Agroscope, Universität Bern

Ersatzprodukte für Fleisch und Milch: besser für Gesundheit und Umwelt?

In den letzten Jahren sind Lebensmittel auf den Markt gekommen als Alternative für tierische Produkte. Das Ziel: Nachhaltigkeit und Gesundheit positiv beeinflussen. Doch tun sie das wirklich? Eine Studie von Agroscope und der Universität Bern hat dies untersucht.

Tierische Produkte belasten die Umwelt nachweislich deutlich stärker als pflanzliche. Zudem wird ein hoher Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch mit gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht. Auch das Tierwohl gilt es zu berücksichtigen.

Eine Umstellung auf eine pflanzenbasierte Ernährung hilft, diese Herausforderungen zu meistern, erfordert aber umfangreiche Anpassungen des Speiseplans. Aus diesem Grund werden Fleisch- und Milchalternativen immer beliebter, da sie einen direkten Ersatz der Originale ermöglichen sollen. Dazu zählen sowohl traditionelle Produkte wie Tofu und Falafel als auch neuartige Erzeugnisse wie Soja-Schnitzel und veganer Käse. Es stellt sich jedoch die Frage, ob sie das Versprechen einer gesunden und umweltfreundlichen Ernährung erfüllen.

Eine umfassende Modellierung der Ernährung

Zur Beantwortung dieser Frage haben Agroscope-Fachleute zunächst die Nährwerte und Umweltauswirkungen von über hundert Lebensmitteln bestimmt. Dabei wurde die Herkunft der Lebensmittel berücksichtigt. Die Zusammensetzung zweier Ernährungsmuster – der aktuellen Durchschnittsernährung und der empfohlenen Ernährung – wurde daraufhin ermittelt. In beiden Ernährungsmustern wurden dann das Fleisch und die Milchprodukte durch verschiedene Alternativprodukte ersetzt und die Nährwerte und Umweltwirkungen dieser Alternativmuster quantifiziert.

Folgen für den Nährwert und die Umwelt

Die Ergebnisse zeigen vor allem beim Ersatz von Fleisch ein hohes Reduktionspotenzial der Umweltbelastungen. Auch der Ersatz von Milchprodukten führt in den meisten Fällen zu einer Reduktion der Umweltbelastungen, allerdings steigt der Wasserverbrauch bei einigen der verwendeten Zutaten. Auch gewisse Nährstoffe sind in den Alternativen stärker vertreten, dafür mangelt es an anderen. Besonders kritisch ist hier die Versorgung mit Jod, Calcium und Vitamin B12, da deren Bedarf derzeit zu einem grossen Teil durch tierische Produkte gedeckt wird und somit nur mit künstlicher Ergänzung in den Alternativprodukten ausgeglichen werden kann.

Die Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten

Die wahrgenommene Gesundheit und Nachhaltigkeit der Produkte zeigt einen positiven Zusammenhang mit der Konsumbereitschaft, wobei andere Eigenschaften wie der Preis und der Geschmack ebenfalls eine Rolle spielen. Es zeigt sich allerdings, dass im Rahmen der Studie befragte Konsumentinnen und Konsumenten die tatsächlichen Nährwerte und Umweltauswirkungen der Alternativprodukte nur schlecht beurteilen können. Eine grosse Ähnlichkeit zwischen Alternativprodukt und «Original» wird von einer knappen Minderheit der Konsumentinnen und Konsumenten gewünscht.

Die ethische und rechtliche Perspektive

Aus ethischer Sicht bieten Alternativprodukte verschiedene Vorteile, da sich die Problematik des Tierwohls erübrigt und die Umweltbelastung abnimmt. Die Ersatzprodukte sollten allerdings mehr als nur Imitate von Fleisch und Milchprodukten sein, eine eigene Rolle einnehmen und sich somit nach und nach einen festen Platz in der traditionellen Küche erobern. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Alternativprodukte in der Schweiz sind klar geregelt und es besteht nur wenig Änderungsbedarf. Es gibt allerdings Potenzial zum Abbau von Innovationshemmnissen wie die Beschleunigung von Zulassungsverfahren.

Fazit

  • Fleischalternativen belasten die Umwelt weniger als Fleisch. Für Milchproduktalternativen fällt das Ergebnis differenzierter aus, vor allem wegen des manchmal hohen Wasserverbrauchs.
  • Aus Ernährungssicht können Fleischalternativen allgemein empfohlen werden, sofern der Gehalt an bestimmten Mikronährstoffen wie Jod und B-Vitaminen ausgeglichen wird.
  • Alternativen zu Milchprodukten sollten eher als Ergänzung betrachtet werden, da ihre Nährstoffgehalte häufig nicht gleichwertig sind.
  • Eine grössere Transparenz in Bezug auf den Nährwert und die Umweltbelastung entlang der Wertschöpfungskette würde gezieltere Entscheidungen begünstigen, sowohl in der Produktion als auch auf Ebene des Konsums.
  • Ein reiner Fokus auf die Imitierung des Originals ist nicht zielführend, da nur eine Minderheit der Konsumentinnen und Konsumenten dies wünscht.
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