Agroscope, ETH Zürich

Regionale statt einzelbetriebliche Ziele für den Klimaschutz

Politische Massnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft sind effektiver und effizienter, wenn sie auf regionaler anstatt einzelbetrieblicher Ebene festgelegt werden. Dies kann helfen, die Klimaziele kosteneffizienter zu erreichen.

Die Schweiz und andere Länder haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um die Treibhausgasemissionen (THG) aus der Landwirtschaft zu verringern. Um dies zu erreichen, müssen Landwirtinnen und Landwirte wirksame und effiziente Reduktionsmassnahmen ergreifen. Oft sind diese Massnahmen wenig effektiv (d.h. sie erreichen die Ziele nicht) und nicht besonders effizient (d.h. sie sind zu kostspielig für die Steuerzahler und Landwirte). Mit Hilfe eines bioökonomischen Modellierungsansatzes und Daten von 65 Milchviehbetrieben im Kanton Zürich analysierten Forschende von ETH Zürich und Agroscope, wie Emissionsreduktionsziele in der Landwirtschaft effektiver und effizienter gestaltet werden könnten.

Modellierung der Wirksamkeit von verschiedenen politischen Ansätzen

Die Fachleute haben zwei verschiedene politische Ansätze zur THG-Reduktion untersucht und die Unterschiede bezüglich Kosteneffizienz bewertet. Der erste Ansatz legte für alle landwirtschaftlichen Betriebe einheitliche Emissionsreduktionsziele fest (Ziele auf Betriebsebene), so dass jede Landwirtin und jeder Landwirt den gleichen Anteil an Emissionen reduzieren musste. Der zweite Ansatz setzte das Ziel auf regionaler Ebene an. Dieses Ziel musste von der Gesamtheit der landwirtschaftlichen Betriebe erreicht werden. Dadurch lässt sich die Heterogenität der Betriebe berücksichtigen, d. h. jede Landwirtin und jeder Landwirt leistet je nach Opportunitätskosten der Massnahmen einen unterschiedlichen Beitrag zum Gesamtreduktionsziel.

Die Forschenden verwendeten einen Simulations- und Optimierungsansatz auf der Grundlage des bioökonomischen Betriebsmodells FarmDyn, das für eine Stichprobe von 65 Milchviehbetriebe parametrisiert wurde, um die Unterschiede in der Einkommensminderung bei verschiedenen prozentualen Emissionsreduzierungszielen zu berechnen. Die in Betracht gezogenen Reduktionsmassnahmen waren: 1) Ersatz von Kraftfutter durch auf dem Betrieb angebaute Leguminosen, 2) Erhöhung der Anzahl der Laktationen pro Milchkuh, 3) Ausbringung von Gülle mit Hilfe von Schleppschlauchverteilern und 4) Einführung von Futtermittelzusätzen zur Verringerung der enterischen Fermentation bei Rindern. Die Massnahmen wurden ausgewählt, da eine Reduktion der THG-Emissionen ermöglichen, ohne dass die landwirtschaftliche Produktion (z.B. kg produzierte Milch) zurückgeht.

Steigerung der Kosteneffizienz durch Ziele auf regionaler Ebene

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Emissionsreduktionsziele auf regionaler Ebene kosteneffizienter sind als solche auf einzelbetrieblicher Ebene. So würde beispielsweise eine Reduktion der THG-Emissionen um 10 % pro Betrieb eine durchschnittliche Einkommensminderung von 4654 CHF pro Betrieb bedeuten. Müssen dagegen alle Betriebe in einer Region zusammen die 10%ige Reduktion erreichen, betragen die durchschnittlichen Kosten pro Betrieb nur 545 CHF, was das regionale Reduktionsziel um 88 % kosteneffizienter macht (Abbildung 1). Der Hauptgrund dafür ist, dass die Grenzvermeidungskosten für einige Betriebe viel niedriger sind als für andere. So können gewisse Betriebe mit geringeren Kosten eine höhere Reduktion erreichen als das vorgeschriebene Ziel. Dies ermöglicht es den Betrieben mit höheren Kosten, ihre Emissionen unter die Zielvorgabe zu senken und dennoch gemeinsam das Gesamtreduktionsziel zu erreichen.

Abbildung 1. Durchschnittliche Einkommensreduktion (CHF/Betrieb) aufgrund unterschiedlicher Emissionsreduktionsziele und Politikgestaltung

Fazit

  • Die Kosten für die Verringerung der Treibhausgasemissionen sind von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich.
  • Legt man die Reduktionsziele auf regionaler Ebene fest, kann dies die Massnahmen zur Emissionsreduktion kosteneffizienter machen. Die Gesamtkosten der Emissionsminderung sind dann niedriger als bei Zielen auf einzelbetrieblicher Ebene.
  • Die Effizienzgewinne hängen von der Kombination der Reduktionsmassnahmen ab, die von den Betrieben gewählt worden sind. Daher sollten sich Instrumente und Anreize auf die Menge der vermiedenen Emissionen konzentrieren und nicht auf die Förderung spezifischer Massnahmen oder Technologien.
  • Ziele auf regionaler Ebene könnten auch genutzt werden, um starke soziale Netzwerke zu fördern und die Kommunikation und den Lernprozess unter Landwirtinnen und Landwirten zu verbessern.
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