Beitrag von Agroforst zu einer nachhaltigen Agrarpolitik in der Schweiz
Foto: Gabriela Brändle,
Agroscope
Die zukünftige Agrarpolitik strebt innovative und nachhaltige Produktionssysteme an. Am Beispiel der Agroforstwirtschaft wurde nun eine Bewertungsmethode aus Expertenumfrage und Literatur getestet. Die Ergebnisse zeigen: Die Agroforstwirtschaft kann die Transformation zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft unterstützen.
Die Vision der zukünftigen Agrar- und Ernährungspolitik des Bundes lautet: «Ernährungssicherheit durch Nachhaltigkeit von der Produktion bis zum Konsum». Einen vielversprechenden Baustein stellt dabei die Agrarökologie dar. Sie will die Landwirtschaft und die Ernährungssysteme nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial nachhaltig gestalten.
Ein Praxis-Beispiel der Agrarökologie sind Agroforstsysteme. Sie integrieren Bäume und Sträucher in landwirtschaftliche Nutzflächen. Dabei speichern sie Kohlenstoff, verbessern Wasserhaushalt und Bodenqualität und fördern die Biodiversität. Neben traditionellen Varianten wie Hochstamm-Feldobst-Wiesen oder Kastanienselven gibt es heute auch moderne Systeme wie die Kombination von Gehölzen mit Acker-, Gemüse- und Weinbau oder Tierhaltung.
Doch können Agroforstsysteme den vielfältigen Ansprüchen der Landwirtschaftsstrategie des Bundesrats gerecht werden? Und wie lassen sich solche innovativen Agrarsysteme effizient und doch zuverlässig beurteilen? Um diese Fragen zu beantworten, liessen wir 15 Agroscope-Expertinnen und Experten das Modellbeispiel «Agroforst» bewerten und kombinierten die Resultate mit einer Literaturanalyse.
Resiliente Lebensmittelversorgung und umweltfreundliche Produktion
Die Grundlage bildete eine Bewertungsmatrix, basierend auf den 14 Teilzielen der zukünftigen Agrarpolitik (siehe Abbildung). Die Expertinnen und Experten kamen zum Schluss, dass Agroforst vor allem in der landwirtschaftlichen Produktion (Stossrichtungen «Resiliente Lebensmittelversorgung sicherstellen» und «Umweltfreundliche Lebensmittelproduktion fördern») eine wichtige Rolle spielen kann. Am besten schnitt Teilziel 6 «Biodiversität fördern» ab, gefolgt von Teilziel 1 «Produktionsgrundlagen erhalten» und Teilziel 2 «Auswirkungen des Klimawandels antizipieren». Auf den Konsum und die Wertschöpfung haben Agroforstsysteme aus Sicht der Expertinnen und Experten einen geringeren Einfluss.

Ein Vergleich der Ergebnisse der Befragung mit der Literatur zeigte eine hohe Übereinstimmung. Dies zeigt, dass die Befragung von Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachbereichen eine effiziente und breit abgestützte Bewertung von agrarpolitischen Massnahmen erlaubt.
Hohe Relevanz für die Umsetzung
Beide (Forschende sowie Literatur) sind sich einig: Agroforstsysteme eignen sich als innovative, nachhaltige und gesamtheitliche Produktionssysteme im Sinne der zukünftigen Schweizer Agrar- und Ernährungspolitik und stellen ein gutes Beispiel für die angewandte Agrarökologie dar.
Fazit
- 15 Forschende von Agroscope mit Expertisen von Agrarökologie bis Wirtschaft haben die Bedeutung der Agroforstwirtschaft für die 14 Teilziele der zukünftigen Agrarpolitik bewertet.
- Die Befragung ergab, dass Agroforstsysteme vor allem auf Ziele zur landwirtschaftlichen Produktion positiven bis sehr positiven Einfluss haben können. Weniger Einfluss haben sie auf den Konsum und die Wertschöpfung.
- Die Befragung von Expertinnen und Experten ist eine einfache, aber fachlich zuverlässige Methode, um agrarökologische Produktionssysteme im Hinblick auf agrarpolitische Ziele zu beurteilen.
- Forschende sowie Literatur sind sich einig: Die Agroforstwirtschaft trägt erheblich zur Resilienz und Umweltfreundlichkeit der Landwirtschaft bei und kann deshalb die Transformation zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft unterstützen.
Literaturhinweis
Evaluation der Rolle von Agroforst in einer gesamtheitlichen Landwirtschafts- und Ernährungspolitik.