Agroscope, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), Universität Bern

Paratuberkulose bei Rindern: internationale Entwicklung und Situation in der Schweiz

Eine aktuelle Übersicht zur Paratuberkulose beschreibt diese chronische Erkrankung von Rindern, zeigt wie man sie international und national bekämpft und erklärt warum das wichtig ist.

Paratuberkulose (ParaTB) zeigt sich beim Rind und anderen Wiederkäuern als eine über viele Jahre verlaufende Krankheit. Sie ist erst symptomlos, später führt eine chronische Darmentzündung mit Durchfall zum Tode. Das Bakterium Mycobacterium avium spp. paratuberculosis (MAP) ist der Auslöser von ParaTB.

Schweizer Kuh mit Paratuberkulose. (Foto: Universität Bern, Wiederkäuerklinik)

Stand der Forschung zur Paratuberkulose

Der Artikel zeichnet den aktuellen Stand der Forschung über ParaTB und MAP nach und erörtert, wie verschiedene Länder ParaTB bekämpfen.

Erste ParaTB-Bekämpfungsprogramme wurden vor über 30 Jahren aufgegleist, als sich andeutete, dass MAP in Verdacht steht, die entzündliche Darmerkrankung «Morbus Crohn» beim Menschen auszulösen und unter gewissen Umständen die Pasteurisierung von Verkehrsmilch zu überleben.

Trotz intensiver Forschung während den letzten Dekaden konnte der mögliche kausale Zusammenhang zwischen MAP und Morbus Crohn weder vollständig bewiesen noch widerlegt werden. Es fehlen immer noch verschiedene klinische Studien mit validierten Methoden zum MAP-Nachweis in klinischen Proben. Dennoch wird die ParaTB-Bekämpfung ausgebaut, besonders in Ländern mit grossen Herden und intensiver Landwirtschaft.

Aktuell wird die ParaTB-Bekämpfung in vielen Ländern durch integratives Herdenmanagement zur Förderung der Tiergesundheit und des Tierwohles unter Einbezug ökonomischer Fragen praktiziert.

Situation in der Schweiz

ParaTB kommt in der Schweiz endemisch vor. Ende 2015 wurden auf nationaler Ebene obligatorische Bekämpfungsmassnahmen gegen die Tierseuche festgelegt, hauptsächlich um den Zugang zum internationalen Markt (Export von Milch und Milchprodukten) zu sichern. Ziel ist es, Tiere, die den Erreger in grossen Mengen ausscheiden, zu identifizieren und zu eliminieren, und damit den Infektionsdruck im Bestand und das potentielle Risiko eines Eintrages von MAP in die Lebensmittelkette zu verringern.

Jüngste Daten von Prof. M. Meylan der Universität Bern zeigen, dass in der Schweiz eine im europäischen Vergleich tiefe Herdenprävalenz in Schweizer Rinderhaltungen vorhanden ist: Die wahre Seroprävalenz betrug 3,6 % auf Herdenebene, sowie 3,6 % auf Tierebene in infizierten Betrieben. Herdengrösse war der einzige Risikofaktor für einen positiven Herdenstatus. Ausserdem zeigt die Studie ein eher bescheidenes Wissen über ParaTB bei Rinderhaltenden.

Fazit

  • Trotz intensiver Forschung während den letzten drei Dekaden konnte ein möglicher kausaler Zusammenhang zwischen MAP und Morbus Crohn beim Menschen weder vollständig bewiesen noch widerlegt werden.
  • International wird ParaTB bekämpft, indem man integratives Herdenmanagement zur Förderung der Tiergesundheit und des Tierwohls unter Einbezug ökonomischer Fragen praktiziert. Dieser Ansatz hätte dann auch einen positiven Einfluss auf die Lebensmittelsicherheit.
  • In der Schweiz wurde kürzlich eine im internationalen Vergleich relativ niedrige Seroprävalenz für MAP in Milchviehherden gemessen.
  • In der Schweiz existiert kein national koordiniertes Programm zur Überwachung und Bekämpfung der ParaTB. Umso wichtiger ist es, durch verstärkte Information das Bewusstsein der Tierhaltenden für die Krankheit zu steigern, damit Infektionen erkannt und Massnahmen getroffen werden für eine bessere Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit.

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