Agroscope

Welchen Einfluss haben verschiedene Ackerkulturen auf das Erosionsrisiko?

Um das Erosionsrisiko im Schweizer Ackerbau zu berechnen, wurde der Einfluss verschiedener Ackerkulturen auf das Erosionsrisiko ermittelt. Die Berechnungen für die ganze Schweiz zeigen: Im Durchschnitt ist das Erosionsrisiko zwar tief, aber nicht überall vernachlässigbar.

Bodenerosion ist eine der grössten Bodenbedrohungen, die von der Welternährungsorganisation FAO identifiziert wurden. Zum einen führt Erosion auf der betroffenen Fläche selbst zum Verlust von wertvollem Oberboden, zum anderen kann Bodenerosion auch Gewässerbelastungen und Schäden an Gebäuden, Strassen, Bahnlinien etc. zur Folge haben.

Allerdings ist es schwierig, die Bodenerosion direkt zu messen. Deshalb wurden verschiedene Indikatoren entwickelt, um die Erosion zu berechnen. Einer der komplexesten, aber auch sensitivsten Indikatoren ist der Bodenbedeckungs- und -bearbeitungsfaktor (C-Faktor). Er beschreibt, wie sich landwirtschaftliche Praktiken (z. B. Fruchtfolgen, Bodenbearbeitungsverfahren) auf die Erosion auswirken. Sein Wert liegt zwischen 0 und 1, wobei 0 den grösstmöglichen Erosionsschutz und 1 das grösste Erosionsrisiko (permanente Schwarzbrache) darstellt.

Umfangreicher Datensatz dank Agrarumweltmonitoring

Im Agrarumweltmonitoring des Bundesamts für Landwirtschaft BLW und Agroscope werden seit 2009 in einem Betriebsnetz mit rund 290 Betrieben relevante Daten für verschiedene Agrarumweltindikatoren, darunter auch den C-Faktor, erfasst und zentral ausgewertet (Zentrale Auswertung von Agrarumweltindikatoren ZA-AUI). Für die Jahre 2009−2019 wurden C-Faktoren für die insgesamt 33 078 Parzellen mit Ackerland für die Abfolge Vorkultur−Hauptkultur berechnet – unter Berücksichtigung von Tal- und Hügelregion, acht verschiedenen Winternutzungsvarianten, vier Bodenbearbeitungsverfahren und drei Korrekturfaktoren für bestimmte betriebsspezifische Kulturkombinationen. Aus dem umfangreichen Datensatz konnten kulturspezifische C-Faktoren für alle Ackerkulturen der Schweiz ermittelt werden. Wie erwartet, zeigten dabei Freilandgemüse (0.357) und Kartoffeln (0.241) die höchsten mittleren C-Faktoren, Kunstwiese den tiefsten Wert (0.024).

Kunstwiesen und schonende Bodenbearbeitung senken Erosionsrisiko

Auf das ganze Schweizer Ackerland hochgerechnet beträgt der C-Faktor im Durchschnitt 0.100 (inklusive Freilandgemüse) bzw. 0.093 (ohne Freilandgemüse). Damit ist er deutlich geringer als in Deutschland (0.124, ohne Freilandgemüse). Ausschlaggebend für die Unterschiede sind der hohe Anteil an Kunstwiesen in der Fruchtfolge (32 %) sowie der relativ hohe Anteil an Ackerflächen mit konservierenden Bodenbearbeitungsverfahren (18 %) in der Schweiz.

Erosionsrisiko auf Gemeindeebene berechnet

Mit den schweizweiten statistischen Daten über die Verteilung der Ackerkulturen pro Gemeinde wurde ein flächengewichteter mittlerer C-Faktor pro Gemeinde berechnet und kartografisch dargestellt. Gebiete mit hohen C-Faktoren waren das Seeland, das Orbetal, das Rhonetal am Genfersee, das Zürcher Unter- und Weinland sowie das St. Galler Rheintal; niedrige C-Faktoren wiesen die Voralpen und der Jura auf.

Auf rund 10 % der Ackerfläche wäre Erosionsschutz nötig

Die Verknüpfung der C-Faktor-Karte mit der bereits existierenden Karte des potentiellen Erosionsrisikos führte zu einer Karte des aktuellen Erosionsrisikos der Schweiz. Der berechnete mittlere aktuelle Bodenabtrag beträgt demnach 0.81 t pro Hektar und Jahr. Für die ganze Ackerfläche der Schweiz resultiert daraus ein totaler Bodenabtrag von etwa 314 000 t für das Jahr 2020. Gemäss der Verordnung über Belastungen des Bodens (VBBo) liegt die tolerierbare Grenze des Bodenabtrags bei 2−4 t/ha/Jahr. In der Schweiz liegen gut 8 % der Ackerfläche in diesem Bereich. Bei 1.8 % der Ackerfläche wird der Maximalwert von 4 t/ha/Jahr überschritten. Auf diesen insgesamt rund 10 % der Ackerflächen wären Erosionsschutzmassnahmen erforderlich.

Fazit

  • Als Indikator für das Erosionsrisiko wurde der Bodenbedeckungs- und -bearbeitungsfaktor (C-Faktor) verwendet.
  • Dank des umfangreichen Datenmaterials des Agrarumweltmonitorings konnten C-Faktorwerte für alle Schweizer Ackerkulturen berechnet werden. Freilandgemüse und Kartoffeln wiesen die höchsten C-Faktoren auf, das heisst, ihr Anbau erhöht das Erosionsrisiko am stärksten.
  • Pro Gemeinde wurde ein mittlerer C-Faktor berechnet und kartografisch dargestellt. Gebiete mit hohen C-Faktoren waren das Seeland, das Orbetal, das Rhonetal am Genfersee, das Zürcher Unter- und Weinland sowie das St. Galler Rheintal.
  • Dank der Verknüpfung der C-Faktorkarte mit der bestehenden Karte des potentiellen Erosionsrisikos wurde eine Erosionsrisikokarte erstellt. Sie zeigt Handlungsbedarf auf: Auf rund 10 % der Schweizer Ackerfläche beträgt der Bodenabtrag 2−4 t/ha und Jahr oder sogar mehr. Auf diesen Böden sollten Erosionsschutzmassnahmen umgesetzt werden.
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