Agroscope

Biodiversität in der Landwirtschaft besser verstehen und gezielter fördern

Agroscope hat erstmals aufgezeigt, welche Faktoren entscheidend sind, um die Biodiversität in der Landwirtschaft grossräumig und gezielt zu fördern. Besonders wichtig ist es, den Fokus auf die gesamte Landschaft zu legen.

Eine intakte Biodiversität ist von zentraler Bedeutung für eine langfristig resiliente Nahrungsmittelproduktion. So sind zum Beispiel die Bestäubung von Kulturpflanzen oder die Schädlingsregulation abhängig von einer vielfältigen Flora und Fauna. Doch welche Faktoren sind entscheidend dafür, dass die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft erhalten bleibt?

Agroscope hat basierend auf der Ersterhebung des nationalen Monitoringprogramms der Arten- und Lebensräume Landwirtschaft (ALL-EMA) erforscht, welche Faktoren im Zusammenhang mit der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft der Schweiz stehen. Anders als bisher untersuchten die Forschenden den Artenrückgang in der Agrarlandschaft nicht nur auf einzelnen Parzellen, sondern in gesamten Landschaften. Sie berücksichtigten auch indirekte Zusammenhänge – etwa die unterschiedlichen klimatischen und topographischen Bedingungen oder die Lebensraumvielfalt der Agrarlandschaft in verschiedenen Regionen.

Landnutzung reduzieren – Biodiversität fördern

Die Studie zeigt, dass die Intensität der Landnutzung sowie die Biodiversitätsförderflächen die Artenvielfalt direkt beeinflussen. Eine hohe Nutzungsintensität beeinträchtigt die Artenvielfalt stark, während ein ausreichender Anteil an Biodiversitätsförderflächen in der Landschaft die Artenvielfalt fördert. Das heisst, auch wenn sich Biodiversitätsförderflächen positiv auf die Biodiversität auswirken, muss die Förderung der Biodiversität auch in die Produktion integriert werden. Es braucht eine insgesamt weniger intensive, standortangepasste Bewirtschaftung.

Erhöhung der Lebensraumvielfalt fördert Biodiversität

Die Studie bringt zudem noch weitere Effekte ans Licht: Beispielsweise leisten Biodiversitätsförderflächen dann einen besonders hohen Mehrwert, wenn sie so angelegt werden, dass sie die Lebensraumvielfalt im regionalen landschaftlichen Kontext erhöhen. Um die Bedürfnisse verschiedener Tiere und Pflanzen optimal zu decken, sollten sie unter anderem das ganze Jahr über geeignete Lebensräume und ein ausreichendes Futterangebot bieten.

Die regionalen Anbaubedingungen berücksichtigen

Für eine gezielte Biodiversitätsförderung müssen zudem die regionalen Anbaubedingungen berücksichtigt werden. So ist es vor allem in Regionen mit guten Anbaubedingungen wichtig, aktiv Massnahmen zugunsten der Artenvielfalt zu ergreifen. Denn in solchen Regionen wären die natürlichen Bedingungen auch für die Biodiversität günstig. Letztere ist aber gerade dort aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung stark unter Druck.

Das ALL-EMA-Projekt wird von den Bundesämtern für Umwelt (BAFU) und Landwirtschaft (BLW) finanziert und von Agroscope-Forschenden betreut.

Fazit

  • Biodiversitätsförderflächen wirken sich positiv auf die Biodiversität aus, indem sie den negativen Auswirkungen der Nutzungsintensität in der Landschaft entgegenwirken.
  • Um die Artenvielfalt zu fördern braucht es nebst Biodiversitätsförderflächen eine insgesamt weniger intensive, standortangepasste Bewirtschaftung, welche die Ökosysteme nicht überlastet.
  • Eine grosse regionale Lebensraumvielfalt, die durch Biodiversitätsförderflächen erhöht werden kann, ist ein weiterer wichtiger Faktor zugunsten der Artenvielfalt.
  • Neben direkten Faktoren (landwirtschaftliche Eingriffe) beeinflussen auch indirekte Faktoren (klimatische Aspekte oder die Lebensraumvielfalt) die Artenvielfalt im Landwirtschaftsraum. Letztere sollten beim Anlegen der Biodiversitätsförderflächen im Landschaftskontext berücksichtigt werden.
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