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Exportpotenzial von Schweizer Käse und zukünftige Möglichkeiten

Käse zählt zu den wichtigsten offensiven Interessen des Schweizer Agrarhandels. Ausserhalb der EU sind die USA ein wichtiges Exportziel. Mit dem CAPRI-Modell lassen sich die Auswirkungen eines Freihandelsabkommens für Käse zwischen den USA und der Schweiz abschätzen.

Die Schweiz hat bis heute 33 Freihandelsabkommen (FHA) mit 43 Partnern abgeschlossen. Im Warenverkehr liegen die wichtigsten offensiven Interessen des Schweizer Agrarsektors bei Kaffee, alkoholfreien Getränken, Lebensmittelzubereitungen, Schokolade und Käse. Unter diesen Produkten sticht Käse als das wichtigste landwirtschaftliche Grunderzeugnis mit hohen Offensivinteressen hervor. Ziel dieses Artikels ist es, die Entwicklung des Schweizer Käsehandels unter besonderer Berücksichtigung des Schweizer Exportpotenzials zu analysieren.

Exportpotenzial von Schweizer Käse: Strukturelemente und Marktzugangsbedingungen

Nach der schrittweisen Abschaffung der Zölle auf Käse zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) von 2002 bis 2007 haben sich die Schweizer Käseimporte aus der EU mehr als verdoppelt, wobei der Anteil von Frischkäse an den Importen zunahm. Der Abwärtstrend der Schweizer Käseexporte in die EU von vor 2007 wurde gestoppt und kehrte sich danach um. Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) sind für die Schweiz das wichtigste Exportziel für Käse ausserhalb der EU und der Markt mit dem grössten Exportpotenzial. Auf vielen Märkten (mit Ausnahme der EU) ist Käse jedoch immer noch stark geschützt, oft durch Zollkontingente. Die Märkte mit dem höchsten nicht realisierten Exportpotenzial für Schweizer Käse sind das Vereinigte Königreich, Spanien, Japan und Deutschland. Für diese Märkte könnte die Schweiz ihre Exportkapazitäten verbessern, indem sie sich auf strukturelle Elemente wie eine bessere Anpassung des Angebots an die ausländischen Verbraucherpräferenzen und eine optimale Aufteilung der Exporte auf die Zielmärkte konzentriert. In den USA scheint es unter den derzeitigen Marktbedingungen kein ungenutztes Potenzial mehr zu geben. Dies bedeutet, dass die grössten Reibungsverluste im Wesentlichen mit nichtstrukturellen Elementen zusammenhängen (d. h. mit zukunftsorientierten Elementen wie BIP-Wachstum und Bevölkerungswachstum sowie Marktzugangsbedingungen). In den USA wird erwartet, dass die Käseeinfuhren mittelfristig mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von etwa 0,5 % zunehmen werden. Die Käseeinfuhren in die USA unterliegen einem komplexen und sehr detaillierten System von Zollkontingenten. Für die Schweiz sind drei multilaterale Zollkontingente (beschrieben in den Anmerkungen 16 bis 23 und in Anmerkung 25) relevant, die je nach eingeführter Käsesorte definiert sind. Das CAPRI-Modell, ein partielles Gleichgewichtsmodell für den Agrarsektor, wird verwendet, um die Ex-ante-Auswirkungen eines möglichen Freihandelsabkommens für Käse zwischen den USA und der Schweiz zu bewerten.

Fazit

  • Die Märkte mit dem grössten ungenutzten Exportpotenzial für Schweizer Käse liegen vor allem in der EU, wo die grössten Reibungsverluste durch nichttarifäre Schutzmassnahmen (d. h. strukturelle Elemente) entstehen dürften. Verbesserte Marketingstrategien könnten die Schweizer Exportkapazität in diese Märkte erhöhen.
  • Die USA sind nach Deutschland der Markt mit dem zweitgrössten Exportpotenzial für Schweizer Käse. Es scheint jedoch kein ungenutztes Exportpotenzial mehr zu geben, was darauf hindeutet, dass die grössten Reibungsverluste mit den nichtstrukturellen Elementen zusammenhängen. In diesem Fall könnten bessere Marktzugangsbedingungen die Schweizer Exporte in die USA sowie den Anteil der Schweiz an den weltweiten Ausfuhren verbessern.
  • Ein Freihandelsabkommen mit den USA würde es der Schweiz ermöglichen, ihre Käseexporte in die USA um zusätzliche 8 000 Tonnen zu steigern. Die Auswirkungen auf die Schweizer Gesamtexporte wären geringer (zusätzlich rund 3 500 Tonnen), da die Schweizer Milchproduktion durch eine unelastische Angebotsreaktion gekennzeichnet ist. Eine erhöhte Nachfrage nach Schweizer Käse in den USA würde sich im Wesentlichen in höheren Schweizer Erzeugerpreisen für Käse und Milch niederschlagen. Die Freihandelsbedingungen für Käse in den USA könnten dazu beitragen, die negativen autonomen Auswirkungen einer hypothetischen Abschaffung der Zulage für verkäste Milch auszugleichen.
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