Agroscope

Schweizer Milchviehhaltung im Wandel

Schweizer Milchvieh-Betriebe sind vom strukturellen Wandel stärker betroffen als andere Betriebstypen. Eine Analyse der Betriebe, die aus- oder umsteigen, zeigt Einflussfaktoren auf.

Milchvieh-Betriebe stellen gemessen an ihrer Zahl und ihrem Produktionswert den wichtigsten Betriebstyp der Schweizer Landwirtschaft dar. Im Vergleich zu anderen Betriebstypen nimmt ihre Anzahl relativ stark ab. Während die Zahl der Milchkühe schrumpft, nimmt jedoch die Zahl der Mutterkühe stetig zu. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen der Landwirtschaft und des gesamten Ernährungssystems ist es wichtig, den strukturellen Wandel des Sektors zu verstehen. So ist zum Beispiel die Mutterkuh-Haltung attraktiv, weil sie die Nutzung von Grasland mit weniger Arbeitsaufwand erlaubt.

Zur Mutterkuhhaltung wechseln vor allem jüngere Betriebsleitende

Um diese Entwicklung zu untersuchen, haben wir Milchviehbetriebe, die die Landwirtschaft aufgeben, und jene, die zur Mutterkuhhaltung wechseln, mit den übrigen Milchviehbetrieben verglichen. Die Analyse des Zeitraums 2000 bis 2018 zeigt, dass vor allem ältere Betriebsleitende die Landwirtschaft aufgeben. Zum Betriebstyp Mutterkuhhaltung wechseln hingegen vor allem jüngere Landwirtinnen und Landwirte sowie Betriebe, die bereits aus der Milchproduktion mit Bio- und Freilandhaltung vertraut sind.

In Hügel- und Bergregionen steigen Betriebe eher aus

Die Ausstiegsrate aus der Landwirtschaft ist in der Hügel- und Bergregion, wo schwierigere Produktionsbedingungen herrschen, und bei besseren Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten ausserhalb der Landwirtschaft höher. Unter diesen Bedingungen steigen Betriebe auch häufiger zur Mutterkuhhaltung um. Grosse Milchvieh-Betriebe, jene mit Labelproduktion (Bio oder Tierwohlstandards BTS bzw. RAUS) und jene mit höheren Direktzahlungen bleiben hingegen eher bestehen.

In der Analyse wurden die Gebiete, in welchen Milch für die Herstellung von Raclette- und Gruyère-Käse erzeugt werden kann, spezifisch berücksichtigt. In diesen Regionen zeigt sich eine höhere Ausstiegswahrscheinlichkeit. Dies könnte durch einen höheren Wettbewerb erklärbar sein. So sind in beiden Regionen höhere Wachstumsraten von Milchviehbetrieben im Vergleich mit der übrigen Schweiz zu beobachten.

Resultate zur Entwicklung der Betriebstypen dienen der Agrarpolitik

Bisher haben sich Analysen des landwirtschaftlichen Strukturwandels insbesondere auf die Betriebsaufgabe oder das Grössenwachstum beschränkt. Diese Analyse beleuchtet den intrasektoralen Wandel in der Schweizer Landwirtschaft und bietet damit neue Einsichten. Um die Entwicklung zu beeinflussen, bietet sich die Phase vor dem Erreichen der Altersgrenze oder die Phase, nach welcher die jüngere Generation den Betrieb übernommen hat, für agrarpolitische Massnahmen und die Beratung an.

Fazit

  • Vor allem jüngere Betriebsleitende und Betriebe mit Labelproduktion (Bio und Tierwohlstandards) wechseln von der Milchvieh- zur Mutterkuhhaltung.
  • Kleine und konventionelle Betriebe steigen häufiger ganz aus der Landwirtschaft aus als grosse Betriebe und solche mit Labelproduktion.
  • Qualitative Differenzierung (Labelproduktion) trägt zur Fortführung des Betriebes bei, kann aber den Wechsel zur Mutterkuhhaltung begünstigen.
  • Um die Entwicklung des Agrarsektors zu beeinflussen, bietet sich sowohl die Phase vor dem Erreichen der Altersgrenze als auch diejenige nach der Betriebsübergabe an. In diesen Phasen werden wichtige strategische Entscheidungen getroffen.
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