FiBL, Agroscope

Was leisten Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz für die Erhaltung der Biodiversität?

Gegen den Biodiversitätsrückgang setzen Schweizer Landwirtschaftsbetriebe 19,3 % ihrer Nutzfläche als Biodiversitätsförderflächen (BFF) um. Dabei zeigt sich, dass Biobetriebe deutlich mehr und qualitativ bessere BFF umsetzen als ÖLN-Betriebe.

In der Schweizer Kulturlandschaft ist der Rückgang der Biodiversität besonders markant, obwohl die Landwirtschaftsbetriebe im Durchschnitt 17,6 % (19,3 % mit Bäumen) ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) als Biodiversitätsförderflächen (BFF) bewirtschaften. Gründe dafür sind die ungenügende ökologische Qualität, die Anlage an ungeeigneten Standorten, die nicht zielorientierte Bewirtschaftung der BFF sowie die hohe Anbauintensität in den Kulturen. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie sich die Anbausysteme nach den Anforderungen des ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN) und nach der biologischen Bewirtschaftung  in der Umsetzung von BFF zwischen 2015 und 2020 unterscheiden.

Hohe Biodiversitätsleistungen der Biobetreibe verglichen mit ÖLN-Betrieben

Der umfangreiche Vergleich der BFF-Anteile aller direktzahlungsberechtigten Betriebe zeigt, dass Biobetriebe signifikant mehr und auch mehr wertvolle BFF umsetzen als ÖLN-Betriebe. Sie bewirtschafteten 2020 im Durchschnitt 26,8 % ihrer LN als BFF, während ÖLN-Betriebe einen Anteil von 15,9 % nachwiesen. Die ökologisch wertvollen BFF waren bei Biobetrieben höher: Sie hatten mehr BFF QII (15,0 %) und mehr BFF, welche die Umweltziele Landwirtschaft (UZL) erfüllen (15,3 %), während ÖLN-Betriebe nur 8,8 % resp. 9,1 % hatten. Die detaillierte Analyse der BFF-Typen zeigt, dass Biobetriebe mehr BFF und qualitativ besseren BFF-QII im Grünland, mehr BFF auf Rebflächen, mehr Hochstamm-Obstbäume und mehr Hecken im Vergleich zu ÖLN-Betrieben bewirtschafteten. 2020 wurden 16,7 % aller Betriebe biologisch bewirtschaftet. Diese Biobetriebe waren für 27,3 % aller BFF in der Schweiz verantwortlich. Die generell höhere Umsetzung, insbesondere von qualitativ wertvollen BFF weist auf höhere Biodiversitätsleistungen der Biobetriebe hin, die durch die weniger intensive Bewirtschaftung (geringerer Pflanzenschutzmittel- und Stickstoffdüngereinsatz) noch verstärkt werden.

Förderung des Biolandbaus vorteilhaft für das Erreichen der Umweltziele

Um die UZL im Bereich Biodiversität zu erreichen, muss die Schweiz auf Basis der Faktenlage den Biolandbau in allen landwirtschaftlichen Zonen deutlich stärker fördern und klare Ziele formulieren, ähnlich wie in der EU. Ausserdem braucht es sowohl vom Bund wie auch von Label-Organisationen zusätzliche Anforderungen und Anreize für ökologisch wertvolle BFF. Die Umsetzung gelingt jedoch nur mit besserer Ausbildung der Betriebsleitung und mit besserem Wissenstransfer durch eine kompetente gesamtbetriebliche Biodiversitätsberatung. Eine Erhöhung der Anforderungen an die Landwirtschaft muss von allen Akteuren der Wertschöpfungskette mitgetragen werden und mit fairen Preisen für natur- und umweltfreundlich hergestellten Produkte unterstützt werden.

Abb. 1 | A) Anteil BFF und B) Anteil BFF QII an der LN [%] bei ÖLN- und Biobetrieben zwischen 2015 und 2020. Abgebildet sind Mittelwert und Standardabweichung. Der Anteil BFF und BFF QII sind bei Biobetrieben signifikant höher im Vergleich zu ÖLN-Betrieben.
Abb. 2 | Anteil BFF mit UZL-Qualität an der LN [%] auf ÖLN- und Biobetrieben zwischen 2015 und 2020 im Vergleich zu Soll-Wert für UZL-Flächenziel über alle landwirtschaftlichen Zonen nach Walter et al. (2013; schwarze Linie). Abgebildet sind Mittelwert und die Standardabweichung. Der Anteil BFF mit UZL-Qualität ist bei Biobetrieben signifikant höher im Vergleich zu ÖLN-Betrieben.

Fazit

  • Auf Biobetrieben war 2020 der durchschnittliche Anteil BFF an der LN mit 26,8 % höher im Vergleich zu ÖLN-Betrieben mit 15,8 %.
  • Der Anteil qualitativ wertvoller BFF nach UZL erreichte 2020 im Mittel 15,3 % auf Biobetrieben und 9,1 % auf ÖLN-Betrieben. Das UZL-Flächenziel über alle Regionen liegt bei 16 %.  Die UZL-Flächenziele in den jeweiligen landwirtschaftlichen Zonen wurden von keinen Anbausystemen erreicht.
  • Biobetriebe bewirtschafteten signifikant mehr BFF QII im Grünland, mehr Rebflächen-BFF sowie mehr Hochstamm-Obstbäume und Hecken als ÖLN-Betriebe.
  • Es braucht deutlich mehr Biolandbau in der Landschaft, um die Umweltziele Landwirtschaft im Bereich Biodiversität zu erreichen. Aufgrund des umfangreichen Leistungsausweises des Biolandbaus ist der Biolandbau ein Teil der Problemlösung und bedeutet auch geringere Umweltbelastungen mit Pflanzenschutzmitteln und Nährstoffen.

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