Exotischer Gegenspieler der Kirschessigfliege vielversprechend
Foto: Koïchi Beltrando, CABI
Ein natürlicher Gegenspieler der Kirschessigfliege, eine parasitische Schlupfwespe aus ihrer Heimat, ist ungefährlich für die einheimische Nichtzielart Drosophila melanogaster. Dies haben Versuche in gesicherten Feldkäfigen in der Schweiz ergeben.
Die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) stammt aus Ostasien und hat sich in anderen Teilen Asiens sowie in Amerika, Europa und Afrika ausgebreitet. Sie befällt alle Weichobstarten wie Beeren, Kirschen, Zwetschgen und Trauben sowie die Früchte von vielen wildwachsenden Pflanzen. Im Gegensatz zu anderen Drosophila-Arten, die vorwiegend überreife, faulende Früchte nutzen, legen die Weibchen von D. suzukii ihre Eier in unverletzte, reifende Früchte. In Obstkulturen verursacht die invasive Art grosse Schäden.
Biologische Bekämpfung mit Hilfe von Schlupfwespe
Mit Hilfe eines natürlichen Gegenspielers könnte D. suzukii biologisch bekämpft werden. In der Heimat von D. suzukii, sind Forschende auf die Schlupfwespe G1 Ganaspis cf. brasiliensis gestossen, die sehr spezifisch nur Larven von Drosophila-Arten in frischen Früchten befällt. Da D. suzukii in ihren neuen Verbreitungsgebieten die einzige Drosophila-Art ist, die frische Früchte befällt, besteht für Nichtzielarten ein geringes Risiko, von der Schlupfwespe parasitiert zu werden.
Da Laborstudien mit der Schlupfwespe erfolgreich waren, werden nun in verschiedenen Ländern Genehmigungen zur Freisetzung der Schlupfwespe beantragt. In der Schweiz genehmigte das Bundesamt für Umwelt die Freisetzung in Käfigen im Juni 2021. Das Ziel war es, zu untersuchen, ob die Schlupfwespe auch unter Halbfreilandbedingungen nur die Kirschessigfliege befällt oder auch die einheimische Taufliege D. melanogaster, eine nahe verwandte Art, parasitiert.
Einheimische Taufliege kaum parasitiert
Die Versuche wurden im Sommer 2021 an zwei Standorten, südlich und nördlich der Alpen, in Cadenazzo (TI) und Delémont (JU) in geschlossenen und mehrfach gesicherten Feldkäfigen durchgeführt. Die freigelassenen Schlupfwespen hatten die Wahl zwischen D. suzukii-Larven in frischen Früchten und D. melanogaster-Larven in faulenden Früchten. Von den D. suzukii-Larven wurden im Durchschnitt 15% befallen, während sich aus den D. melanogaster-Larven nur eine einzige Schlupfwespe entwickelte (0,02%).
Die Ergebnisse bestätigen die Erkenntnisse aus Laborexperimenten, dass die Schlupfwespe kaum Nichtzielarten, die sich auf faulenden Früchten vermehren, befallen. Damit bestätigt sich, dass von einer biologische Bekämpfung von D. suzukii mit der Schlupfwespe G. brasiliensis keine schwerwiegenden negativen Auswirkungen auf Nichtzielarten zu erwarten sind.
Freisetzungsversuche geplant
Nun sind Freisetzungsversuche mit der Schlupfwespe G. brasiliensis nötig, um die Wirksamkeit der biologischen Bekämpfung von D. suzukii unter Freilandbedingungen zu prüfen. Eine erste Freisetzung erfolgte 2021 in Italien. In den USA ist eine Freisetzung genehmigt und in der Schweiz wurde im Februar 2022 ein Freisetzungsgesuch eingereicht.
Fazit
- In Feldkäfigen wurde untersucht, ob die Schlupfwespe Ganaspis brasiliensis nur die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) befällt, oder ob sie auch für die einheimische Taufliege D. melanogaster eine Gefahr darstellt.
- Die Larven von D. suzukii wurden im Durchschnitt zu 15% parasitiert, während sich in den D. melanogaster-Larven nur eine einzige Schlupfwespe entwickelte (0,02%).
- Die Ergebnisse bestätigen die Erkenntnisse aus Laborexperimenten und deuten auf ein geringes Risiko einer Freisetzung der Schlupfwespe für einheimische Drosophila-Arten hin.
Literaturhinweis
Exotischer Gegenspieler der Kirschessigfliege vielversprechend