Agroscope, Thünen-Institut für Agrartechnologie

Wie digitalisiert sind die Schweizer Gemüsebetriebe in Zukunft?

Digitale Technologien für den Gemüsebau sind vorhanden, werden aber erst wenig genutzt. Welche Faktoren fördern ihre Anwendung, welche hemmen sie? Eine Expertenbefragung von Agroscope liefert Antworten.

Digitale Technologien können die physische Arbeitsbelastung in der Landwirtschaft reduzieren und dazu beitragen, Ressourcen und Hilfsstoffe gezielt und bedarfsgerecht einzusetzen. Obwohl diese Technologien schon seit mehr als 20 Jahren auf dem Markt sind, werden sie in der Landwirtschaft noch relativ wenig genutzt.

Mittels einer Expertenbefragung wurde deshalb untersucht, welches die fördernden und hemmenden Faktoren für den Einsatz digitaler Technologien sind und welche Entwicklungen zu erwarten sind. Befragt wurden 34 Expertinnen und Experten, die über Expertise im Gebiet der digitalen Technologien und im Freilandgemüsebau verfügen.

Grosses Potenzial bei Bewässerung und Unkrautbekämpfung

Die Umfrage ergab, dass autonome Maschinen und Roboter als wertvolle Technologien der Zukunft beurteilt werden. Besonders viel Entwicklungspotenzial sehen die Expertinnen und Experten bei Technologien in den Bereichen der Bewässerung und des Hackens. Bis in 10 Jahren werden mehr als 50 % der Schweizer Gemüsebaubetriebe bei der Bewässerung und beim Hacken Sensoren einsetzen, schätzt das Expertenpanel (Stand 2018: weniger als 15% der Schweizer Freilandgemüsebaubetriebe). Drohnen werden hingegen im Gemüsebau kaum Bedeutung zugerechnet.

Einsparung von Ressourcen, aber hohe Anschaffungskosten

Ein treibender Faktor für den Einsatz digitaler Technologien ist die Einsparung von Ressourcen (Dünger, Pestizide etc.), während die Anschaffungskosten ein grosses Hemmnis darstellen. Des Weiteren werden die digitalen Technologien auch als zu wenig ausgereift oder zuverlässig wahrgenommen.

Ausbildung, Praxisnähe und finanzielle Unterstützung

Mögliche Lösungsansätze, um den Einsatz von digitalen Technologien im Gemüsebau zu fördern, sind deshalb gezielte Bildungsangebote, mehr Praxisnähe, das Schaffen von Vertrauen in die Technologien und finanzielle Unterstützung, um die Kostenbarriere zu überwinden.

Im Bereich der infrastrukturellen Massnahmen zur Förderung der Adoption befürworten 75 % der befragten Expertinnen und Experten einen Ausbau der Signalabdeckung, während die restlichen 25 % die Infrastruktur als genügend betrachten oder kaum Verbesserungspotenzial sehen.

Fazit

  • Ökonomische Faktoren spielen eine wichtige Rolle beim Einsatz von digitalen Technologien im Schweizer Freilandgemüsebau. Hohe Anschaffungskosten gelten als grosses Hemmnis, deshalb ist die Nachfrage nach finanzieller Unterstützung gross.
  • Die befragten Expertinnen und Experten identifizierten ausserdem Praxisnähe als zentrales Anliegen, um den Einsatz von digitalen Technologien zu fördern.
  • Gezielte Bildungs- und Beratungsangebote können dazu beitragen, mehr Praxisnähe zu schaffen.
  • In den nächsten 10 Jahren erwarten die befragten Expertinnen und Experten grosse Zunahmen beim Einsatz von digitalen Technologien. Dieses Wissen ist essenziell, um die Bildungs- und Beratungsangebote bedarfsgerecht ausrichten zu können.
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