Agroscope

Stickstoff- und Phosphoreinträge in Gewässer: neue Schätzungen für die Landwirtschaft

Forschende von Agroscope haben die Stickstoff- und Phosphoreinträge in die Schweizer Gewässer für das Jahr 2020 berechnet. Diese verringerten sich zwar im Vergleich zu 2010; das Umweltziel Landwirtschaft für die Stickstoff-Einträge wurde jedoch deutlich verfehlt.

Viele unserer Gewässer sind mit Stickstoff und Phosphor belastet. Dies kann die Gewässer- und Trinkwasserqualität gefährden. Die Einträge aus punktuellen Quellen wie Kläranlagen und Mischwasserentlastungen wurden in den letzten Jahrzehnten stark reduziert, doch die Einträge aus so genannt diffusen Quellen, z. B. durch Abschwemmung, Erosion, Drainage oder Auswaschung, sind nach wie vor hoch.

Forschende von Agroscope haben nun im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) und unter Begleitung des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) diese diffusen Stickstoff- und Phosphoreinträge in die Gewässer der ganzen Schweiz für das Jahr 2020 berechnet. Auf der Grundlage von Feldversuchen, Literaturrecherchen und Expertenwissen wurden die Wasser- und Stoffflüsse mit Hilfe einer neuen Version des Modells MODIFFUS berechnet. Die Ergebnisse dienen dem BAFU zur Berichterstattung an internationale Kommissionen und sind auch im aktuellen agrarpolitischen Kontext relevant. Sie sind als Karten im Hektarraster auf dem Geoportal des Bundes (map.geo.admin.ch) verfügbar. Auswertungen liegen auch für alle Kantone und für verschiedene hydrologische Einzugsgebiete vor.

2020 gelangten 70 000 Tonnen Stickstoff in die Schweizer Gewässer

Im Jahr 2020 gelangten insgesamt rund 70 000 t Stickstoff in die Gewässer der Schweiz. Dies haben die Modellrechnungen der diffusen Einträge (rund 47 500 t) sowie die Angaben zu den punktuellen Quellen (rund 22 800 t) ergeben. Knapp die Hälfte dieser Stickstoffeinträge (46%, rund 32 500 t) sind durch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung bedingt. Der wichtigste Pfad der diffusen Einträge ist die Auswaschung (70%), die wichtigste diffuse Eintragsquelle ist das Ackerland (33 %), gefolgt von Grasland (24 %) und Wald (19 %).

Im Vergleich zum Jahr 2010 sind die berechneten diffusen Gesamt-Stickstoff-Einträge in die Gewässer für 2020 rund 4000 t bzw. 8 % niedriger. Die Unsicherheit in diesen Zahlen ist ca. 25 %, das heisst drei Viertel der Verringerung der Stickstoffeinträge im Vergleich zu 2010 sind als real zu betrachten und resultieren insbesondere aus der Abnahme der landwirtschaftlich genutzten Flächen (insbesondere Ackerland), einer Reduktion der Sickerwassermenge (klimatisch bedingt) und einer geringeren Stickstoff-Deposition (Erfolge der Luftreinhaltung).

Das Umweltziel Landwirtschaft, das die Schweizer Landwirtschaft verpflichtet, die landwirtschaftsbedingten Stickstoff-Einträge in die Gewässer um 50 % gegenüber 1985 zu reduzieren, konnte 2020 jedoch nicht erreicht werden. Es bleibt eine Ziellücke von knapp 8000 t.

Gelöste Phosphoreinträge: nur 27 % stammen aus der Landwirtschaft

Die gelösten (eutrophierungswirksamen) Phosphoreinträge in die Schweizer Gewässer betrugen 2020 rund 1400 t. Nur rund 380 t bzw. 27 % aller gelösten Einträge waren landwirtschaftsbedingt, der Rest stammt aus Kläranlagen, Mischwasserentlastung, Wald und unproduktiven Flächen (natürliche Hintergrundlast).

Von den total 1400 t stammten rund 740 t bzw. 53 % aus diffusen Quellen und rund 660 t aus Punktquellen. Der grösste Teil der diffusen Einträge wurde durch die Abschwemmung (54 %) verursacht. 45 % der diffusen Einträge stammten aus dem Grasland und 20 % aus dem Ackerland.

Im Vergleich zu 2010 sind die diffusen Einträge von gelöstem Phosphor um rund 165 t bzw. 18 % gesunken. Die grösste absolute Veränderung ergibt sich beim Ackerland mit einer Abnahme von 49 t. Hauptursache dafür sind überwiegend methodische Anpassungen sowie die Abnahme der Ackerfläche.

Fazit

  • 2020 sind insgesamt rund 70 000 t Stickstoff in die Schweizer Gewässer gelangt. 46 % sind durch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung bedingt.
  • Im Vergleich zu 2010 sind die Stickstoff-Einträge durch Abschwemmung, Erosion, Drainage oder Auswaschung (so genannt diffuse Einträge) um rund 8 % gesunken. Die Ursachen waren methodischen Anpassungen sowie die Abnahme der Ackerfläche, der Sickerwassermenge (klimatisch bedingt) und der Stickstoff-Deposition (Erfolge der Luftreinhaltung).
  • Das Umweltziel Landwirtschaft, das eine Reduktion der landwirtschaftsbedingten Stickstoff-Einträge in die Gewässer um 50 % gegenüber 1985 vorsieht, wurde 2020 um knapp 8000 t verfehlt.
  • Die gelösten Phosphoreinträge in die Schweizer Gewässer betrugen 2020 rund 1400 t. Nur rund 27 % waren landwirtschaftsbedingt. Hauptquelle war die Abschwemmung von Grasland.
  • Im Vergleich zu 2010 sind die gelösten Phosphoreinträge um 18 % gesunken. Hauptursachen waren methodische Anpassungen und die Abnahme der Ackerfläche.
Zum kompletten Archiv