Agridea, Agroscope, FiBL, Fachhochschule Changins, Weinbauzentrum Wädenswil

Schweizer Wein der Zukunft – Welche Erwartungen haben die Konsumentinnen und Konsumenten?

Wein der Zukunft – AGRIDEA, April 2021, 1-29

Bei der Einführung neuer Rebsorten spielt die Akzeptanz der Konsumierenden eine entscheidende Rolle. Eine Konsumentenumfrage der Agridea zeigt eine grosse Offenheit für pilztolerante Sorten, die sich für besonders umweltschonende Anbaumethoden eignen.

Die Bekämpfung von Pilzkrankheiten ist eine grosse Herausforderung im Weinbau. Gleichzeitig wird die Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes von der Gesellschaft und von Umweltorganisationen gefordert. Neue Rebsorten zur Verbesserung der Krankheitstoleranz werden seit einigen Jahren entwickelt und bieten einen vielversprechenden Lösungsansatz.

Der Anteil an pilztoleranten Rebsorten an der gesamten Schweizer Rebfläche bleibt aber bescheiden und dementsprechend selten finden sich diese Sorten im Verkauf. Mit der Frage, wie sie am besten in das Schweizer Weinsortiment integriert werden können, beschäftigt sich das landwirtschaftliche Beratungsprojekt «Schweizer Wein der Zukunft». Das zu 60 % durch das Bundesamt für Landwirtschaft BLW finanzierte Projekt wird durch ein Konsortium bestehend aus der AGRIDEA, dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau FiBL, Agroscope, der Hochschule Changins sowie dem Weinbauzentrum Wädenswil geleitet.

Umfragen zum Kaufentscheid von Schweizer Wein

Als Teil dieses Projekts wurden zwei Umfragen zum Gewicht von Umweltbelangen bei der Kaufentscheidung von Schweizer Wein durchgeführt. Eine erste Umfrage wurde durch die AGRIDEA und die Hochschule Changins entwickelt. Diese semi-quantitative Befragung an der Weinmesse Arvinis in Genf-Palexpo im November 2019 lieferte erste Ergebnisse. Eine zweite Umfrage wurde im Frühling 2020 durch die AGRIDEA online realisiert. Die Ergebnisse der beiden Umfragen sind sich trotz der Verzerrung der Stichprobe in der ersten Umfrage sehr ähnlich.

Bei den Umfrageteilnehmenden handelt es sich um den Kernmarkt für Schweizer Wein: 80 % der Teilnehmenden trinken mindestens einmal pro Woche Schweizer Wein. Obwohl ein Cluster «Tradition» abgegrenzt werden konnte (18 % der Stichprobe), die den traditionellen Sorten den Vorzug gibt, zeigen die Befragten insgesamt eine grosse Offenheit für neue Rebsorten. Ein weiterer Cluster «Bio» (8,5 % der Stichprobe) konnte anhand der Einkaufskriterien unterschieden werden, der insbesondere für die Einführung toleranter Rebsorten interessant ist.

Wichtige Einkaufskriterien sind neben dem Geschmack auch die Rebsorte für die Deutsch- und Westschweiz. Während für die Deutschschweiz das Kriterium «regionales Produkt» wichtiger ist, geben die Westschweizer/innen dem Kriterium «Keller oder Weingut» den Vorzug.

Konsumierende erwarten umweltschonende Anbaumethoden für den gesamten Weinbau

Eine Kernfrage der Umfrage war, wie die Teilnehmenden die Entwicklung des Weinbaus in der Schweiz erwarten. Die Antworten zeigen, dass die Konsumierenden umweltschonende Anbaumethoden für den gesamten Weinbau erwarten und nicht nur für die biologische Produktion. Ausserdem wird sowohl das Fortbestehen traditioneller als auch die Entwicklung neuer Rebsorten erwartet.

In Bezug auf die toleranten Rebsorten kennt rund die Hälfte der Teilnehmenden solche Weine und die meisten davon haben sie auch schon gekostet. Die Antworten auf die Degustationen sind sehr unterschiedlich. Kommentare wie «neue Aromen», «wenig Charakter» oder «hängt vom Winzer und Vinifikation ab» zeigen, dass es hier noch viel Potential gibt. Der Frage der Degustation wird das Projekt-Modul zur Befragung von Winzer/innen weiter auf den Grund gehen.

Erwartungen der Umfrageteilnehmenden an die Entwicklung des Schweizer Weinbaus.

Fazit

  • Die Offenheit gegenüber neuen Rebsorten ist gross und bringt gute Voraussetzungen für die Einführung von pilztoleranten Rebsorten.
  • Neue Rebsorten stehen nicht in Konkurrenz zu traditionellen Rebsorten. Es wird vielmehr eine parallele Entwicklung erwartet.
  • Die Konsumierenden erwarten weitere Entwicklungen in umweltverträglichen Anbaumethoden für den ganzen Weinbau und nicht nur in der Bio-Produktion. Die Kommunikation zu umweltverträglichen Praktiken ist entscheidend.
  • Die Bekanntheit toleranter Rebsorten setzt sich (noch) nicht in effektive Wein-Käufe um, aber es besteht ein Interesse. Die Kommunikation zu diesen Sorten muss weitergeführt werden.
  • Der Geschmack ist das wichtigste Einkaufskriterium, was die Wichtigkeit von Degustationen für die Einführung von Weinen aus neuen Rebsorten zeigt und die Rolle der Verkaufsperson unterstreicht.
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