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Nachhaltigkeitsabgaben: Welche werden bevorzugt?

Lenkungsabgaben können das Konsumverhalten verändern. In einer Agroscope-Studie stand eine Nachhaltigkeitsabgabe auf Lebensmittel im Fokus. Es zeigte sich, dass Abgaben für soziale Nachhaltigkeit und Tierwohl am ehesten auf Akzeptanz stossen.

In früheren Studien wurden generell Politikmassnahmen und spezifisch Nachhaltigkeitslabel untersucht. Nun haben Agroscope-Forscherinnen Nachhaltigkeitsabgaben auf Akzeptanz getestet. Diese sind eine besondere Art von Steuern. Wenn die eingenommenen Gelder für bestimmte Zwecke wie beispielsweise die Verbesserung des Tierschutzes verwendet werden, kann das die Akzeptanz erhöhen.

Erste Abgaben da, Studien dazu fehlen

Derzeit gibt es schon diverse Nachhaltigkeitsabgaben. Konsumierende können etwa zu einem höheren Preis die sogenannte «Faireswiss-Milch» kaufen. Mit dieser Preiserhöhung wird sichergestellt, dass die Produzierenden einen kostendeckenden Milchpreis erhalten. Ebenso kann die Kundschaft in einigen Supermärkten ihren CO2-Fussabdruck kompensieren oder Geld für Klimafonds spenden. Dennoch gibt es derzeit nur wenige wissenschaftliche Studien zur Akzeptanz oder Präferenz der Verbraucher. Deshalb haben Agroscope-Forscherinnen genau dies untersucht.

Die beliebteste Nachhaltigkeitsabgabe

Mittels einer Onlinebefragung in der deutschsprachigen Schweiz wurden insgesamt 525 Personen befragt (50 % davon waren Frauen). Im Rahmen eines Onlineexperiments wurde den Teilnehmenden nachfolgendes Szenario präsentiert:

«Stellen Sie sich vor, dass im Supermarkt, wo Sie am häufigsten einkaufen, ein Teil des Verkaufspreises eines bestimmten Produkts für Nachhaltigkeitsprojekte verwendet wird. Nachfolgend sehen Sie jeweils eine Produktkategorie und vier mögliche Produktversionen, die alle gleich viel kosten. Bitte wählen Sie davon das Produkt, welches Sie am ehesten kaufen würden.»

Die Teilnehmenden sollten sich dann für die sechs Produkte (frisches/verarbeitetes Gemüse, frische/verarbeitete Milchprodukte und frische/verarbeitete Fleischprodukte) für eine der vier Nachhaltigkeitsabgaben entscheiden (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Experimentdesign für die verschiedenen Produkte und Nachhaltigkeitsabgaben, wobei alle Produktoptionen den gleichen Preis hatten.

Die Teilnehmenden wählten bei Fleisch- und Milchprodukten am häufigsten die Nachhaltigkeitsabgabe A für Tierwohl, gefolgt von der Option B für soziale Nachhaltigkeit (Abbildung 2). Zudem schien soziale Nachhaltigkeit bei Gemüse eine wichtigere Rolle zu spielen als bei tierischen Produkten. Die Bereitschaft, einen Teil des Produktpreises zur Unterstützung lokaler Landwirtinnen und Landwirten zu verwenden (ca. 22 %) – also soziale Nachhaltigkeit – war bei Fleischprodukten geringer als bei Gemüse (ca. 32 %) und Milchprodukten (ca. 29 %).

Abbildung 2: Präferenzen über die vier Nachhaltigkeitsabgaben und die sechs Produkte inklusive Gruppenvergleich zwischen den frischen und verarbeiteten Produkten.

Die Teilnehmenden entschieden sich beim verarbeiteten Produkt häufiger für die allgemeine Nachhaltigkeitsabgabe (Option D) als sie dies beim frischen Produkt taten. Ebenso wählten beim verarbeiteten Produkt insgesamt mehr Teilnehmende die ökologische Nachhaltigkeit (Option C) als beim frischen Produkt.

Fazit

  • Für pflanzliche Produkte wird eine Nachhaltigkeitsabgabe für soziale Nachhaltigkeit und die Reduktion von Risiken durch Pflanzenschutzmittel präferiert
  • Für tierische Produkte wird eine Nachhaltigkeitsabgabe für Tierwohl und soziale Nachhaltigkeit präferiert.
  • Am wenigsten attraktiv waren die Lenkungsabgaben für ökologische Nachhaltigkeit und allgemeine Nachhaltigkeit.
  • Die Wahrnehmung von Landwirtinnen und Landwirten ist ein treibender Faktor für die Präferenz einer Nachhaltigkeitsabgabe zur Unterstützung lokaler Landwirtinnen und Landwirten.
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