Agroscope

Wiesenmilch ist wirtschaftlich dank besserem Milchpreis und tiefen Grundfutterkosten

Die Produktion von Wiesenmilch entspricht einem Kundenbedürfnis. Sie ist an bestimmte Auflagen betreffend Fütterung und artgerechter Tierhaltung geknüpft. Agroscope hat untersucht, unter welchen Umständen sich die Wiesenmilchproduktion lohnt.

Die artgerechte Tierhaltung ist gemäss Umfragen ein wichtiges Bedürfnis von Schweizer Konsumenten und Konsumentinnen. Entsprechend findet das Wiesenmilchlabel von IP-Suisse im Detailhandel grössere Verbreitung. Für Milchbetriebe ist es deshalb wichtig zu erfahren, ob sich die Wiesenmilchproduktion für sie aus wirtschaftlicher Sicht lohnt und ob der höhere Milchpreis mögliche Mehrkosten kompensiert.

Studie überprüft Wirtschaftlichkeit von Wiesenmilchbetrieben

In dieser Studie wurden die Kosten und Leistungen von zehn Wiesenmilchproduzenten auf Stufe Betriebszweig ausgewertet. Mithilfe von Modellrechnungen wurden die Mehr- bzw. Minderkosten im Vergleich zu Weidebetrieben und Silagebetrieben ohne Wiesenmilchlabel berechnet und unter Berücksichtigung des Zuschlags für die Wiesenmilch hinsichtlich Wirtschaftlichkeit verglichen.

Die untersuchten Wiesenmilchbetriebe, welche in Grösse und Milchleistung etwa dem durchschnittlichen Wiesenmilchbetrieb in der Talzone entsprechen, erhalten dank des Labels einen Zuschlag von 5 Rp./kg Milch, wodurch ein Milchpreis von 64,9 Rp./kg erzielt wird. Durch den Verkauf von Tieren und den Erhalt von Direktzahlungen werden weitere Einnahmen erzielt. So stehen Leistungen von 107,9 Rp./kg Vollkosten von 128,9 Rp./kg gegenüber, was einem Kostendeckungsgrad von 84 % entspricht. Die Arbeitsverwertung beträgt Fr. 16,90 pro Stunde bei einer Milchleistung von 7660 kg pro Kuh und Jahr.

Umstieg unter bestimmten Voraussetzungen lohnenswert

Nun kann berechnet werden, wie hoch der Zuschlag für die Wiesenmilchproduzenten sein müsste, damit sie dieselbe Arbeitsverwertung erzielen wie andere Produktionsformen mit höherem Kraftfuttereinsatz und höheren Milchleistungen (Abb. 1).

Abbildung 1: Zuschlag für die Wiesenmilchproduzenten, damit sie dieselbe Arbeitsverwertung erzielen wie andere Produktionsformen mit höherem Kraftfuttereinsatz und höheren Milchleistungen.

Es zeigt sich, dass der typisierte Wiesenmilchbetrieb sogar ohne Zuschlag wirtschaftlich bessergestellt ist als Modellbetriebe mit Ganzjahressilage und einer Milchleistung unter 10’000 kg (Schnittpunkt zwischen gelber Linie und Nulllinie der y-Achse in Abbildung 1). Dies liegt vor allem an den tieferen Grundfutterkosten dank Weidegang im Sommer. Mit einem Zuschlag von 5 Rp./kg erzielt der Wiesenmilchbetrieb dieselbe Arbeitsverwertung wie ein Silagebetrieb mit 11’300 kg Milchleistung.

Im Vergleich zu Weidebetrieben mit höherem Kraftfuttereinsatz wären die Wiesenmilchbetriebe ohne Zuschlag wirtschaftlich unterlegen (blaue Linie verläuft stets über Nulllinie der y-Achse). Aufgrund des Zuschlags von 5 Rp./kg sind sie jedoch bessergestellt als Weidebetriebe mit weniger als 9800 kg Milchleistung (blaue Linie verläuft bis 9800 kg Milchleistung unter dem Wert von 5 Rp./kg).

Diese Studie wurde mitfinanziert vom Schweizer Tierschutz STS und von IP-Suisse.

Fazit

  • Wenn lediglich kleine Anpassungen am Produktionssystem nötig sind, ist die Umstellung auf die Wiesenmilchproduktion aufgrund des Zuschlags von 5 Rp./kg wirtschaftlich.
  • Wenn der Kraftfuttereinsatz reduziert werden muss, um die Anforderungen an das Label zu erfüllen, ist eine wirtschaftliche Abwägung notwendig.
  • Die Umstellung zur Wiesenmilchproduktion ausgehend von einer Hochleistungsstrategie (ggf. kombiniert mit Ganzjahressilage) ist wahrscheinlich nicht rentabel und unter Umständen auch nicht ohne weiteres möglich. Dies, weil die Tiergenetik möglicherweise nicht passt, oder weil bestehende Bauten, Maschinen bzw. Einrichtungen zur Futterkonservierung ggf. weder verkauft noch umgenutzt werden können und somit das wirtschaftliche Ergebnis weiterhin belasten.
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