Agroscope

Sorghum: Wo kann diese gut an Trockenheit angepasste Pflanze in der Schweiz angebaut werden?

Sorghum gedeiht auch in einem zunehmend trockenen Klima. Es eignet sich sowohl für die menschliche Ernährung als auch für Futter. Agroscope hat Karten erstellt, welche die potenziellen Anbauzonen für Silo- und Körnersorghum aufzeigen.

Sorghum bicolor (L.) Moench, auch Sorghumhirse genannt, stammt ursprünglich aus Afrika. Es wird heute weltweit angebaut, wobei rund 95 % der Produktion aus Afrika, Amerika und Asien stammen. In Europa sind vor allem Frankreich und Italien wichtige Produktionsländer. In der Schweiz, hingegen, beschränken sich die Anbauflächen insgesamt auf weniger als 350 ha. Die potentiellen Anbauflächen sind jedoch ungleich grösser. Mit Blick auf eine mögliche Ausweitung des Sorghumanbaus untersuchten wir anhand des Wärmebedarfs, welche Gebiete sich innerhalb des Schweizer Ackerlandes für den Anbau von Silo- beziehungsweise Körnersorghum eignen.

Unterschiedliche Wärmeansprüche für Silo- und Körnersorghum

Wir leiteten die nötigen Kennzahlen betreffend Wärmeansprüche von Silo- und Körnersorghum aus Informationen aus der Literatur und aus den Anbauversuchen von Agroscope am Standort Reckenholz ab. Die Versuche mit Körnersorghum fanden in den Jahren 2009 bis 2011 statt, jene mit Silosorghum in den Jahren 2018 bis 2022. Die Resultate der Versuche zeigen, dass bei einer Aussaat anfangs Mai und der Wahl einer Basistemperatur von 8°C Silosorghum eine Temperatursumme von rund 1150°C benötigt, um die Reife zu erreichen, Körnersorghum hingegen eine Temperatursumme von rund 1350°C.

Abb.1. Karte des mittleren Reifedatums von Silo- und Körnersorghum auf der Ackerfläche der Schweiz. Dunkelgrüne Farbtöne zeigen Gebiete an, in denen die notwendigen Temperatursummen früh erreicht werden. Hellgrüne Bereiche indizieren eine späte Reife und damit ein grössere Wahrscheinlichkeit, dass die Reife nicht in jedem Jahr erreicht wird. Grau eingefärbt sind Gebiete ausserhalb des heutigen Ackerlands. Weiss eingefärbt sind Gebiete, in denen Sorghum, gemäss Berechnungen für das heutige Klima, die Reife erst nach dem 31. Oktober erreichen würde.

Silosorghum könnte auf der gesamten Ackerfläche angebaut werden

Die regionale Auswertung von Temperatursummen basierend auf Gitterdaten des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie für die Jahre 2001–2020 ergab, dass praktisch das ganze, heute verfügbare Ackerland für den Anbau von Silosorghum geeignet ist (Abb. 1). Gemäss unseren Schätzungen, würde die Reife in fast allen Jahren zwischen Mitte August und Ende September eintreten, mit einer Verzögerung um ca. eine Woche bei einer späteren Aussaat Mitte Mai.

Für den Anbau von Körnersorghum sind die Gunstflächen beschränkt

Bei Körnersorghum hingegen nimmt die Wahrscheinlichkeit, dass die Reife noch vor Ende Oktober erreicht wird, mit der Höhe rasch ab. Sehr günstige bis günstige Gebiete sind auf Standorte unterhalb von ca. 550 m.ü.M. beschränkt.

Fazit

  • Temperatursummenkarten zeigen, dass die Wärmeansprüche für den Anbau von Silosorghum schon heute auf beinahe allen Ackerflächen der Schweiz erreicht werden.
  • Gunsträume für den Anbau von Körnersorghum sind in tiefgelegenen Regionen entlang der Achse Genfersee – Bodensee zu finden, sowie im Wallis, im Rheintal und südlich der Alpen.
  • Mit einer späten Aussaat steigt das Risiko, dass Körnersorghum die Reife erst sehr spät im Jahr oder gar nicht erreicht.
  • Die Züchtung und Einführung von frühreifenden Sorghumsorten kann den Anbau von Körnersorghum in der Schweiz begünstigen.
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