Agroscope, Kanton Wallis, Amt für Rebbau und Wein

Bewahrung der genetischen Vielfalt der Rebsorte Arvine

Zur Erhaltung der genetischen Vielfalt von Arvine, einer traditionell im Wallis angebauten Rebsorte, wurde ein Programm lanciert. Durch gezielte Züchtung könnte die Biodiversität dieser Rebsorte optimal genutzt werden, um den ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.

Unter Mitwirkung von Akteuren wie der Gesellschaft der Walliser Rebschulisten, dem Amt für Rebbau und Wein des Kantons Wallis und Agroscope wurde ein Programm zur Erhaltung der klonalen (intra-varietalen) Vielfalt der wichtigsten autochthonen und traditionellen Rebsorten des Wallis lanciert.

Arvine – eine sehr alte Rebsorte

Arvine, auch Petite Arvine genannt, ist eine Rebsorte, die hauptsächlich in der Schweiz (Wallis) angebaut wird. Neuere Studien lassen vermuten, dass Arvine eine sehr alte Rebsorte ist. Im Wallis wird sie demnach seit dem 17. Jahrhundert kultiviert, und sie gilt als autochthone Sorte. Lange Zeit wurde die Sorte nur auf kleinen Flächen angebaut, sie hat aber in den letzten Jahren im Walliser Rebbau an Beliebtheit gewonnen und entsprechend ist die Anbaufläche stark gewachsen.

Untersuchung der genetischen Vielfalt

Für die Untersuchung der genetischen Vielfalt wurden seit 1992 Erkundungen in alten Rebbergen aus der vorklonalen Zeit durchgeführt. Dabei wurden für die Vielfalt der Rebsorte repräsentative Individuen (Klone) ausgewählt. Nach der Ausscheidung von Individuen mit Viruserkrankungen wurden etwa 100 Klone in eine Sammlung aufgenommen, mit der die klonale Vielfalt von Arvine erhalten und erforscht werden soll. Dabei wurde eine sehr grosse klonale Vielfalt innerhalb der Sorte zu den meisten Aspekten des Anbaus festgestellt, insbesondere beim Produktionspotenzial, bei der Anfälligkeit gegenüber Botrytis cinerea sowie beim Gehalt des Mosts an Stickstoffverbindungen, aromatischen Vorstufen und Säure. Diese Vielfalt könnte durch eine polyklonale Züchtung genutzt werden.

Bewertung des Nutzens einer polyklonalen Züchtung

Die Arbeiten zur Charakterisierung der klonalen Vielfalt haben gezeigt, dass innerhalb der Sorte Arvine eine grosse Vielfalt besteht. Mit einer polyklonalen Züchtung könnte diese Vielfalt genutzt werden. Mit dem Ziel, die Vor- und Nachteile einer polyklonalen Züchtung bei der Rebsorte Arvine objektiv zu bewerten, lancierte die Versuchsstation Weinbau und Oenologie 2022 im Wallis ein Projekt. Der Versuch, der im Frühling 2023 in der Domaine du Grand Brûlé angelegt wurde, soll zeigen, ob sich eine polyklonale Züchtung als Instrument zur Bewältigung von Herausforderungen infolge der Klimaänderung und neuer Anbautechniken eignet.

Fazit

  • Arvine ist eine traditionell im Wallis angebaute Rebsorte. Seit 1992 wurden Erkundungen zu alten Arvine-Rebstöcken mit dem Ziel durchgeführt, zur Erhaltung der klonalen Vielfalt dieser Sorte beizutragen. Diese Arbeit ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Agroscope, dem Amt für Rebbau und Wein des Kantons Wallis und der Gesellschaft der Walliser Rebschulisten.
  • Im Rahmen dieser Arbeit konnten 91 Arvine-Klone gesammelt werden. Ihre Charakterisierung ergab bei dieser Rebsorte eine grosse klonale Vielfalt für die meisten untersuchten agronomischen Merkmale.
  • Diese klonale Vielfalt könnte durch eine gezielte polyklonale Züchtung genutzt werden. Nun soll geprüft werden, ob dieser Ansatz einen relevanten Beitrag zur Bewältigung der aktuellen und künftigen Herausforderungen des Walliser Rebbaus zu leisten vermag.
  • Dazu wurden fünf Klonmischungen mit definierten Schwerpunkten (Ertragspotenzial sowie Zusammensetzung des Mostes bezüglich Säure, Stickstoff und aromatische Vorstufen) zusammengestellt. Diese Selektionen werden nun agronomisch und önologisch bewertet.
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