Weniger Treibhausgase aus genutzten Moorböden – ist das möglich?
Foto: Sonja Paul,
Agroscope
Eine mineralische Bodendeckung in Kombination mit einer Anhebung des Grundwasserspiegels kann den Verlust an organischem Kohlenstoff in genutzten Moorböden reduzieren. So könnte gleichzeitig die landwirtschaftliche Produktivität erhalten bleiben.
Wassergesättigte Moorböden sind bedeutende Speicher für organischen Kohlenstoff. Global sind zwanzig Prozent des organischen Bodenkohlenstoff-Vorrates dort gespeichert, obwohl Moorböden nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken. Diese Böden sind ebenso ein wesentlicher Speicher für organischen Stickstoff.
Entwässerte Moorböden setzen Treibhausgase frei
Zugunsten des Ackerbaus werden viele dieser Böden entwässert. Dies führt zu Bodensackung und beschleunigter Mineralisierung des belüfteten Torfs. Dabei werden viele Treibhausgase (THG) freigesetzt. Entwässerte Moorböden sind Hauptquellen für Kohlenstoffdioxid (CO2, 360–810 g C pro Quadratmeter und Jahr) und Lachgas (N2O, 0,16–0,82 g N pro Quadratmeter und Jahr). Methan (CH4) Emissionen sind hingegen vernachlässigbar. Zur Reduktion von THG-Emissionen werden sowohl die Wiedervernässung als auch die Renaturierung von Mooren vorgeschlagen, was jedoch die landwirtschaftliche Nutzung einschränkt oder ganz verunmöglicht.
Eine angewendete Methode, die Bearbeitbarkeit dieser Böden zu verbessern und der Bodensackung entgegenzuwirken ist die Überschüttung mit mineralischem Aushubmaterial, welches an Baustellen anfällt. Ob eine mineralische Überschüttung auch die THG-Emissionen deutlich verringert, haben Fachleute von Agroscope und der Universität Basel untersucht.
Keine Reduktion der Kohlenstoffverluste durch mineralische Überdeckung
Die Studie wurde im Rheintal, Schweiz, auf entwässerten Moorböden mit einer 40cm mächtigen und ohne Überschüttung durchgeführt. Über vier Jahre wurden CO2-Flüsse mittels der Eddy-Kovarianz-Methode gemessen, während N2O- und CH4-Flüsse über drei Jahre mit automatischen Kammersystemen aufgezeichnet wurden. Die entwässerten Moorböden zeigten erhebliche Verluste an organischem Bodenkohlenstoff, die starken jährlichen Schwankungen unterworfen waren (175–786 g C pro Quadratmeter und Jahr für die nicht-überschüttete und 125–826 g C pro Quadratmeter und Jahr für die überschüttete Fläche). Das ausgebrachte Bodenmaterial führt zu keiner signifikanten Reduktion der organischen Bodenkohlenstoff-Verluste im Vergleich zum nicht überschütteten Moorboden. Die mineralische Überschüttung hat somit wenig Potenzial, die organischen Bodenkohlenstoff-Verluste in entwässerten Moorböden zu reduzieren.
Weniger Lachgasemissionen dank mineralischer Überdeckung
Die ausgebrachte Bodendeckung verringerte jedoch die N2O-Emissionen signifikant (von 1,5 auf 0,2 g N pro Quadratmeter und Jahr). Infolge der Reduktion an Lachgasemissionen verbesserte sich mit Überschüttung das gesamte THG-Budget (von 19,2±2,0 auf 12,8±2,1 t CO2-Äquivalent pro Hektar und Jahr).
Reduzierte Kohlenstoffverluste nur bei hohem Grundwasserspiegel
Die jährlichen starken Schwankungen beim Verlust an organischem Kohlenstoff konnten auf die unterschiedlichen Grundwasserstände zurückgeführt werden: je höher der Grundwasserstand, desto geringer die Verluste.
Ein hoher Grundwasserstand – im idealen Fall wäre der gesamte Torfkörper wassergesättigt – schützt somit vor einer schnellen Mineralisierung des organischen Kohlenstoffs. Eine weitere landwirtschaftliche Produktion wäre bei sehr hohen Wasserständen jedoch kaum mehr möglich. Eine mineralische Überschüttung schafft eine belüftete Bodenschicht über dem wassergesättigten Torf und ermöglicht somit die weitere landwirtschaftliche Produktion.
Eine effektive Methode zur Reduzierung der THG-Emissionen aus bewirtschafteten organischen Böden könnte somit eine Kombination der mineralischen Bodendeckung mit einer Anhebung des Grundwasserspiegels sein. Die landwirtschaftliche Produktion bliebe erhalten und gleichzeitig würden Verlusten des Bodenkohlenstoffs und somit die THG-Emissionen reduziert.
Fazit
- Moorböden speichern viel organischen Kohlenstoff. Werden diese organischen Böden entwässert, entstehen Kohlendioxid und Lachgas, die Methan-Emissionen hingegen sind gering.
- Die Aufbringung von mineralischem Bodenmaterial auf die organischen Böden verbessert das gesamte Treibhausgas-Budget insbesondere aufgrund von reduzierten Lachgasemissionen, stoppt den Verlust an organischem Bodenkohlenstoff hingegen nicht.
- Eine effektive Verbesserung des Treibhausgas-Budgets liesse sich durch eine Kombination der untersuchten mineralischen Bodendeckung mit einer Anhebung des Grundwasserspiegels erreichen. So könnte gleichzeitig die landwirtschaftliche Produktivität erhalten bleiben.
Literaturhinweis
Can mineral soil coverage be a suitable option to mitigate greenhouse gas emissions from agriculturally managed peatlands?.