Agroscope

Neue Pflanzenschutzmittel-Risikoindikatoren für die Schweiz

Agroscope hat für Pflanzenschutzmittel Risikoindikatoren entwickelt. Diese zeigen für wichtige Umweltkompartimente zeitliche Risikotrends auf. Sie basieren auf verkauften Wirkstoffmengen und berücksichtigen spezifische Massnahmen zur Risikominderung.

Pflanzenschutzmittel (PSM) werden in der Landwirtschaft zum Schutz von Kulturpflanzen und deren Erzeugnissen verwendet. Sie werden aber auch im Forst oder für die Pflege öffentlicher oder privater Grünanlagen eingesetzt sowie für den Unterhalt der Bahn- und Strasseninfrastruktur. PSM werden grossflächig angewendet, bleiben aber nicht ausschliesslich innerhalb der behandelten Fläche, sondern können über verschiedene Eintragspfade in andere Umweltkompartimente gelangen und dort unerwünschte Effekte auf Nichtzielorganismen haben.

Parlamentarische Initiative für die Risikoreduktion von PSM

Das Schweizer Parlament hat im Rahmen der Parlamentarischen Initiative 19.475 das Ziel vorgegeben, das Risiko beim Einsatz von PSM bis 2027 gegenüber dem Referenzzeitraum 2012–2015 um 50 % zu reduzieren. Damit will das Parlament die Lebewesen in Oberflächengewässern und naturnahen Lebensräumen sowie das Grundwasser besser vor PSM schützen. Agroscope wurde mit der Entwicklung dreier Risikoindikatoren beauftragt, die die Risikotrends für diese drei Umweltkompartimente darstellen können.

PSM-Wirkstoffe unterscheiden sich bezüglich Toxizität und Umweltverhalten

Die Entwicklung solcher Risikoindikatoren ist sehr komplex, da sich die verschiedenen PSM-Wirkstoffe in Bezug auf Toxizität und Umweltverhalten unterscheiden. Als Berechnungsbasis dienen die Verkaufsmengen aller Wirkstoffe, die ab 2012 verkauft wurden, da flächendeckende Daten zum Einsatz von PSM nicht zur Verfügung stehen. Die Wirkung der durch die Zulassung festgelegten Risikominderungsmassnahmen, der im Rahmen des ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN) zukünftig vorgesehenen Massnahmen (bezüglich Abdrift und Abschwemmung) oder der Massnahmen wie die Sanierung von Waschplätzen für Spritzgeräte, soll abgebildet werden können, genauso wie der Umsetzungsgrad der verschiedenen Massnahmen.

Berechnung der Risikoindikatoren

Um die einzelnen Risikoindikatoren zu berechnen, wird für jeden Wirkstoff eine Behandelte Fläche ermittelt, die mit einem Risikoscore sowie einem Faktor für die Risikominderung multipliziert wird. Basis für die Behandelte Fläche sind die wirkstoffspezifischen Verkaufsmengen und die durchschnittlichen bewilligten Aufwandmengen der Wirkstoffe pro Fläche. Der Risikoscore basiert auf den Stoffeigenschaften, welche den Transport in das jeweilige Umweltkompartiment bestimmen. Dieser wird mittels einer normierten Anwendung pro Wirkstoff und Umweltkompartiment berechnet. Bei den Risikoindikatoren «Oberflächengewässer» und «Naturnahe Lebensräume» wird zudem die Toxizität für Lebewesen im entsprechenden Umweltkompartiment berücksichtigt. Die Risikominderung ergibt sich aus den verschiedenen Risikominderungsmassnahmen und deren Umsetzung.

Fazit

  • Die Studie zeigt die Prinzipien zur Berechnung nationaler Risikoindikatoren für Oberflächengewässer, naturnahe Lebensräume und Grundwasser auf, die zur Evaluation der Parlamentarischen Initiative 19.475 herangezogen werden können.
  • Die Risikoindikatoren erlauben es, für wichtige Umweltkompartimente zeitliche Trends in den Risiken von PSM aufzuzeigen.
  • Die Indikatoren bilden sowohl Veränderungen in den erfassten PSM-Verkaufsmengen ab als auch die Wirkung von Risikominderungsmassnahmen.
  • Das Vorgehen ist so gewählt, dass die Berechnung basierend auf neuen Erkenntnissen und zukünftig umgesetzten Massnahmen präzisiert werden kann.
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