Direktzahlungen stärken die familiäre Beschäftigung auf dem Betrieb
Foto: Gabriela Brändle,
Agroscope
Die Beschäftigung im Agrarsektor ist in vielen europäischen Ländern besonders in der Nutztierhaltung rückläufig. Direktzahlungen können diesem Trend entgegenwirken und zu mehr – vor allem weiblichen – Familienarbeitskräften auf dem Betrieb führen.
Direktzahlungen gelten als mögliche Massnahme zur Stärkung des ländlichen Raums, da sie das Einkommen bäuerlicher Familien stützen. Im Rahmen des Strukturwandels, der auch durch einen Rückgang der Erwerbstätigen im Landwirtschaftsbereich gekennzeichnet ist, gewinnt diese These an Bedeutung.
Wie wirken sich Direktzahlungen auf die familiäre Beschäftigung bei Milchviehbetrieben aus?
In einer empirischen Studie wurde darum untersucht, ob und wie sich Direktzahlungen auf die betriebliche Beschäftigung auswirken. Dabei lag der Fokus auf spezialisierten und kombinierten Milchviehbetrieben, da diese als besonders arbeitsintensiv und vom Strukturwandel betroffen gelten. Die Analyse wurde für die Jahre 2014 bis 2016 durchgeführt. Um geschlechterspezifische Erwerbsmuster darstellen zu können, wurde zwischen männlichen und weiblichen Familienarbeitskräften unterschieden. Die Betriebsleiterin oder der Betriebsleiter zählen zu den Familienarbeitskräften.
Um den Effekt der Direktzahlungen identifizieren zu können, wurden Betriebe mit Sitz in der Hügelzone mit Betrieben in der Talzone, verglichen. Dabei liegt die Annahme zugrunde, dass sich Betriebe an einer landwirtschaftlichen Zonengrenze sehr ähnlich sind, aber im Bezug von Direktzahlungen – insbesondere der Kulturlandschaftsbeiträge – unterscheiden. Tatsächlich erhält ein durchschnittlicher Betrieb der Hügelzone direkt an der Zonengrenze insgesamt 3’000 Franken mehr an Direktzahlungen als ein entsprechender Talbetrieb.
Direktzahlungen führen zu mehr weiblichen Familienarbeitskräften auf dem Betrieb
Die Ergebnisse zeigen, dass Direktzahlungen zwar keinen Effekt auf die Anzahl der männlichen Familienarbeitskräfte haben, es aber auf Betrieben der Hügelzone leicht mehr weibliche Beschäftigte gibt: Steigen die Direktzahlungen um 50’000 Franken, führt dies zu einer zusätzlichen weiblichen Familienarbeitskraft. Dieser Betrag entspricht dem Zehnfachen der Kulturlandschaftsbeiträge in der Hügelzone bzw. etwa 80 Prozent des durchschnittlichen Arbeitsverdienstes einer Familienarbeitskraft. Obwohl die Ergebnisse auf Hügelbetriebe nahe der Zonengrenze zutreffen, kann es ähnliche oder grössere Effekte für Gebiete, in denen sonstige Beschäftigungsmöglichkeiten rar sind, geben. Da die deutliche Mehrheit der Betriebe von einem Mann geleitet wird, betrifft das zusätzliche Beschäftigungspotential in der Regel die Partnerin. Sozialpolitisch ist das ein zwiespältiges Ergebnis, denn Familienarbeitskräfte erhalten häufig keinen Lohn und sind somit nicht ausreichend sozial abgesichert. Auf der anderen Seite kann es auch fraglich sein, ob im ländlichen Raum ausserhalb des Betriebs eine adäquate Anstellung zu finden ist. Die Studie zeigt, dass Direktzahlungen zu den Zielen der Agrarpolitik beitragen können, indem sie die Beschäftigung im ländlichen Raum stärken.
Fazit
- Direktzahlungen haben das Potential, die traditionelle Familienlandwirtschaft zu stärken.
- Das zusätzliche Beschäftigungspotential betrifft dabei vor allem die Partnerin des –meist männlichen – Betriebsleiters.
- Um negative Nebeneffekte zu vermeiden, sollte das Thema der sozialen Absicherung der Bäuerin an Bedeutung gewinnen.
Literaturhinweis
Direktzahlungen stärken die familiäre Beschäftigung auf dem Betrieb