Agroscope, ETH Zürich

Grosses Potential für eine umweltfreundliche und wirtschaftliche Produktion

Verdienen Landwirtinnen und Landwirte weniger, die umweltfreundlich produzieren? Dass dies nicht so sein muss und man sogar mehr Erlös erwirtschaften kann, wenn man die Umwelt schont, zeigt eine Agroscope-Studie.

Im Projekt NFP 73 «Zusammenspiel von Ökonomie und Ökologie in Schweizer Landwirtschaftsbetrieben» wollten Agroscope-Forschende herausfinden, ob und wie es möglich ist, umweltverträglich und gleichzeitig wirtschaftlich zu produzieren. Sie nutzten dazu 239 betriebliche Datensätze aus der «Zentralen Auswertung von Ökobilanzen landwirtschaftlicher Betriebe» (ZA-ÖB). Damit untersuchten sie den Zusammenhang zwischen der Einkommenssituation und den Umweltwirkungen von verschiedenen Betrieben sowie für wichtige Produktgruppen. Unter die Lupe genommen wurden speziell die Milch- und Rindfleischproduktion sowie der Getreide-, Kartoffel- und Zuckerrüben-Anbau. Die Ökobilanzierung erfolgte mit dem Tool SALCA (Swiss Agricultural Life Cycle Assessment).

Grosse Unterschiede zwischen den Betrieben

Die Umwelteffizienz zeigte für alle untersuchten Produktgruppen eine erhebliche Variabilität auf. Bei der Wirtschaftlichkeit, die anhand des Arbeitsverdienstes pro Familienarbeitskraft bewertet wurde, waren die Unterschiede sogar noch ausgeprägter. Die Produktionsregion (Tal-, Hügel- oder Bergregion) sowie die Landbauform (Bio oder ökologischer Leistungsnachweis, ÖLN) erklären einen Teil der Unterschiede.

Ausser beim Getreide-Anbau hatten Bio-Betriebe eine 5 bis 10 % höhere Umwelteffizienz und einen 5 bis 26 % höheren Arbeitsverdienst als ÖLN-Betriebe.

Im Zuckerrüben-Anbau waren die Unterschiede bezüglich der Umwelteffizienz zwischen den Betrieben am geringsten. Der Grund: Diese Kultur wird vor allem in der Talregion angebaut und weist eine hohe Standardisierung und Mechanisierung des Anbauverfahrens auf.

Die Milch- und Rindfleischproduktion zeigte die grösste Variabilität bezüglich der Umwelteffizienz. Der Grund: Die Rindviehhaltung findet in verschiedenen Regionen, Produktionssystemen und Intensitäten statt. Die Milchleistung im Berggebiet ist etwas tiefer als bei Talbetrieben, doch der höhere Anteil von Wiesen- und Weidefutter bringt Vorteile für die Umwelt.

Für biologisch wirtschaftende Milch- und Rindvieh-Betriebe ermöglichen die höheren Preise für Bio-Produkte sowie die Beiträge für die Produktion unter erschwerten Bedingungen eine gute Wirtschaftlichkeit.

Gute Einkommen müssen nicht auf Kosten der Umwelt erzielt werden

Für die Milch- und Rindfleischproduktion besteht ein positiver Zusammenhang zwischen Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz. Beim Getreide-, Kartoffel- und Zuckerrüben-Anbau hängen Ökologie und Ökonomie nicht signifikant zusammen. Es gibt aber auch bei diesen Produktgruppen keine Hinweise darauf, dass das Einkommen auf Kosten der Umwelt erhöht wird.

Die grosse Streuung der Umwelteffizienz und Wirtschaftlichkeit zwischen den Betrieben deutet darauf hin, dass für etliche Betriebe ein grosses Optimierungspotential besteht, um sowohl umweltfreundlicher als auch wirtschaftlicher zu werden. Gemäss dieser Studie ist es möglich, in der Schweiz ökonomisch wie ökologisch zu produzieren. Gute Einkommen werden also nicht systematisch auf Kosten der Umwelt erzielt.

Fazit

  • Sowohl Umwelteffizienz als auch Wirtschaftlichkeit variieren stark für alle untersuchten Betriebe und Produktgruppen.
  • Die Produktionsregion (Tal-, Hügel- oder Bergregion) sowie die Produktionsmethode (Bio oder ÖLN) erklären einen Teil der Unterschiede.
  • In der Talregion befinden sich die Betriebe mit der höchsten Umwelteffizienz.
  • Der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft weist eine höhere Variabilität auf als die Umweltwirkungen.
  • Bio-Betriebe erzielen im Durchschnitt leicht höhere Arbeitsverdienste als ÖLN-Betriebe.
  • Die Unterschiede zeigen: In der Schweiz besteht ein erhebliches Potential zur Verbesserung von Umwelteffizienz und Wirtschaftlichkeit.
  • Eine bessere Umwelteffizienz oder eine höhere Wirtschaftlichkeit beeinflussen die jeweils andere Dimension nicht negativ. Es ist daher möglich, in der Schweiz umweltfreundlich und wirtschaftlich zugleich Landwirtschaft zu betreiben.
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