Agroscope

Potenzial und Grenzen der ökonomischen Leistungsfähigkeit von Schweizer Milchbetrieben

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Milchproduktion zu steigern, muss die Leistungsfähigkeit der Betriebe erhöht werden. Agroscope zeigt, dass die Produzenten mehrheitlich effizient arbeiten, die Produktivitätsunterschiede aber gross sind.

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Milchproduktion zu steigern, muss die Leistungsfähigkeit auf Betriebsebene erhöht werden. Es stellt sich daher die Frage, welche Massnahmen zur Steigerung der Produktivität, der Effizienz und schließlich der Einkommen der Betriebe getroffen werden können.

Agroscope analysierte die Leistungsfähigkeit spezialisierter Schweizer Milchviehbetriebe und deren Entwicklung über die Zeit. Es wurde untersucht, ob sich die Betriebe hinsichtlich ihrer eingesetzten Produktionstechnologien gruppieren lassen und sich die Produktivität zwischen diesen Technologiegruppen unterscheidet. Ausserdem interessierte, ob die Betriebe ihre Erträge durch eine Effizienzsteigerung, d.h. verbesserte Managementpraktiken, steigern könnten. Zum Schluss wurde untersucht, inwiefern es Schweizer Milchviehbetrieben gelungen ist, ihre Leistungsfähigkeit über die Zeit zu verbessern und welche Massnahmen dafür getroffen wurden. Die Datengrundlage bilden die Buchhaltungsdaten von spezialisierten Milchviehbetrieben der Zentralen Auswertung über den Zeitraum 2003 bis 2013.

Schweizer Milchviehbetriebe lassen sich in drei Technologieklassen gruppieren

Im Vergleich zu den übrigen Milchviehbetrieben sind Betriebe der produktivsten Technologieklasse 1 grösser, produzieren intensiver, halten mehr Milchkühe (Anzahl total und je Hektar), haben eine höhere Milchleistung und höhere Erträge aus dem Verkauf von Milch und anderen Produkten. Sie liegen hauptsächlich in der Tal- oder Hügelregion, nutzen eher Freilaufstallsysteme, die zur Teilnahme am freiwilligen staatlich gefördertem Tierwohlprogramm berechtigen, und produzieren eher silofreie Milch, die für die Rohmilchkäseproduktion verwendet wird.

Im Gegensatz dazu sind Betriebe der am wenigsten produktiven Technologieklasse 3 häufiger in den Bergregionen angesiedelt. Diese Milchviehbetriebe sind vergleichsweise klein, produzieren extensiv, nutzen eher Anbindeställe und produzieren eher Trinkmilch.

Die «durchschnittliche» Klasse 2 liegt zwischen diesen beiden extremen Technologieklassen in Bezug auf die untersuchten Indikatoren.

Der Grossteil der Schweizer Milchviehbetriebe arbeitet effizient

Bei der Analyse der Leistungsfähigkeit ist es wichtig, dass die natürlichen Produktionsbedingungen berücksichtigt werden, denn diese bestimmen, wie produktiv ein Betrieb sein kann und wie effizient er seine Inputs nutzt.

Die Analysen zeigen, dass der Grossteil der Schweizer Milchviehbetriebe sehr effizient arbeitet. So liegt das

Effizienzsteigerungspotenzial der Betriebe der Technologieklasse 1 bei 2 %, in Technologieklasse 2 bei 4 % und in Technologieklasse 3 bei 12 %. Das heisst, dass ohne eine substantielle Änderung der Produktionstechnologie, keine grossen Effizienzsteigerungen erreicht bzw. erwartet werden können.

Nur mit einem Technologiewechsel ist eine Leistungssteigerung möglich

Die Analyse zeigt, dass eine Verbesserung der Produktivität durch einen Technologiewechsel erreicht werden kann. Wenn ein Betrieb der Klasse 2 neu mit der Technologie der Klasse 1 effizient arbeiten würde, könnte er seinen Output um 20 % steigern. Wenn Betriebe aus der am wenigsten produktiven Klasse 3 die Technologie der Klasse 2 nutzen würden, dann könnten sie 27 % mehr erwirtschaften. Mit der Technologie der Klasse 1 könnte ihre Leistung sogar um 39 % gesteigert werden. Allerdings zeigen die Analysen auch, dass der Grossteil der Betriebe seine Produktionstechnologie über die Zeit nicht substantiell angepasst hat.

Leistungssteigerungen und Intensivierung sind notwendig für ein stabiles oder besseres Einkommen

Betriebe, die in der produktivsten Klasse 1 bleiben, konnten ihre Produktion, Arbeitsproduktivität und Einkommen über die Zeit deutlich steigern. Im Gegensatz dazu waren Betriebe der zweiten und dritten Klasse nicht in der Lage, das Produktions- und Produktivitätsniveau so weit zu steigern, dass das Einkommen über den gesamten Betrachtungszeitraum erhöht (oder zumindest gehalten) werden kann.

Die wenigen Betriebe, die in der beobachteten Periode zu einer produktiveren Technologie wechselten, produzierten zunehmend intensiv, der Anteil der Direktzahlungen am landwirtschaftlichen Einkommen sank. Der Anteil des ausserbetrieblichen Einkommens am Haushaltseinkommen nahm ab bei insgesamt steigendem landwirtschaftlichen Einkommen. Bei den wenigen Betrieben, die in eine weniger produktive Technologieklasse wechselten, nahm die Arbeitsproduktivität und die Produktionsintensität ab und der Anteil an Direktzahlungen und ausserbetrieblichem Einkommen nahm zu.

Fazit

  • Ohne einen Wechsel der Produktionstechnologie, ist das Potential für Leistungssteigerungen in der Schweizer Milchproduktion gering.
  • Die beträchtlichen Unterschiede in der Produktivität sind zu einem grossen Teil auf die natürlichen Produktionsbedingungen zurückzuführen und nur bei einem kleinen Teil der Betriebe auf einen ineffizienten Einsatz der Produktionsmittel.
  • Nur Betriebe, die ihre Produktion intensiviert haben, konnten eine Verbesserung ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit erreichen.
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