Agroscope, ETH Zürich

Europäischer Rotklee zeigt grosse Vielfalt und lokale Adaption

Rotklee ist eine der wichtigsten Leguminosen im europäischen Futterbau. In einem mehrjährigen Experiment testeten Forschende die europaweit grösste Sammlung verschiedener Herkünfte von Rotklee an fünf Standorten in Europa.

Die grosse genetische Vielfalt des Rotklees stellt eine unschätzbare Ressource dar, um wichtige Eigenschaften wie Ertrag, Qualität und Resistenz gegen biotische und abiotische Stressfaktoren zu verbessern. Leider sind diese Eigenschaften oft nur unzureichend beschrieben. Im Rahmen des Horizon-Projekts EUCLEG (www.eucleg.eu) wurde die genetische und phänotypische Vielfalt von 395 diploiden Rotklee-Herkünften untersucht, unter anderem in der Schweiz am Agroscope-Standort Tänikon. Die Resultate sind nun veröffentlicht.

Hohe genetische Vielfalt durch lokale Züchtung

Die genetische Ähnlichkeit der Rotklee-Herkünfte widerspiegelt grösstenteils ihre geografische Herkunft, wobei sich die nordeuropäischen und schweizerischen von den übrigen europäischen Herkünften genetisch klar unterscheiden. Zudem zeigen die Resultate, dass das heutige Zuchtmaterial aus lokalen Landsorten oder natürlich vorkommenden Populationen (Ökotypen) entstanden ist. Interessanterweise weisen einige Herkünfte genetische Ähnlichkeiten mit Herkünften aus ausländischen Zuchtprogrammen auf. Dies liefert einen Hinweis, dass Rotkleezüchter vom Recht Gebrauch machten, Sorten fremder Züchter zu verwenden, um gewünschte Merkmale in ihre eigenen Zuchtprogramme zu integrieren.

Agronomische Leistung ist standortabhängig

Die agronomische Leistung der Rotklee-Herkünfte wurde an fünf europäischen Standorten in Feldversuchen geprüft. Der durchschnittliche Trockenmasseertrag im ersten Hauptnutzungsjahr reichte von 0,74 kg/m2 in Serbien und Norwegen bis 1,34 kg/m2 in der Schweiz. Viele Herkünfte zeigten unter den selektiven Versuchsbedingungen über die Versuchsdauer abnehmende Pflanzendichten – dabei sind zu erwähnen die heissen Sommer in Serbien, die kalten Winter in Norwegen und der hohe Krankheitsdruck in der Schweiz und in Tschechien. Die Leistung der Herkünfte war zudem stark standortabhängig. Im Allgemeinen zeigten sie gute Leistungen und Ausdauer unter den Klima- und Bewirtschaftungsbedingungen, unter denen sie gezüchtet worden sind. Diese lokale Anpassung ist besonders ausgeprägt bei den nördlichen Herkünften, die am Standort Norwegen die höchsten Erträge und Überlebensraten aufwiesen, aber an allen anderen Standorten schlechter abschnitten.

Fazit

  • Europäische Rotkleesorten wurden aus lokalen Ökotypen und Landsorten gezüchtet und weisen eine spezifische Anpassung an die regionalen Bedingungen auf.
  • Lokal gezüchtete Rotkleesorten waren in ihrer Herkunftsregion generell am ertragreichsten und ausdauerndsten. Bei nordeuropäischen Herkünften war diese lokale Adaption am stärksten ausgeprägt.
  • Sorten, die eine ähnliche oder bessere Leistung als die der lokalen Sorten erreichten, stellen interessante genetische Ressourcen für die Züchtung dar.
  • Die Studie liefert wichtige Daten über die sogenannte «Genetik x Umwelt»-Interaktion von Rotklee und erlaubt eine erste Einschätzung des Anpassungspotenzials in zukünftigen Klimaszenarien.
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