige Feldversuche mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen durchgeführt.
  • Agroscope übernimmt mit der Protected Site den Schutz der Versuche und entlastet Forschende bei der Umsetzung der Biosicherheitsauflagen und der Kommunikation.
  • Durch die Versuche werden nicht nur die vielfältigen Wechselwirkungen von Kulturpflanzen und ihrer Umwelt besser verstanden, sondern auch Optionen für die Schweizer Landwirtschaft aufgezeigt sowie Erfahrungen im Vollzug der gesetzlichen Vorschriften und in der Umsetzung der verfügten Biosicherheitsmassnahmen gewonnen.
  • In Zukunft werden auf der Protected Site auch Versuche mit Pflanzen durchgeführt, die mittels der neuen Züchtungsverfahren verändert wurden.
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