Agroscope

Ein Pilz für gute Ernten

Arbuskuläre Mykorrhiza-Pilze sind wichtig für gesunde Böden und gute Ernten. Eine europaweite Studie zeigt, dass Pflanzenschutzmittel diesen Pilzen zusetzen. Dadurch verringert sich ihre Fähigkeit, Pflanzen über die Wurzeln mit Phosphor zu versorgen.

Arbuskuläre Mykorrhiza-Pilze (arbuscular mycorrhizal fungi AMF) machen rund 20 bis 30 % der mikrobiellen Biomasse eines Bodens aus. Sie tragen dazu bei, dass Pflanzen mit Phosphor und anderen Elementen versorgt werden. Dieser kostenlosen Dienstleistung der Natur muss Sorge getragen werden, denn sie hilft mit, den Boden gesund zu erhalten und gute Erträge zu erzielen.

Agroscope, das FiBL, die INRAe (F) und die Universitäten in Zürich (CH), Berlin (D), Greenwich (UK), Madrid (E) und Uppsala (S) haben Acker- und Graslandböden in ganz Europa untersucht und Experimente in Gewächshäusern durchgeführt. Das Ziel: In zwei Studien herausfinden, unter welchen Bedingungen AMF am meisten Phosphor an die Pflanzen weitergeben und welche Faktoren die Menge und Vielfalt dieser Nützlinge im Feld beeinflussen.

Reaktion auf Fungizide und zu viele Nährstoffe

Die erste Studie zeigte klar, dass AMF im Grasland effizienter darin sind, Phosphor an die Pflanzen weiterzugeben als AMF im Ackerland: Durchschnittlich gelangten dort 64 % mehr Phosphor in die Pflanzen. Was war der Grund? Bodenbearbeitung, Düngung und Fungizid-Einsätze verringerten die Vielfalt und Menge an AMF sowie ihre Fähigkeit, eine Symbiose mit Pflanzenwurzeln einzugehen. Die Studie zeigte weiter, dass in Parzellen mit Fungizid-Einsätzen AMF durchschnittlich 43 % weniger Phosphor an die Pflanzen weiter als in Ackerböden ohne Fungizid-Einsatz.

Pflanzenschutzmittel-Rückstände auch in Bio-Böden

In einer zweiten Studie sind Pflanzenschutzmittel-Rückstände auf 100 Schweizer Acker- und Gemüsebauparzellen untersucht worden. Pflanzenschutzmittel-Rückstände gab es in allen getesteten Böden, ihre Anzahl variierte von 3 bis 32. Im Gemüsebau waren die Konzentrationen aber durchschnittlich 79 % höher als in Ackerböden.

Im Bio-Landbau fanden sich durchschnittlich 85 % weniger Rückstände, egal ob im Acker- oder im Feldbau. Dennoch sank der Wert nicht auf Null. Pflanzenschutzmittel liessen sich sogar zwanzig Jahre nach einer Umstellung auf Bio-Landwirtschaft im Boden nachweisen. Bis zu 16 Substanzen sind bei den Untersuchungen in Bio-Parzellen gefunden worden. Auch solche, die gemäss ihrer Abbaugeschwindigkeit (Halbwertszeit) schon lange verschwunden sein sollten, blieben in Spuren vorhanden. Weiter bestätigte diese zweite Studie, dass sich Pflanzenschutzmittel negativ auf AMF auswirkten: Je mehr Pflanzenschutzmittel-Rückstände sich im Boden befanden, desto weniger AMF waren zu finden.

Literatur

Riedo et al. 2021 (Environmental Science & Technology 2021, 55, 5, 2919)

Fazit

  • Fungizid-Einsatz, Pflügen und Düngung verringern die Vielfalt und Menge an arbuskulären Mykorrhiza-Pilzen sowie ihre Fähigkeit, eine Symbiose mit Pflanzenwurzeln einzugehen.
  • Der Anbau diverser Nutzpflanzen in einer optimal abgestimmten Fruchtfolge hingegen kann Krankheiten reduzieren helfen und so Fungizid-Einsätze verringern.
  • Diverse Studien zeigen weiter, dass sich eine Bodenbedeckung positiv auf AMF und allgemein die Bodenqualität auswirkt.
  • Pflanzenschutzmittel-Rückstände fanden sich in allen untersuchten Böden. Selbst zwanzig Jahre nach einer Umstellung auf Bio-Anbau liessen sich einzelne Stoffe nachweisen.
  • In den Pflanzenzüchtungsprogrammen der Forschungsinstitutionen sollte man den Fokus auch auf Nutzpflanzen-Sorten legen, die leichter eine Symbiose mit arbuskulären Mykorrhiza-Pilzen eingehen als bestehende Sorten.
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