Proteinfütterung mit Hilfe des Harnstoffgehalts in der Milch optimieren
Foto: Agroscope, Gabriela Brändle
Überschüssiger Stickstoff wird über den Harn ausgeschieden und führt zu höheren Ammoniakemissionen. Bei Milchkühen lässt sich der Stickstoff im Harn anhand des Harnstoffgehalts der Milch abschätzen. Auf dieser Basis kann die Proteinfütterung optimiert werden.
Um die Umweltziele im Bereich Ammoniak zu erreichen, müssen in der Milchviehhaltung alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Fütterungsstrategien setzen dabei zu Beginn der Stickstoffkette an.
Hauptquelle für Ammoniak: Stickstoff aus dem Harn
Eine Überversorgung der Milchkühe mit Rohprotein führt zu einer vermehrten Ausscheidung von Stickstoff im Harn. Dies gilt es zu vermeiden, da Ammoniak überwiegend aus Stickstoff im ausgeschiedenen Harn entsteht.
Der Milchharnstoffgehalt ist aus der monatlichen Milchkontrolle verfügbar. Um die Zusammenhänge zwischen dem Milchharnstoffgehalt und den Stickstoffausscheidungen im Harn unter Berücksichtigung des Rohproteingehaltes in der Ration aufzuzeigen, wurden in dieser Studie Versuchsresultate aus neueren Untersuchungen zusammengefasst und ausgewertet.
Je grösser der Rohproteinüberschuss im Futter, desto mehr Stickstoff im Harn
Die Grundlage dafür bildeten praxisnahe Datensätze von Agroscope der Jahre 2014 bis 2018 aus Stoffwechselversuchen in Posieux und Messungen im Emissionsversuchsstall in Tänikon. Die Bandbreite der Rohproteingehalte der Rationen über alle Versuche hinweg war gross. Die Auswertung zeigte, dass sich die Rohproteingehalte der einzelnen Rationen in den Stickstoffausscheidungen über den Harn widerspiegelten.
Harnstoff in der Milch als Indikator für Stickstoff im Harn
Auch zwischen dem Harnstoffgehalt der Milch und dem Stickstoff im Harn war ein deutlicher linearer Zusammenhang erkennbar. Da die Stickstoffausscheidungen auf Praxisbetrieben nicht messbar sind und auch der Rohproteingehalt der Ration auf vielen Betrieben nicht regelmässig analysiert wird, kann der Milchharnstoffgehalt zur Einordnung der Stickstoffausscheidung herangezogen werden. Dieser steht Milchviehbetrieben basierend auf der monatlichen Milchkontrolle auf Einzeltierebene bzw. periodisch aus Tankmilchproben zur Verfügung. Milchharnstoffgehalte, die in Proben sowohl mit der enzymatischen «Referenzmethode» als auch mit der bei der offiziellen Milchkontrolle angewendeten «Mittleren Infrarotspektroskopie» (MIRS) bestimmt wurden, zeigten eine grosse Übereinstimmung.
Fazit
- Versuchsdaten von Agroscope zeigen eine gute Korrelation zwischen dem Rohproteingehalt in der Ration und der Stickstoffausscheidung im Harn.
- Zwischen dem Milchharnstoffgehalt und der Stickstoffausscheidung im Harn ist auf Herdenebene ein deutlicher Zusammenhang erkennbar.
- Der Milchharnstoffgehalt als verfügbarer Messwert aus der monatlichen Milchkontrolle gibt Hinweise auf die Stickstoffversorgung und -ausscheidung.
- Durch gezielte Kontrolle und Anpassung der Fütterung können Ammoniakverluste oft bereits zu Beginn der Stickstoffkette minimiert werden.
Literaturhinweis
Proteinfütterung mit Hilfe des Harnstoffgehalts in der Milch optimieren