Agroscope, Universität Wageningen, Universität Bern

Drei Visionen im Realitäts-Check: Avenir Suisse, Bauernverband, Landwirtschaft mit Zukunft

Agroscope hat die landwirtschaftlichen Veränderungen der letzten zwanzig Jahre in drei Schweizer Regionen untersucht und sie mit drei Visionen verglichen: Avenir Suisse, Schweizerischer Bauernverband sowie Vereinigung Landwirtschaft mit Zukunft.

Darüber, wie sich die Schweizer Landwirtschaft entwickeln soll, gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Agroscope-Fachleute haben die landwirtschaftlichen Veränderungen der vergangenen zwanzig Jahre in drei Schweizer Regionen untersucht – im Tal (Reusstal), in der Hügelzone (Entlebuch) und im Berggebiet (Urserental).

Um die Richtung der landwirtschaftlichen Entwicklung zu beurteilen, wurde sie mit drei unterschiedlichen Visionen verglichen: mit denen von Avenir Suisse (AS), des Schweizerischen Bauernverbands (SBV) sowie der Vereinigung Landwirtschaft mit Zukunft (LmZ).

Zwei der drei Regionen entwickelten sich so, wie Avenir Suisse das vorschlägt

In nur zwanzig Jahren – weniger als einer menschlichen Generation – sind deutliche Veränderungen geschehen, die für einzelne Betriebe und für die Agrarlandschaft als Ganzes namhafte Auswirkungen hatten. Sie sind das Ergebnis des Interessensausgleichs zwischen verschiedenen Akteuren, hier repräsentiert durch die drei Organisationen AS, SBV und LmZ.

In zwei der drei Regionen ist die generelle Übereinstimmung mit den Vorstellungen von AS am stärksten (Reusstal 70 %, Entlebuch 68 %). SBV (59 bzw. 56 %) und LmZ (40 bzw. 41 %) lagen tiefer. Nur in der Berggebietsregion des Urserentals haben sich die bewahrenden Kräfte durchgesetzt, die den Vorstellungen des SBV nahestehen (58 %), wobei AS und LmZ dicht dahinter lagen (54 bzw. 53 %). Die «grünen» Visionen haben sich in allen drei Regionen am wenigsten durchgesetzt (Reusstal 40 %, Entlebuch 41 %, Urserental
53 %). In allen drei Regionen gab es aber auch grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Betrieben.

Zielvorstellung: Produktivität steigern und gleichzeitig Ressourcen schonen

Die beobachteten Entwicklungen entstehen im Zusammenspiel verschiedener Einflussfaktoren wie technischer Fortschritt, Kosten und Preise, Regulierungen, Agrarpolitik und Direktzahlungen, Betriebsstrukturen sowie die subjektiven Präferenzen der einzelnen Landwirtinnen und Landwirte. Wie sich diese Treiber auf die Entwicklungen ausgewirkt haben, wurde nicht explizit untersucht.

Klimawandel, Biodiversitätskrise, knappe Ressourcen und gesellschaftliche Entwicklungen führen dazu, dass sich die Landwirtschaft auch in Zukunft verändern wird und anpassen muss. Die Landwirtschaft soll weiterhin produktiv sein oder ihre Produktivität sogar steigern und gleichzeitig weniger Umweltressourcen verbrauchen, Klima und Biodiversität schützen sowie gute Boden- und Wasserqualität garantieren. Mit dieser Zielvorstellung können sich wohl die meisten Akteure einverstanden erklären. Hingegen besteht Uneinigkeit darüber, wie sie erreicht werden soll. Die verschiedenen Akteure, hier repräsentiert durch Avenir Suisse, Schweizerischer Bauernverband und Landwirtschaft mit Zukunft, werden auch weiterhin einen Interessensausgleich suchen.

Fazit

  • Die landwirtschaftliche Entwicklung im Reusstal (Talgebiet) und im Entlebuch (Hügelzone) war durch den fortschreitenden Strukturwandel geprägt und stimmte am stärksten mit der Vision von Avenir Suisse (Reusstal 70 %, Entlebuch 68 %) überein. Die Übereinstimmung mit den Vorstellungen des Bauernverbands war rund zehn Prozentpunkte tiefer (59 % bzw. 56 %). Die tiefste Übereinstimmung ergab sich mit der Vision von Landwirtschaft mit Zukunft (40 % bzw. 41 %).
  • Im Urserental (Berggebiet) war die Übereinstimmung zwischen den drei Interessensgruppen ausgeglichener. Die höchste Übereinstimmung gab es mit der Vision des Bauernverbands (
    58 %). Doch die Übereinstimmung mit Avenir Suisse (54 %) und Landwirtschaft mit Zukunft (53 %) lag nur wenig tiefer.
  • Die «grünen» Visionen haben sich in allen drei Regionen am wenigsten durchgesetzt.
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