Agroscope

Notvorrat vor, während und nach den Corona-Massnahmen des Bundes

Agroscope Science 116, 2021, 1-29

Je älter die Befragten, desto besser kennen und befolgen sie die Empfehlungen zum Notvorrat. Erfahrungen aus dem ersten Lockdown können mithelfen, dass künftig mehr Vorräte angelegt werden.

Als Basis für die vorliegende Agroscope-Studie dienten die Daten aus einer repräsentativen Umfrage im Jahre 2020 durch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) unter rund 1000 in der Schweiz lebenden Personen. Die Agroscope-Forschenden untersuchten mittels multivariater Analysemethoden die Gründe für das Anlegen von Haushaltsvorräten gemäss den Vorgaben des Bundesamtes für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) vor und während des ersten Lockdowns (13. März bis 26. April 2020) sowie nach der COVID-19-Pandemie. Dabei wurden die folgenden drei Forschungsfragen beantwortet:

  • Bestanden bereits vor dem ersten Lockdown in 2020 unterschiedliche Gruppen innerhalb der Schweizer Bevölkerung bezüglich Wissen über die Empfehlungen des BWL bezüglich Notvorrat und dem tatsächlichen Verhalten (das Anlegen von Notvorräten)? Wie lassen sich diese Gruppen charakterisieren?
  • Welchen Einfluss hatten soziodemographische Charakteristika auf die Entscheidung, zwischen dem 13. März und 26. April 2020 mehr Nahrungsmittel- und Getränkevorräte anzulegen als üblich?
  • Welchen Einfluss haben soziodemographische Charakteristika auf die Absicht, nach der COVID-19-Krise Notvorräte anzulegen?

Vor dem Lockdown: Unterschiede zwischen Jung und Alt

Die Gesamtheit der befragten Personen lässt sich hinsichtlich Wissen und Verhalten in drei Gruppen einteilen. Personen mit einem hohen Durchschnittsalter und einem geringeren Bildungsniveau scheinen sensibler für das Thema Haushaltsvorräte zu sein. Hingegen gehen speziell jüngere, gut ausgebildete Personen aus der französischsprachigen Schweiz den Empfehlungen des BWL vergleichsweise weniger nach.

Während des Lockdowns: ein Röstigraben

Soziodemographische Charakteristika können die Entscheidung, ob während des ersten Lockdowns vom 13. März bis 26. April 2020 Lebensmittelvorräte über das gewohnte Mass hinaus angelegt wurden oder nicht, nur zu einem kleinen Teil erklären.

Frauen waren tendenziell eher dazu geneigt, ihren Lebensmittelvorrat zu erhöhen. Darüber hinaus zeigten Personen aus der französisch- und italienischsprachigen Schweiz im Vergleich zu Personen aus der deutschsprachigen Schweiz eine höhere Wahrscheinlichkeit, umfassendere Lebensmittelvorräte anzulegen.

Leere Regale motivieren zur Vorratshaltung

Es zeigt sich sehr deutlich, dass Personen, die während des ersten Lockdowns 2020 besorgt waren, gewisse Lebensmittel nicht mehr zu erhalten, in Zukunft eher bereit sind, Lebensmittel- und Getränkevorräte entsprechend den Empfehlungen des BWL anzulegen.

Fazit

  • Notvorräte werden eher von der älteren Bevölkerung angelegt.
  • Frauen sowie Personen aus französisch- und italienischsprachigen Regionen waren im ersten Lockdown 2020 eher geneigt, Notvorräte über das gewohnte Mass hinaus anzulegen.
  • Personen, die im ersten Lockdown 2020 besorgt waren, gewisse Lebensmittel nicht mehr zu finden, sind zukünftig eher bereit, Notvorräte anzulegen. Gleiches gilt für Personen, die einer Risikogruppe angehören.
  • Neben Informationskampagnen für die gesamte Schweizer Bevölkerung zur Vorratshaltung durch das BWL sollten gezielte Informationsangebote für jüngere gut ausgebildete Personen aus der französischsprachigen Schweiz bereitgestellt werden.
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