Agroscope, Grangeneuve

Stickstoff-Einsatz dank standortangepasster Düngung effizienter

Durch eine standortangepasste Stickstoff-Düngung kann effizienter gedüngt werden, ohne dass der Ertrag leidet. Dies zeigt ein Test von fünf Methoden am Beispiel des Winterweizenanbaus.

Stickstoff ist ein wichtiger Pflanzen-Nährstoff. Sein Einsatz in der Pflanzenproduktion gewährleistet Ertrag und Qualität der Ernte. Allerdings sind die eingesetzten Mengen oft zu hoch. In der Schweiz beträgt der Stickstoffüberschuss jährlich ca. 100 000 Tonnen. Seine Reduktion ist deshalb ein Fokusthema der Schweizer Agrarpolitik.

Düngung an vorhandenen Stickstoff anpassen

Im Ackerbau ist das Risiko für Stickstoffverluste erhöht, wenn mehr Stickstoff verfügbar ist, als die Pflanzen aufnehmen können. Zur Optimierung der Stickstoffdüngung haben Agroscope und das landwirtschaftliche Institut Grangeneuve fünf Methoden der standortangepassten Düngung im Vergleich mit Kontrollen (Norm-, Ohne- und Plus-Düngung) getestet:

  • Nmin-Methode (mineralischer Stickstoffgehalt des Bodens)
  • Methode der korrigierten Düngenormen (korrNorm, auch Schätzmethode genannt)
  • N-Tester (Chlorophyllgehalt im Pflanzenblatt)
  • Nitracheck (Nitratgehalt des Pflanzensafts)
  • Sensorbasiertes optisches Verfahren, das die Stickstoffversorgung der Pflanzen misst

Auf den Versuchsflächen wurde während zwei Jahren (2019 und 2020) in Tänikon und Grangeneuve Winterweizen angebaut.

Konstante Erträge und gute Qualität

Bei den untersuchten Methoden wurden zwischen −40 % und +10 % der Stickstoffmenge der Norm-Düngung eingesetzt. Generell hatten alle Methoden im Vergleich zur Plus- und Norm-Düngung eine höhere Stickstoff-Nutzungseffizienz, d.h. es wurde mehr Kornertrag pro kg ausgebrachtem Mineraldünger produziert. Der Ertrag wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Die Proteingehalte waren standortüblich und wurden stärker durch die Faktoren Standort, Jahr und Sorte beeinflusst als durch die je nach Methode unterschiedliche Menge Stickstoff-Dünger.

Kosten und Aufwand der Methoden unterschiedlich

Die getesteten Methoden unterscheiden sich bezüglich Kosten, Arbeitsaufwand, benötigtem Wissen und der jahreszeitlichen Anwendung. Am günstigsten ist die Methode der korrigierten Düngenorm (korrNorm), bei der primär die Daten der ÖLN-Erhebung als Grundlage dienen. Doch die Umsetzung erfordert fundierte agronomische Kenntnisse. Eine Integration in Feldkalender- und Farmmanagementsoftware wäre hilfreich und machbar.

Bei den anderen Methoden werden entweder Laboranalysen (Nmin-Methode) oder mehr oder weniger kostspielige Geräte zur Messung auf dem Betrieb eingesetzt. In diesen Fällen könnten regionale Empfehlungen (Nmin-Methode) oder eine überbetriebliche Nutzung der Geräte die Kosten senken.

Geringe wirtschaftliche Anreize

Bisher haben hohe Technikkosten sowie geringe wirtschaftliche Vorteile aufgrund der tiefen Mineraldüngerpreise eine breitere Anwendung in der Schweizer Agrarpraxis verhindert. Auch Faktoren wie ein höherer Zeitaufwand für Planung und Beprobung sowie fehlendes Wissen erschweren die Anwendung der getesteten Methoden. Zudem ist eine standortangepasste Düngung nicht Bestandteil des ÖLN.

Fazit

  • Die standortangepasste Düngung im Winterweizenanbau führt zu einem effizienteren Stickstoff-Einsatz ohne Ertragseinbussen bei guter Qualität.
  • Die Bandbreite der Methoden reicht von sehr günstigen und einfachen Möglichkeiten wie die korrigierte Düngenorm bis hin zur teureren, sensorbasierten Düngeoptimierung, die zurzeit erst bei grösseren Flächen interessant ist.
  • Die standortangepasste Düngung kann den Zielkonflikt zwischen Umweltschutz und Produktivität entschärfen. Zurzeit bestehen für die Anwendung aber kaum Anreize.
  • Verschiedene Massnahmen wie die Integration in Feldkalender- und Farmmanagement-Software oder eine überbetriebliche Nutzung von Geräten können die Hürden einer Anwendung senken.
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