Wo in der Agrarlandschaft lohnt sich Vogelschutz?
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Eine Fokuskarte von Agroscope, ETH Zürich und Universität Lausanne zeigt auf, wo Biodiversitätsmassnahmen einen positiven Effekt auf Vögel haben könnten und wo nicht. Basierend auf diesen Erkenntnissen lässt sich die Landnutzung besser planen.
Die Schweiz hat sich das Ziel gesetzt, mehr als 50 % des eigenen Nahrungsmittelbedarfs selbst zu decken. Eine erhöhte Produktivität steht jedoch unter steigendem Flächendruck im Konflikt mit dem Schutz der natürlichen Ressourcen und der Biodiversität. Um Zielkonflikte zu entschärfen, haben Fachleute von Agroscope, ETH Zürich und Universität Lausanne eine räumlich explizite Karte entwickelt, die helfen soll, die Landnutzung für Vögel der Umweltziele Landwirtschaft zu optimieren.
Vögel als Indikatoren
Vögel werden häufig als Indikatorarten für die Biodiversität in der Agrarlandschaft genutzt. Dementsprechend wurde eine Modellierungstechnik entwickelt, die kleinräumige Fokuszonen für den Vogelschutz identifizieren kann.
Dazu wurden Artenverbreitungsmodelle von 27 verschiedenen Vogelarten mit dem Einfluss der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, modelliert durch «Swiss Agricultural Life Cycle Assessment for Biodiversity» (SALCA-BD), räumlich überlagert. Die resultierende Karte (siehe Abbildung 1) zeigt, in welchen Zonen wie bisher gewirtschaftet werden sollte (grün auf der Karte: geringer Druck der Bewirtschaftung, hohes Potenzial für Artenvielfalt) und wo gezielte Massnahmen für den Vogelschutz vorteilhaft sind (orange auf der Karte: hohes Potenzial für Artenvielfalt, aber hoher Druck der Bewirtschaftung).
Förderzonen und Schutzzonen
Ein Drittel (31 %) der landwirtschaftlichen Nutzfläche haben das Potential für «Förderzonen». In diesen Zonen gibt es ein hohes Potenzial für die Artenvielfalt bei Vögeln, bei gleichzeitig hohem Druck auf die Biodiversität durch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Gezielte Fördermassnahmen, z.B. Anlegen von Biodiversitätsförderflächen oder Extensivierung der Nutzung, können die Vogelwelt hier unterstützen.
Ungefähr ein Fünftel (18 %) der landwirtschaftlichen Fläche wurden als «Schutzzonen» deklariert. Dort gibt es sowohl ein hohes Potenzial für Artenvielfalt der Vogelarten als auch einen niedrigen Druck der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Das bedeutet: die Bewirtschaftung ist vorteilhaft für die Vogelwelt. In diesen Regionen sind besonders viele Biodiversitätsförderflächen zu finden und dementsprechend eine geringere landwirtschaftliche Bewirtschaftungsintensität.
Ist-Zustand und Planungsinstrument zugleich
Die erarbeitete räumlich explizite Karte für den Vogelschutz in der Agrarlandschaft kann genutzt werden, um gezielte und effektive Schutz- und Fördermassnahmen für Vögel und demzufolge die Biodiversität zu planen. Regionalisierte Ansätze bieten eine Möglichkeit, sowohl die landwirtschaftliche Produktion zu erhalten als auch die Biodiversität langfristig zu fördern.

Fazit
- «Schutzzonen» mit niedrigem Bewirtschaftungsdruck und hohem Artenpotenzial umfassen ca. 18 % der Fläche, mit viel Grünland und Strukturen.
- «Förderzonen» mit hohem Bewirtschaftungsdruck und hohem Artenpotenzial umfassen ca. 31 % der Fläche, mit viel Ackerland und wenig Strukturen. Sie befinden sich vor allem im Mittelland.
- Die räumlich explizite Karte hilft Landnutzung besser zu planen, um Konflikte zwischen Biodiversität und Produktion zu reduzieren.
- Mit der neuen Methode könnten in Zukunft auch artspezifische Karten erstellt werden, um noch gezielter auf die Bedürfnisse einzelner Arten einzugehen.
Literaturhinweis
Identifying focus zones for the conservation and promotionof priority birds in Swiss farmland.