Agroscope, Fachstelle Pflanzenschutz des Kantons Bern, Grangeneuve, Strickhof, Schweizer Bauernverband SBV

Erdmandelgras: Welche Bekämpfungsstrategien funktionieren in der Praxis?

Erdmandelgras bereitet als invasives Unkraut den Schweizer Produzenten im Acker- und Gemüsebau erhebliche Probleme. Akteure aus Forschung und Praxis haben in einem vierjährigen Projekt verschiedene Bekämpfungsstrategien on farm evaluiert.

Erdmandelgras (EMG) vermehrt und verbreitet sich hauptsächlich durch Wurzelknöllchen und kann zu erheblichen Ertragsausfällen im Acker- und Gemüsebau führen. Das invasive Unkraut weist ein sehr hohes Vermehrungspotential auf und hat sich seit den 1990er Jahren in der Schweiz stellenweise stark verbreitet.

Aktuelle Verbreitung des Erdmandelgrases in der Schweiz. Quelle: Nationale Koordination Erdmandelgras, Alexandra Schröder (Stand 2021).

Wirksame Bekämpfungsmethoden entwickeln und umsetzen

Gegen das EMG gibt es nicht «die» effektive oder einfach umzusetzende Bekämpfungsmethode. Es ist daher dringend notwendig, erfolgreiche Bekämpfungsstrategien für befallene Flächen zu entwickeln und umzusetzen. Am erfolgversprechendsten ist eine Kombination von verschiedenen, aufeinander abgestimmten Massnahmen. Zudem muss der Verschleppung des EMG grosse Aufmerksamkeit geschenkt werden. Um saubere Flächen zu schützen, müssen Lohnunternehmer über das Vorhandensein des Unkrauts informiert und alle Maschinen nach dem Einsatz auf einer befallenen Fläche gereinigt werden. Darüber hinaus wäre eine landesweite Meldung und Kartierung ein wichtiger Beitrag für eine systematische, schweizweite Bekämpfung von EMG.

Projekt zur Evaluation der Bekämpfungsstrategien

In einem vierjährigen Projekt haben sich das Bundesamt für Landwirtschaft, Agridea, Branchen- und Produzentenorganisationen, kantonale Fachstellen, der Schweizer Bauernverband und Agroscope zusammengeschlossen und die Situation evaluiert. Mit einem ‘Co-creation’-Ansatz wurden auf 21 befallenden Flächen in sechs Kantonen unterschiedliche Bekämpfungsstrategien verglichen und die Entwicklung der Knöllchenzahlen im Boden verfolgt. Die eingesetzten Kontrollmassnahmen wurden von den Landwirten zusammen mit der kantonalen Beratung erarbeitet und anschliessend eigenverantwortlich umgesetzt. Agroscope führte das Monitoring des EMG-Befalls durch. Für jede untersuchte Fläche erfasste man die angebaute Kultur, ausgebrachte Herbizide und die Art der Bodenbearbeitung.

Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und Herbizide gegen Erdmandelgras

Maisanbau mit den richtigen Begleitmassnahmen eignet sich am besten, um EMG zu bekämpfen. Auf den erfolgreichen Betrieben wurde der Mais in der Regel spät (bis Mitte Juni), nach wiederholter ganzflächiger Bodenbearbeitung und Behandlung mit Dual Gold (S-Metolachlor), angebaut. Zusätzlich wurde im Nachauflauf mit Herbiziden behandelt. Durch eine wiederholte Bodenbearbeitung vor der Maissaat – im 2- bis 5-Blatt-Stadium des EMG –werden die jungen EMG-Pflanzen beschädigt oder an die Oberfläche geholt, wo sie anschliessend vertrocknen. Das ist sehr effektiv und verhindert die Neubildung von Knöllchen.

Weizenanbau führte in einigen Fällen zu einem deutlichen Rückgang der Knöllchenzahlen, in anderen Fällen blieben sie konstant. Kunstwiesen können das Unkraut unterdrücken oder sogar reduzieren, solange eine intensive Nutzung möglich ist. Glyphosat hat nur auf junge EMG-Pflanzen eine gute Wirkung (bis 3-Blattstadium). Eine Anwendung ist daher nur bei kleinen Befallsnestern sinnvoll.

Fazit

  • Es ist sehr schwierig, stark befallene Flächen von EMG freizubekommen. Mit geeigneten Massnahmen kann die Knöllchendichte im Boden jedoch erheblich (bis zu über 90 %) reduziert werden.
  • Bei einem schwachen Befall bzw. einem Erstbefall bestehen gute Chancen auf eine Sanierung.
  • Am effektivsten kann EMG im Maisanbau bekämpft werden.
  • Eine erfolgreiche Bekämpfung ist in jedem Fall langwierig und erstreckt sich über mehrere Jahre. Dabei müssen verschiedene Massnahmen kombiniert und professionell ausgeführt werden.
  • Um in der Schweiz eine weitere Ausbreitung des EMG zu verhindern, wäre eine nationale Meldung und Kartierung wichtig.
  • Eine regelmässige Beratung der Landwirte ist unabdingbar, da die EMG-Bekämpfung sehr komplex, zeit- und kostenaufwendig ist.
  • Es ist wichtig zu kommunizieren, dass die Bewirtschafter gegen EMG nicht machtlos sind, auch wenn es «die» einfache und effektive Bekämpfungsmethode nicht gibt.  
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