Raufutteranteile in der Legehennenfütterung – sinnvoll bei Zweinutzungshühnern?
Foto: Eva Wolf,
ÖTZ gGmbH
Zweinutzungshühner spielen im Schweizer Biolandbau eine Rolle. Ihre Futtereffizienz ist dabei eine Herausforderung. Macht es Sinn, für diese Tiere extensiveres, faserreicheres Futter einzusetzen?
Mit dem Verzicht auf das Kükentöten bei Bio Suisse gewinnen Zweinutzungsrassen bzw. -linien an Bedeutung, um einen Weg zur Aufzucht der männlichen Küken zu finden. Allerdings ist auch bei Hennen dieser Genotypen die Futterverwertung im Vergleich zu Legehybriden eingeschränkt – je nach Genotyp mehr oder weniger stark. Daraus ergibt sich die Frage, ob deshalb weniger hochwertiges Futter z.B. mit höheren Anteilen an graslandbasiertem Raufutter eingesetzt werden könnte, um wertvollere Komponenten einzusparen. Dies ist umso mehr relevant, weil Hennen auf Biobetrieben im Auslauf oft Wiesenfutter zur Verfügung steht.
Fütterungsversuch mit erhöhtem Raufutteranteil für Legehennen
In einem kontrollierten Fütterungsversuch im Stall wurden die Effekte eines etwas erhöhten Raufutteranteils im Alleinfutter für Legehennen untersucht. Zudem wurde in einer on-farm-Studie auf einem Bio-Legehennenbetrieb der Futterverzehr von der Weide in zwei Herden geschätzt. In beiden Fällen wurde eine neu entwickelte Zweinutzungslinie mit einer klassischen Legehybride verglichen.
Im kontrollierten Versuch zeigte sich, dass eine Erhöhung des Rohfaseranteils von 6,5 auf 10 % in der Ration bei keinem der verglichenen Genotypen einen Effekt auf Legeleistung, Futterverwertung oder Eigewichte hatte. Die Hennen der Zweinutzungslinie hatten erwartungsgemäss eine geringere Leistung und Futterverwertung, was durch die veränderte Futterzusammensetzung auch nicht beeinflusst war.
Weidefutter kann einen Teil des Alleinfutters ersetzen
In der on-farm-Untersuchung wurde eine Futteraufnahme von der Weide im Bereich von 25 g Trockenmasse pro Henne und Tag geschätzt. Das Weidefutter war jung und hochwertig. Die resultierenden Legeleistungen beider Rassen lagen im Rahmen der Erwartungen. Da eine Verdrängung beim Verzehr des Alleinfuttermittels in etwa gleicher Grössenordnung stattfand, kann von einem substanziellen Beitrag des Wiesenaufwuchses (ca. 20 % des Futters) zur Eiproduktion gesprochen werden. Diese Angaben sind Schätzwerte pro Herde aufgrund von Biomasseerhebungen auf der Weide und Futterverbrauch im Stall.
Zweinutzungshennen verwerten rohfaserhaltiges Futter nicht besser als Legehybriden
Aus diesen Untersuchungen kann man schliessen, dass unter den spezifischen Bedingungen unserer Studien eine moderate Steigerung des Rohfasergehaltes im Legehennenfutter den Leistungen nicht abträglich war und unter Auslaufbedingungen auch durch das natürliche Verhalten der Hennen gegeben war. Ein spezifischer Vorteil für Zweinutzungshennen gegenüber Legehybriden zeigte sich diesbezüglich jedoch nicht.
Fazit
- Das Verdauungssystem von Hühnern ist für die Fermentation von Faseranteilen im Futter ausgelegt. Daher ist ein gewisses Mass an zusätzlichen Raufutteranteilen im Geflügelfutter möglich. Besonders bei extensiveren Rassen mit Auslaufmöglichkeiten kann dies sinnvoll sein.
- Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass bei vorsichtiger Erhöhung des Raufutteranteils im Legehennenfutter bzw. bei Aufnahme von Wiesenfutter im Auslauf ein Teil des Futterproteins über diese Wege aufgenommen und verwertet werden konnte.
- Eine systematische Erhebung der Flächeneffizienz auf Geflügelbetrieben mit Weideauslauf wäre ein notwendiger nächster Schritt.
Literaturhinweis
Hat der Raufutteranteil eine besondere Bedeutung für Zweinutzungshennen?.