Agroscope

Auf dem Weg von der Nischenkultur zum Erfolgsprodukt

Hafer, Triticale, Nacktgerste, Lupine, Ackerbohne und Buchweizen werden selten angebaut. Das EU-Projekt CROPDIVA will das ändern. Agroscope analysiert Wertschöpfungsketten von vier dieser Nutzpflanzen, um den Anbau und die Verarbeitung zu fördern.

Ab dem Jahr 2023 will der Bund den Anbau von Körnerleguminosen fördern. Dies könnte sich positiv auf den Anbau dieser Nischenkulturen auswirken. Doch damit solche und andere selten angebaute Nutzpflanzen auch in den Verkaufsregalen und auf dem Teller von Konsumentinnen und Konsumenten landen, braucht es weitere Massnahmen. Deshalb haben Agroscope-Fachleute die gesamte Wertschöpfungskette von Hafer, Triticale, Ackerbohne und Lupine angeschaut. Die Resultate basieren auf Befragungen der relevanten Akteure: Personen aus der Züchtung und Forschung, dem Anbau sowie der Verarbeitungsindustrie und dem Handel.

Mit Nischenkulturen gegen den Klimawandel

Nischenkulturen könnten mithelfen, die Landwirtschaft fit für die Herausforderungen der Klimaerwärmung zu machen. Im Mischanbau oder als zusätzliche Fruchtfolge-Kultur könnten sie gute Dienste leisten. Und die Konsumentenschaft hätte auch mehr Vielfalt auf dem Teller. Um Nischenkulturen auf den Weg zum Erfolgsprodukt zu schicken, muss sich der Anbau und die Vermarktung an den lokalen und nationalen Rahmenbedingungen orientieren.

Die Situation der betrachteten Nischenkulturen stellt sich allerdings unterschiedlich dar. Die Getreidekulturen Hafer und Triticale auf der einen Seite weisen im Anbau eine gewisse Verbreitung auf, jedoch werden diese Kulturen aus Schweizer Produktion vornehmlich als Futtermittel eingesetzt. Die Möglichkeiten, Hafer und Triticale zu unterschiedlichen Produkten zu verarbeiten und mehr Erlös herauszuholen, sind bei Futtermitteln begrenzt.

Die Leguminosen Ackerbohne und Lupine auf der anderen Seite werden in der Schweiz momentan wenig angebaut. Ursachen für diese Situation sind ein geringeres Ertragspotential, Informations- und Erfahrungslücken (sowohl im Anbau als auch in der Verarbeitung und Vermarktung) und höhere Produktions- und Marktrisiken.

Einsatz in trendigen Lebensmitteln erhöhen die Wertschöpfung

Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen liessen sich nutzen, um Nischenkulturen zu fördern: etwa die Trends zur regionalen Produktion oder zur pflanzenbasierten Ernährung – Getränke auf Hafer-Basis sind ein Beispiel dafür. Aber auch der Trend zu einer vielfältigen, gesunden Ernährung liesse sich nutzen – Leguminosen beispielsweise sind eine beliebte Abwechslung im Speiseplan. An ehemalige landwirtschaftliche Traditionen (etwa bezüglich des Anbaus von Ackerbohnen) könnte angeknüpft werden. Um eine Wertschöpfungskette aufzubauen, bieten sich schliesslich Regionen an, in welchen eine gewisse Häufung von Betrieben besteht, welche Nischenkulturen anbauen oder verarbeiten.

Beim Aufbau einer Wertschöpfungskette sind eine stufenübergreifende Zusammenarbeit aller AkteurInnen, finanzielle Ressourcen für die Markteinführung sowie eine gute Kommunikation mit der Konsumentenschaft wichtig. Bei der Vermarktung kann die Herkunft, das Anbauverfahren oder gesundheitliche Aspekte des Produkts herausgestellt werden, um aktuelle Konsumentenbedürfnisse zu befriedigen.

Fazit

  • Hafer und Triticale sind Nischenkulturen, die in der Schweiz bisher fast nur als Futtermittel genutzt werden. Ihr Einsatz in der menschlichen Ernährung kann die Wertschöpfung erhöhen.
  • Ackerbohne und Lupine haben ein geringes Ertragspotential und es bestehen Informationslücken sowie höhere Produktions- und Marktrisiken. Ihr Einsatz in Trendprodukten (z. B. Hafermilch) kann die Wertschöpfung erhöhen.
  • Um Nischenkulturen zu fördern, sollte man Trends bezüglich regionaler Produktion sowie pflanzenbasierter, gesunder Ernährung nutzen.
  • Alte Traditionen (z. B. Ackerbohnenanbau) oder Regionen mit einer Häufung von Betrieben können sich als günstig erweisen, um eine effiziente Wertschöpfungskette aufzubauen.
  • Erfolgsfaktoren sind eine Zusammenarbeit aller AkteurInnen, finanzielle Ressourcen für die Markteinführung sowie eine gute Kommunikation mit der Konsumentenschaft.
  • Der Anbau solcher Nischenkulturen könnte die Anbauvielfalt im Ackerbau erhöhen und auch einen Beitrag zu einer grösseren Ernährungsvielfalt leisten.
Zum kompletten Archiv