Agroscope

Direktzahlungssystem: Wie sich die administrative Belastung mindern lässt

Weshalb klagen Schweizer Landwirtinnen und Landwirte über den administrativen Aufwand für das Direktzahlungssystem? Mehrere Studien von Agroscope zeigen: Es ist nicht der Zeitbedarf; andere Faktoren sind wichtiger.

Der administrative Aufwand in der Landwirtschaft durch das Direktzahlungssystem des Bundes ist ein viel diskutiertes Thema, sowohl in der landwirtschaftlichen Praxis als auch in der Verwaltung. Agroscope hat deshalb in verschiedenen Studien untersucht, wie Landwirtinnen und Landwirte den administrativen Aufwand wahrnehmen und welche Faktoren ihre Wahrnehmung beeinflussen.

Die Befragungen zeigen, dass der administrative Aufwand in den Augen der meisten Landwirtinnen und Landwirte in den letzten Jahren zugenommen hat. Im Durchschnitt wenden sie heute 3−5 % ihrer Arbeitszeit für administrative Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Direktzahlungssystem auf.

Administrative Tätigkeiten «stressen»

Der individuell wahrgenommene administrative Aufwand korreliert aber nicht mit dem Arbeitszeitbedarf für das Ausfüllen von Formularen und anderen Tätigkeiten im Zusammenhang mit den Direktzahlungen. Wichtiger sind die sogenannten psychologischen Kosten. Sie messen die Einstellung der befragten Personen zum Direktzahlungssystem, z. B. wie gut sie sich mit dem System identifizieren oder ob sie die Kontrollmassnahmen für wichtig halten.

Die psychologischen Kosten wiederum hängen stark vom Wissensstand und von den effektiven Arbeitskosten, wie zum Beispiel dem administrativen Arbeitsaufwand durch den Wechsel auf elektronische Formulare oder dem Zeitaufwand, um Unterlagen für die Direktzahlungskontrollen bereitzustellen, ab. Je besser sich die Landwirtinnen und Landwirte in der Agrarpolitik zurechtfinden und je geringer die Arbeitskosten, desto tiefer sind die psychologischen Kosten und desto weniger wird der administrative Aufwand wahrgenommen.  

Je höher der administrative Aufwand, desto negativer die Einstellung zur Agrarpolitik

Obwohl der administrative Aufwand von vielen beklagt wird: 27 % der befragten Landwirtinnen und Landwirte befürworten grundsätzlich das Direktzahlungssystem, 53 % stehen ihm neutral gegenüber und nur 20 % zeigen sich wirklich unzufrieden damit. Doch je höher der administrative Aufwand der Landwirtinnen und Landwirte, desto negativer nehmen sie die Direktzahlungspolitik des Bundes wahr.

Interessanterweise hat weder das Alter noch das Bildungsniveau der Landwirtinnen und Landwirte einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Direktzahlungspolitik. Wichtige Faktoren sind aber der soziale Austausch, ein hohes Umweltbewusstsein und ein gutes Verständnis der Agrarpolitik. Je ausgeprägter diese Faktoren sind, desto positiver nehmen die Landwirtinnen und Landwirte das Direktzahlungssystem des Bundes wahr.

Administrative Arbeit kostet 5 % des Direktzahlungsbudgets

Die privaten Verwaltungskosten der Schweizer Landwirtschaft aufgrund des Direktzahlungssystems beziffern sich auf ca. 136 Millionen Franken pro Jahr. Im Verhältnis zu den gesamthaft ausgezahlten Direktzahlungen, machen diese Kosten einen Anteil von 5,4 % aus bzw. von 4,9 %, wenn auch die Sömmerungs- und Übergangsbeiträge berücksichtigt werden.

Fazit

  • Der administrative Aufwand ist weniger eine Frage des Zeitbedarfs, z. B. für das Ausfüllen von Formularen, sondern eine psychologische Frage: Je negativer die Einstellung zum Direktzahlungssystem, desto höher der wahrgenommene Aufwand.
  • Um die psychologischen Kosten zu senken, müssten Agrarpolitik, Beratung und Bildung die Handhabung der Nachweispflichten erleichtern.
  • Um den wahrgenommenen administrativen Aufwand zu reduzieren, müssten Schulungsmassnahmen und Informationen darauf abzielen, das Verständnis zum Sinn und Zweck des Direktzahlungssystems zu verbessern.
  • Das Alter oder die Ausbildung haben keinen Einfluss auf den wahrgenommenen administrativen Aufwand durch das Direktzahlungssystem, den Zeitbedarf in Zusammenhang mit den Nachweispflichten oder auf die Wahrnehmung der Agrarpolitik generell.
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