Agroscope, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)

Zukunftsfähige Bodenbewirtschaftung braucht einen Mix an Unterstützungsmassnahmen

Schweizer Landwirtinnen und Landwirte setzen bei der Bodenbewirtschaftung unterschiedliche Prioritäten, wie eine Agroscope-Studie zeigt. Massgeschneiderte Informations- und Politikmassnahmen könnten eine bodenschonende Bewirtschaftung gezielt fördern.

Die Ackerböden der Schweiz sind essentiell für die Produktion von Futter- und Lebensmitteln und unterstützen die Funktion von Ökosystemdienstleistungen wie Wasserregulierung, Kohlenstoffspeicherung oder den Nährstoffkreislauf. Durch die landwirtschaftliche Nutzung und zunehmende Extremwetterereignisse (Starkniederschläge, Dürren) aufgrund klimatischer Veränderungen geraten Böden jedoch zunehmend unter Druck. Bodenschonende Bewirtschaftungsmethoden wie Gründüngungen, Zwischenfruchtanbau oder reduzierte Bodenbearbeitung können negativen Auswirkungen entgegenwirken.

Unterschiedliche Sichtweisen sichtbar machen

Die Anwendung solcher Methoden bedarf jedoch der Umsetzung durch landwirtschaftliche Betriebe und deren bestmögliche Begleitung und Unterstützung. Dazu ist es hilfreich, die Zielgruppe gut zu kennen. Eine aktuelle Studie untersucht daher die Einstellungen und Prioritäten von Landwirtinnen und Landwirten aus dem Schweizer Mittelland bei der Bodenbewirtschaftung. Um die Heterogenität der Landwirte sichtbar und ebenso fassbar zu machen, wurden typische Sichtweisen auf die Bodenbewirtschaftung identifiziert und beschrieben.

Die Prioritäten der interviewten Landwirtinnen und Landwirte lassen sich zu drei Sichtweisen zusammenfassen:

  • Sichtweise 1, «Bodengesundheit für die Zukunft», hat eine starke intrinsische Motivation für Bodenschutz und -verbesserung, mit dem Ziel, den Boden in bestem Zustand an nachfolgende Generationen zu übergeben
  • Sichtweise 2, «Lebensmittelproduktion aus Überzeugung» legt einen Fokus auf die Herstellung von Lebensmitteln und verfolgt damit eher traditionelle, produktionsorientierte Ziele. Diese Sichtweise vertraut zudem primär auf ihre eigenen Überzeugungen und scheint wenig empfänglich für von aussen angestossene Veränderungen.
  • Sichtweise 3, «Effiziente Arbeit für wirtschaftliche Sicherheit», ist bei der Arbeit mit dem Boden primär durch wirtschaftliche Überlegungen getrieben und setzt dazu auf das Vermeiden von wirtschaftlichen und agronomischen Risiken.

Allen Sichtweisen ist gemein, dass sie eine langfristige Perspektive vertreten.

Chance für gezielte Informationen und Politikmassnahmen

Diese unterschiedlichen Sichtweisen können mit massgeschneiderten Informations- und Politikmassnahmen angesprochen werden. So kann Informationsmaterial beispielsweise verschiedenste Vorteile und Aspekte bodenschonender Bewirtschaftungsmassnahmen betonen, um alle Gruppen gleichermassen anzusprechen. Ein Beispiel wäre, sowohl Vorteile für Bodenleben und Ökologie (ansprechend für Sichtweise 1), Auswirkungen auf Ertragsstabilität und Pflanzengesundheit (Sichtweise 2), als auch mögliche Kosteneinsparungen (Sichtweise 3) aufzuzeigen. Auch agrarpolitische Massnahmen von Bildungsangeboten (Sichtweise 1) über gesetzliche Mindeststandards (Sichtweise 2) bis hin zu neuen Vermarktungskanälen und die Abfederung finanzieller Risiken (Sichtweise 1 und 3) sind denkbare Wege, die Verbreitung bodenschonender Bewirtschaftungsmethoden zu unterstützen.

Fazit

  • Betrachtet man Prioritäten und Einstellungen so gibt es nicht «den» Schweizer Landwirt oder «die» Schweizer Landwirtin. Vielmehr handelt es sich um eine heterogene Gruppe. Es gibt jedoch typische Sichtweisen, die jeweils unterschiedliche Aspekte betonen.
  • Die typischen von Schweizer Landwirten geteilten Sichtweisen auf das Thema Bodenbewirtschaftung lassen sich unter den Stichworten «Bodengesundheit», «Lebensmittelproduktion» und «Effizienz und Risikovermeidung» zusammenfassen.
  • Um alle Landwirte anzusprechen und zu erreichen ist daher ein Mix an unterschiedlichen Massnahmen nötig. Diese sollten die unterschiedlichen Sichtweisen gezielt ansprechen und jeweils zentrale Aspekte (z.B. Vorteile für Bodengesundheit oder Wirtschaftlichkeit) betonen.

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