Agroscope, Universität Zürich, University of Adelaide, North Carolina State University, South Dakota State University

Bodenverbesserung mittels kommerzieller Mykorrhiza-Produkte: mehr als 80 % sind ungeeignet

Applied Soil EcologyVolume 169, January 2022, 104225

Arbuskuläre Mykorrhiza-Pilze sind wie eine «Lebensversicherung für Pflanzen». Sie verbessern den Boden und stellen Nährstoffe und Wasser zur Verfügung. Dies erhöht die Stresstoleranz von Nutzpflanzen und führt zu besseren Erträgen.

Arbuskuläre Mykorrhiza-Pilze leben in Symbiose mit Pflanzen und sind ein wichtiger Bestandteil des natürlichen Ökosystems. Sie besiedeln sowohl die Wurzeln, als auch das umliegende Erdreich, und sind somit eine Art Verlängerung des Wurzelsystems. Mykorrhizen helfen dabei, Nährstoffe für Pflanzen verfügbar zu machen, die Bodenstruktur zu verbessern und dadurch die Stresstoleranz von Pflanzen zu erhöhen. Studien zeigen, dass bis zu 80 % des pflanzlichen Phosphors via Mykorrhiza-Symbiose anstatt direkt über die Pflanzenwurzeln aufgenommen werden. Diese Eigenschaften machen sie auch interessant für die Landwirtschaft. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um Mykorrhiza-Pilze zu fördern, wie zum Beispiel durch eine kontinuierliche Bodenbedeckung und eine möglichst geringe Bodenbearbeitung. Zudem gibt es eine Reihe von kommerziellen Produkten, welche Sporen von Mykorrhiza-Pilzen beinhalten. Diese Präparate sollen dadurch den Boden verbessern und das Pflanzenwachstum fördern. Doch wie steht es um die Wirksamkeit solcher Produkte? Fachleute von Agroscope und der Universitäten von Zürich, Adelaide (Australien), South Dakota und North Carolina (USA) haben dies in einer globalen Studie untersucht. Insgesamt wurden dabei 28 kommerzielle Produkte im Gewächshaus und unter Feldbedingungen untersucht.

Ernüchternde Resultate

Das Fazit dieser Studie ist ernüchternd. Rund 84 % der Produkte führten in den kontrollierten Gewächshausversuchen nicht zu der erwünschten Besiedelung mit Mykorrhizen. Auch die Studienergebnisse aus der Schweiz zeigten, dass die Mehrheit der Produkte keine aktiven Pilzsporen beinhalteten. Der Grund dafür könnte mit unzureichenden Verpackungsmethoden und Lagerbedingungen zusammenhängen. In einigen Produkten wurden aber auch zu wenig Sporen gefunden, oder Zusatzstoffe verminderten die Keimfähigkeit. Es gab aber auch ein paar erfreuliche Ausnahmen, welche nach Anwendung zu einer hohen Konzentration von Mykorrhiza-Pilzen geführt haben. Diese erhöhte Kolonisierung der Pflanzenwurzeln führte bei zwei Produkten auch zu signifikant höheren Erträgen.

Verbesserungsvorschläge

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine verbesserte Qualitätskontrolle von kommerziellen Produkten mit Mykorrhiza-Pilzen unbedingt erforderlich ist. Dazu gehören standardisierte Testverfahren, inklusive der Nachweis von Herkunft und Produktionsmethoden. Herstellerfirmen sollten beweisen, dass ihr Produkt unter kontrollierten Bedingungen funktioniert und zu einer Besiedelung der Wurzeln führt. Zusätzlich braucht es Qualitätsstandards (siehe Fazit).

Insgesamt sind jedoch weitere Studien notwendig um den erfolgreichen Einsatz von kommerziellen Mykorrhiza-Präparaten in der Landwirtschaft sicherzustellen.

Fazit

  • Die Mehrzahl der getesteten Produkte beinhaltete keine oder zu wenig keimfähige Sporen. Grund dafür sind unzureichende Verpackungs- und Lagerbedingungen oder auch unpassende Zusatzstoffe, welche die Sporenkeimung verhindern.
  • Eine verpflichtende Qualitätskontrolle mit Mindeststandards ist notwendig, um zuverlässige Mykorrhiza-Präparate zu gewährleisten. Dazu gehören standardisierte Testbedingungen, Nachweis der Herkunft und Produktionsmethoden, detaillierte Gebrauchsanweisung und Verfallsdatum, hohe Konzentration von keimfähigen Sporen und angepasste Mykorrhiza-Isolate, geeignete Trägersubstanzen zur Förderung der Sporenkeimung.
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