Herausforderungen für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung – eine Bestandsaufnahme
Foto: Agroscope,
G. Brändle
Agroscope Science Nr. 117, 2021
Die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der vielseitigen Bodenfunktionen steht vor verschiedenen Herausforderungen – in der Schweiz und in ganz Europa. Eine in der Schweiz durchgeführte Umfrage unter Personen aus Praxis, Behörden und Forschung zeigt Probleme und Lösungsansätze auf.
Im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms European Joint Programme SOIL (EJP SOIL) wurden in der Schweiz 32 Personen aus Praxis, Verbänden, Beratung, Ausbildung, Behörden und Forschung zu verschiedenen ‘Soil Challenges’1 befragt. Die befragten Personen beurteilten die Relevanz der verschiedenen ‘Soil Challenges’, ausserdem äusserten sie Ideen und konkreten Lösungsansätze zur Verbesserung der aktuellen Situation.
Vielfältige Herausforderungen für die Bodenbewirtschaftung
Die Befragten waren sich weitgehend einig, dass die grössten Herausforderungen für eine nachhaltige landwirtschaftliche Bodennutzung in der Schweiz die Verdichtung, die Versiegelung, die Erosion, der Humusverlust, der Verlust an biologischer Aktivität und Diversität, sowie die Schadstoffkontaminationen sind (Abb. 1). Ebenfalls als relevant betrachtet wurden der schlechte Zustand der Drainagesysteme, sowie qualitativ ungenügende Bodenverbesserungen und Rekultivierungen. Einige dieser ‘Soil Challenges’ werden durch aktuelle oder geplante politische Massnahmen bereits angegangen und sind Gegenstand vergangener oder laufender Forschungsaktivitäten, wie die Tabelle 1 veranschaulicht. Bei anderen ‘Soil Challenges’ ist entweder der Wissensstand, die Berücksichtigung in der Politik oder beides zum jetzigen Zeitpunkt noch gering.
Tabelle 1: Zusammenfassung der Bedeutung der ‘Soil Challenges’, der entsprechenden Wissensbasis und deren Berücksichtigung bei politischen Massnahmen.
Verbesserungsansätze für den landwirtschaftlichen Bodenschutz
Zur verstärkten Erarbeitung, Verbreitung und Anwendung von Wissen über nachhaltige Bodenbewirtschaftung wurde eine Vielzahl von Ansätzen genannt. Eine Auswahl relativ oft genannter Ansätze umfasst:
- Die Kommunikation, Zusammenarbeit und Vernetzung im landwirtschaftlichen Wissenssystems rund um die Themen “Bodenschutz” und “bodenschonende Anbaumethoden” sollte verbessert werden. Damit kann die Verfügbarkeit von bestehendem und neuem Wissen für Bewirtschaftende, Beratende und politische Entscheidungsträger erhöht werden.
- Partizipative Forschungsansätze (z.B. Zusammenarbeit von Praxis, Beratung und Forschung) können die Systemorientierung der Forschungsfragen und die praktische Anwendbarkeit von Forschungsergebnissen verbessern.
- In der landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung sollten Bodenthemen vermehrt berücksichtigt werden. Insbesondere könnten digitale Wissensplattformen das autonome Lernen unterstützen.
- Arbeitskreise und Demonstrationsaktivitäten werden als effektive Methoden zur Verbreitung von Wissen rund um die Bodenbewirtschaftung betrachtet und sollten gefördert werden.
- Standortspezifische konkreten Handlungsanleitungen und veränderte wirtschaftliche Anreize könnten die Anwendung von bodenschonenden Bewirtschaftungsmassnahmen fördern.
Aufgaben für die Forschung
Es besteht der Bedarf nach breit akzeptierten und einfach anwendbaren Methoden zur Erhebung und Bewertung von Bodenqualität, Bodenfunktionen und der von Böden erbrachten Ökosystemdienstleistungen. Solche Methoden werden auch benötigt, um bestehende und neue Anbauverfahren und deren Wirkung auf den Boden und die Umwelt zu beurteilen und zu optimieren. Ferner sind neue Erkenntnisse zur räumlichen Verbreitung und Bedeutung der wichtigsten ‘Soil Challenges’ nötig, insbesondere zur Verdichtung und zum Humusverlust.
1 Der Sammelbegriff ‘Soil Challenge’ wird im Rahmen des EJP SOIL verwendet und fasst die verschiedenen Herausforderungen für die Erhaltung und Förderung der Bodenfruchtbarkeit, der Bodenfunktionen und der von Böden erbrachten Ökosystemdienstleistungen zusammen. Die ‘Soil Challenges’ sind in der Tabelle 1 aufgeführt.
Fazit
- Die nachhaltige Bewirtschaftung der Schweizer Böden steht vor vielfältigen Herausforderungen. Die wichtigsten sind gemäss unserer Umfrage die Verdichtung, die Versiegelung, die Erosion, der Humusverlust, der Verlust von biologischer Aktivität und Diversität sowie die Schadstoffkontaminationen.
- Die befragten Personen aus der Praxis, Wissenschaft und Politik sind sich der unterschiedlichen Probleme und Herausforderungen bewusst. Auf einige dieser Herausforderungen wurde bereits reagiert, für andere sind Massnahmen noch ausstehend.
- Die Befragten äusserten eine Vielzahl von Vorschlägen, die das Erarbeiten, Verbreiten und Anwenden von Wissen zur nachhaltigen Bodenbewirtschaftung fördern können.
Literaturhinweis
Herausforderungen für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung – eine Bestandsaufnahme