Agroscope, ApiZoom, EPFL, Identitas AG

Bienenhaltung – eine mobile Applikation zur Bekämpfung der Varroamilbe

Ein einfaches Smartphone könnte schon bald zu einem unverzichtbaren Verbündeten für Imker im Kampf gegen die Varroamilbe werden. Als erste ihrer Art in der Schweiz wurde eine mobile Applikation entwickelt, welche diese winzigen Parasiten im Bienenstock identifizieren und zählen kann.

Neue Technologien unterstützen die Imkerei im Kampf gegen die Varroamilbe. ApiZoom Sàrl, ein Schweizer Start-up, welches von der EPFL unterstützt und vom Zentrum für Bienenforschung von Agroscope und der Identitas AG begleitet wird, hat eine mobile Applikation entwickelt, die Varroamilben automatisch auf der Varroa-Unterlage eines Bienenkastens zählt. Diese mobile Applikation, welche mit dem landwirtschaftlichen Innovationspreis 2020 des Kantons Freiburg ausgezeichnet wurde, könnte zu einem wertvollen Werkzeug in der Imkerei werden und irgendwann das mühsame visuelle Zählen von toten Varroamilben ersetzen.

Bienenkasten. (Foto: ApiZoom sàrl)

Gefährlicher und schwer zu erkennender Parasit

Die Bienenhaltung leidet seit Jahrzehnten unter einer besonders schädlichen parasitären Milbe: Varroa destructor. Der Bienengesundheitsdienst (BGD) empfiehlt zur Bekämpfung die regelmäßige Überwachung des Varroabefalls der Bienenvölker. Die Referenztechnik besteht im Auszählen der toten Varroamilben auf der sogenannten Varroa-Unterlage in jedem Bienenvolk. Dabei wird die Varroa-Unterlage unter dem Bienenstock platziert und durch ein Gitter vom Bienenvolk getrennt. Vom Anteil toter Varroamilben auf der Unterlage lässt sich der Gesamtbefall im Bienenvolk abschätzen. Diese Form der Überwachung ist jedoch arbeitsintensiv, da die Parasiten sehr klein (weniger als 2 mm), schwer zu erkennen, manchmal in großer Zahl vorhanden und zudem mit Abfällen vermischt sind. Die Kontrolle erfordert ein gutes Sehvermögen und muss während der Saison mehrmals wiederholt werden.

Künstliche Intelligenz als Hilfe für die Bienen

Die Qualität der Fotosensoren von Smartphones der neusten Generation eröffnet den Bienenhaltern neue Perspektiven: sie können Varroamilben mit hoher Präzision unterscheiden. Die resultierenden Bilder lassen sich in Bildanalyseverfahren integrieren und eine automatische Zählung mit Techniken der künstlichen Intelligenz durchführen. Dies bietet die Applikation ApiZoom. Das Erkennungsmodell, entwickelt mit Hilfe von Lernmethoden für neuronale Netze, wird regelmäßig validiert und aktualisiert.

Im digitalen Zeitalter ermöglicht die mobile Erfassung und Zentralisierung von Daten mit einer Applikation wie ApiZoom, die systematische statistische Analyse der Entwicklung der Varroapopulation, in quasi Echtzeit für eine Region oder ein Land. Unsere Bienen, die es gewohnt sind zusammenzuarbeiten, würden eine solche Vorgehensweise nicht ablehnen, vor allem, wenn diese Daten in ihrem Interesse zur Anwendung kommen.

Fazit

  • Das nun verfügbare Bildanalysemodell ist unter optimalen Bedingungen mit der menschlichen Sehleistung vergleichbar.
  • Die Qualität der Ergebnisse hängt von der verwendeten Kamera, den Lichtverhältnissen am Bienenstand sowie der Dichte des Abfalls auf der Varroa-Unterlage ab.
  • Der technologische Fortschritt sowie die immer grössere Anzahl Bilder, die für das Training des Modells zur Verfügung stehen, werden die aktuellen Einschränkungen verringern und die Ergebnisse weiter verbessern.
  • Die zentralisierte Datenerfassung, welche die Anwendung ermöglicht, dürfte sich für die Forschung und die regionale Überwachung des Varroabefalls als sehr nützlich erweisen. Die Zusammenarbeit zwischen privaten Akteuren und Behörden bietet sich an.
  • Weitere Informationen zur mobilen Applikation finden Sie auf der Apizoom-Website: https://www.apizoom.app.
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