Agroscope, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)

Beistoffe in Pflanzenschutzmitteln und ihre Rückstände in Lebensmitteln

Pflanzenschutzmittel enthalten Wirkstoffe und sogenannte Beistoffe. Agroscope untersuchte erstmals die Rückstände von Beistoffen auf behandelten Pflanzen und liefert damit Grundlagen für die Beurteilung der Risiken für Konsumentinnen und Konsumenten.

Pflanzenschutzmittel (PSM) können auch bei vorschriftsmässiger Anwendung Rückstände in pflanzlichen Lebensmitteln bilden. Die Rückstände von PSM-Wirkstoffen sind im Lebensmittelrecht geregelt. Für jeden Wirkstoff und jedes Lebensmittel ist ein zulässiger Rückstandshöchstgehalt festgelegt. Kantone und Bund überprüfen, ob dieser eingehalten wird.

Forschungsbedarf identifiziert

PSM-Produkte enthalten neben einem oder mehreren Wirkstoffen meist auch diverse Beistoffe, die dem Produkt die für die Anwendung nötigen Eigenschaften verleihen. Obwohl Beistoffe einen signifikanten Anteil eines PSM ausmachen können, wurde ihren Rückständen bisher kaum Beachtung geschenkt. Im «Nationalen Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln» wurde deshalb festgehalten, dass die Kenntnisse zu möglichen Risiken von Beistoffen für Konsumentinnen und Konsumenten verbessert werden sollen.

Lösungsmittel und Tenside sind häufige Beistoffe in PSM

Im Auftrag des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat Agroscope zwischen 2017 und 2020 mehrere Studien durchgeführt und erste Grundlagen zu Rückständen von Beistoffen erarbeitet: Es wurde untersucht, welche PSM-Typen (Formulierungen) in der Schweiz am häufigsten verkauft werden und welche Beistoffe diese enthalten. Lösungsmittel und Tenside wurden als mengenmässig bedeutendste Beistoffklassen identifiziert.

Lösungsmittel verdampfen, Tenside werden abgewaschen

In Feldversuchen hat Agroscope für Vertreter dieser beiden Beistoffklassen gezeigt, dass unter Praxisbedingungen Rückstände von mehreren Milligramm pro Kilogramm auftreten können. Diese nahmen in der Regel rasch ab. Für die Abnahme war bei Tensiden vor allem Abwaschen durch Regen oder Bewässerung verantwortlich, bei Lösungsmitteln hingegen Verdampfen.

Methode zur Abschätzung der Beistoffrückstände

Ausgehend von den Feldversuchen hat Agroscope eine einfache Methode zur Abschätzung der Höhe von Beistoffrückständen in pflanzlichen Lebensmitteln vorgeschlagen. Diese basiert auf öffentlich verfügbaren Daten zu Rückstandskonzentrationen von Wirkstoffen direkt nach der PSM-Anwendung und deren Abnahme über die Zeit.

Fazit

  • Die in der Schweiz verkauften PSM setzen sich im Durchschnitt aus rund 50 % Wirkstoff, 30 % Wasser und 20 % Beistoffen zusammen. Die mengenmässig bedeutendsten PSM-Beistoffklassen sind Lösungsmittel und Tenside.
  • Die bei Agroscope durchgeführten Feldversuche zeigen erstmals, dass Beistoffe erwartungsgemäss zu Rückständen in behandelten pflanzlichen Lebensmitteln führen können.
  • Da auf absehbare Zeit hinaus keine umfassenden Messdaten zu Beistoffrückständen in Lebensmitteln vorliegen werden, ist es wichtig, dass Methoden für deren Abschätzung zur Verfügung stehen.
  • Mit der vorgestellten Methode können Rückstände von Beistoffen ausreichend genau abgeschätzt werden. Sie kann damit als Basis für eine Beurteilung der Konsumentenexposition dienen.
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