Agroscope, Walloon Agricultural Research Centre, BIOS Science Austria, Prešov University, Norwegian Institute of Bioeconomy Research, Flanders Research Institute for Agriculture, CREA – Council for Agricultural Research and Economics, Lithuanian Research Centre for Agriculture and Forestry, Agri-Food and Biosciences Institute, Swedish University of Agricultural Sciences, ATK – Centre for Agricultural Research, Teagasc, Environment, Soils and Land-Use Research, Thünen-Institute of Climate-Smart Agriculture

Kohlenstoff im Boden binden – Treibhausgase kompensieren

Global Change Biology 2021;00:1–18

Agroscope untersuchte mit Projektpartnern das Kohlenstoffspeicherpotential in Böden für 24 europäische Länder. Jährlich liessen sich 0,1 bis 27 % der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft durch Kohlenstoffspeicherung kompensieren.

Treibhausgase lassen sich nur durch ein Paket an Massnahmen vermindern. Agroscope-Forschende untersuchten im Rahmen des EU-Projektes EJP SOIL zusammen mit Projektpartnern anhand von Literaturdaten einen Aspekt davon. Daraus entstand die Publikation «Achievable agricultural soil carbon sequestration across Europe from country-specific estimates», erschienen in der wissenschaftlich begutachteten Zeitschrift Global Change Biology. Es geht darin um die Erhöhung der Kohlenstoffspeicherung in Böden, um landwirtschaftliche Treibhausgasemissionen zu kompensieren. Dabei zeigte sich, dass jedes Land dieses Ziel nur durch länderspezifische Massnahmen erreichen kann. Denn in jedem Land findet man eine andere Situation vor: Böden mit unterschiedlichen Kohlenstoffgehalten, diversen Bewirtschaftungssystemen und daraus folgend unterschiedliche Massnahmen, die zum Ziel führen. Gemäss aktuellen nationalen Schätzungen liessen sich jährlich 0,1 bis 27 % der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft durch zusätzliche Kohlenstoffspeicherung in landwirtschaftlichen Böden kompensieren.

Pflanzenkohle könnte in der Schweiz mithelfen

Frankreich etwa könnte mit Agroforst-Systemen gute Resultate erzielen; Belgien wiederum würde mit Ackerbau zur Bioenergiegewinnung am besten fahren. Für die Schweiz und Norwegen fanden die Autoren heraus, dass der Einsatz von Pflanzenkohle oder Tiefpflügen mögliche Optionen wären. Das Tiefpflügen ist ein problematischer Weg, denn er kann irreversible Schäden an den Böden verursachen. Pflanzenkohle ist sehr stabil und hat darüber hinaus weitere Vorteile – einer davon ist der Umstand, dass die Methode keinen zusätzlichen Stickstoff braucht, um den Kohlenstoff im Boden zu binden. So werden auch Stickstoffemissionen reduziert.

Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz von Pflanzenkohle und die möglichen Risiken für die Bodengesundheit müssen allerdings noch weiter erforscht werden. Zudem ist es schwierig, den Erfolg zu validieren, da die Umstellung der Bewirtschaftung im Boden erst nach längeren Zeiträumen messbar ist.

Die 4p1000-Initiative lässt sich nicht erreichen

Die 4p1000-Initiative wurde ins Leben gerufen, um genau das Ziel zu erreichen: Kohlenstoff kontinuierlich im Boden zu speichern. Dabei haben die Initianten vorgeschlagen, den Kohlenstoffgehalt der Böden in den oberen 40 cm relativ um jährlich 0,4 % zu erhöhen. Die Schätzungen von Agroscope und den Projektpartnern deuten darauf hin, dass dieses Ziel mit den bisher national vorgeschlagenen Massnahmen nicht zu erreichen ist – die untersuchten Länder erreichen lediglich Werte zwischen 0,003 und 0,28 %.

Fazit

  • Die Potentiale zur Kohlenstoffspeicherung sind länderspezifisch.
  • Für nachhaltige Erfolge braucht es Kombinationen von Massnahmen und Vorgehensweisen.
  • Das Ziel lässt sich nur erreichen, wenn Landwirtinnen und Landwirte mit im Boot sind und Forschende vor Ort beratend zur Seite stehen.
  • Länderspezifische Abschätzungen implizieren eine jährliche potentielle Kompensation der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen zwischen 0,1 und 27 %.
  • Pflanzenkohle könnte für die Schweiz eine wichtige Rolle spielen.
  • Die 4p1000-Initiative lässt sich nach bisherigem Kenntnisstand mit den beschriebenen Massnahmen nicht umsetzen – nur ein Wert zwischen 0,03 und 2,8 ‰ Einlagerung pro Jahr wäre möglich.
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